Das Mekka des Mädchenfußballs

ISSEL. Eine solche Dominanz, wie sie der TuS Issel im Frauen-Fußball hat, konnte nicht einmal Eintracht Trier im Männerbereich zu Zweitligazeiten aufweisen. Mehr als 150 kickende Mädchen und Frauen – das ist das Vielfache von dem, was andere Vereine unserer Region auf die Beine stellen können.

 Die B-Juniorinnen des TuS Issel, hier beim Gewinn der Mini-WM der B-Juniorinnen aus Rheinland-Pfalz und Hessen in den Trikots der argentinischen Nationalmannschaft. Foto: Daniel John

Die B-Juniorinnen des TuS Issel, hier beim Gewinn der Mini-WM der B-Juniorinnen aus Rheinland-Pfalz und Hessen in den Trikots der argentinischen Nationalmannschaft. Foto: Daniel John

Hier wurde nichts im Eilverfahren aus dem Boden gestampft, sondern das, was der Verein heute repräsentiert, ist Zug um Zug gewachsen. Das bezieht sich sowohl auf die sportlichen Erfolge, als auch auf das Administrative und die Infrastruktur. Kein anderer Verein baut so stark auf die eigene Jugendarbeit, und demzufolge lebt auch kein anderer so sehr davon. Ein Paradebeispiel für die Talentförderung und die Kontinuität sind dabei die B-Juniorinnen, die den direkten Unterbau der Damenteams bilden. Trainer dieser Mannschaft, die seit drei Jahren mit großem Erfolg in der höchsten Klasse, der Regionalliga, antritt, ist Stefan Jostock. Mit 29 Jahren noch ein "echter Jungspund" in der Trainergilde, gleichzeitig aber auch ein "alter Hase". Er erinnert sich noch genau, wie es anfing: "Eines Tages hat mich Jürgen Schmitt gefragt, ob ich nicht Lust hätte, unterstützend bei der U 10 mitzuarbeiten. Da wusste ich noch gar nicht, was das ist." Schmitt, Abteilungsleiter in Issel und der "Macher des Fräuleinwunders", hatte Jostock damit aber bereits infiziert. "Es war vielleicht entscheidend, dass der Trainer bei der ersten Übungseinheit fehlte. Und dann bin ich dabei geblieben." Er gibt zu: "Zuerst habe ich gedacht: ,Mädchen is nix'. Dann hat zum Glück die Neugierde überwogen." Inzwischen ist Jostock mitgewachsen. Etwas langsamer als seine Schützlinge, aber seit drei Jahren eben doch in der höchsten Mädchenklasse angelangt. Die unterschiedlichen Interessen innerhalb des Kaders seien so reizvoll, betont er. "Einige Mädchen sind absolut leistungsorientiert, andere haben einfach Spaß am Fußball, für den Rest wiederum ist der soziale Aspekt der entscheidende Faktor." Und weil das so ist, glaubt Jostock, "gibt es höchstens in Ausnahmefällen einmal Zickenalarm". Die Ausnahmestellung des TuS im Damen- und Mädchenbereich zeigt sich längst auch im Einzugsgebiet. Das reicht weit über die Bannmeile von Schweich hinaus. "Traben-Trarbach, Wawern, Tawern und Thalfang" nennt der Coach als am weitesten entfernte Standorte von Spielerinnen und fügt hinzu: "In der Eifel ist die Grundversorgung mit Fußball besser. Da gibt es eine höhere Vereinsdichte." Von Dichte kann dagegen gerade im Juniorinnenbereich nicht gesprochen werden. In der Regionalliga treten Elfer-Mannschaften an. Außer Issel kann kein Verein der Region ein solches Team stellen. Und deshalb ist Issel in dieser Liga als Klub von der Mittelmosel Einzelkämpfer. Vornehmlich Klubs von der Untermosel und dem Westerwald stellen die Gegnerschaft, dazu der SC Bad Neuenahr, der Dauerrivale im Rennen um den Titel. Zwei Mal wurde der TuS in den beiden vergangenen Jahren Zweiter (2004/2006), im Jahr 2005 wurde die Meisterschaft errungen. Und immer wurde fleißig Nachschub für die beiden Damenmannschaften produziert, die ihre Zugänge selten, und wenn, dann nur punktuell, bei der Konkurrenz akquirieren. Ein wenig fehlt aber in dieser Saison der Nachschub innerhalb der Jugend. "Wir werden wohl keine zweite Mannschaft auf die Beine stellen können", befürchtet Jostock. Aber erneut ein starkes Regionalliga-Team, das nur wenige Abgänge zu verkraften hatte. "Wir haben nur zwei Spielerinnen abgegeben. Ich denke, wir werden im Kampf um die Meisterschaft wieder ein gewichtiges Wort mitreden können." Als schärfste Konkurrenten sieht der Trainer "wie immer Bad Neuenahr, aber auch den 1. FFC Montabaur" an. Das in sich fast geschlossene "System Issel" funktioniert, und muss auch funktionieren, weil es sich sonst finanziell nicht bewältigen lässt. Der TuS setzt in hohem Maße in allen Bereichen auf Ehrenamt. "Wo kommen wir hin, wenn wir schon im Damen- und Mädchenfußball in diesen Ligen mit Scheinen winken", sagt Jürgen Schmitt, der auf eine intakte Organisation zurückgreifen kann.

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