"Das Problem sind die Roller"

MEHRING. Für die Motorradliebhaber hat wieder die Reisezeit begonnen. Mit Info- und Kontrollaktionen, die speziell auf die Biker zugeschnitten sind, will die Polizei den Sicherheitsgedanken fördern. Ein erwünschter Nebeneffekt: Es gehen dabei meist auch Jugendliche mit gefährlich aufgemotzten Rollern ins Netz.

Die Kontrollstelle an der B 53 in Höhe Mehring ist schon von weitem zu erkennen: Eine Reihe von Polizeimotorrädern, leuchtend grüne Motorradkombis und das Infomobil der Polizei. Wie automatisch tippen die meisten Autofahrer in dem Tempo-70-Bereich kurz auf die Bremse, doch ihnen gilt die Aufmerksamkeit der Beamten nicht - dort wird Ausschau nach Motorrädern gehalten.Zum Saisonauftakt fehlt das Fahrgefühl

"Wir haben Pech mit dem Wetter, heute Morgen war es diesig und regnerisch. Und wenn die meisten Biker nicht bis 12 Uhr auf der Rolle sind, dann bleiben die daheim", weiß Polizeihauptkommissar Günther Follmann. Der Einsatzleiter ist privat selbst Biker und kennt die Szene. Während nun ein einheimischer Zweiradfahrer zur Kontrollstelle herangewunken wird, erklärt Follmann Ziele und Ablauf der Aktion, bei der "man das Gespräch mit den Zweiradfahrern sucht, und bei der keiner drangsaliert werden soll". Insbesondere bei den auswärtigen Motorradtouristen stehe die Kontrolle im Hintergrund. Diese meist in Gruppen fahrenden Zweiradler seien in der Mehrzahl unproblematische, disziplinierte Verkehrsteilnehmer. Aber gerade zu Beginn der Saison, nach der Winterpause, gebe es Unsicherheiten im Umgang mit dem Zweirad - die Übung sei noch nicht da. Für die Aktion mit Bedacht gewählt wurde die Einsatzstelle an der B 53 im Moseltal: Diese kurvenreiche Strecke ist bei Zweiradtouristen besonders beliebt, aber laut Follmann auch nicht ohne Risiko, denn dort treffen viele Biker auf viele Auto- und Wohnmobiltouristen mit völlig anderen Fahrweisen. Wie in der Motorradgruppe mit diesem Problem umzugehen ist, auch dazu gibt es Tipps an der Kontrollstelle. Außerdem erhält jeder Biker Merkblätter mit Sicherheitshinweisen. Der mit Jeans bekleidete Fahrer kann die Reise mit seiner schweren Honda fortsetzen - allerdings gibt es noch den Hinweis, dass Jeans nicht die richtige Bekleidung auf dem Motorrad sind und so schon ein leichter Sturz zu einem "schmerzhaften Erlebnis" werden kann. Auf der gegenüberliegenden Seite wird eine durchreisende Gruppe gestoppt. Sehr beglückt schauen die Damen und Herren zunächst nicht aus, als sie absteigen und die Helme abziehen. Doch nachdem die Biker von mehreren Beamten in Motorradkombi angesprochen worden sind, entspannen sich die Gesichter. Schnell ergibt sich eine lockere Unterhaltung zwischen Hobby-Bikern und den dienstlichen Zweiradfahrern. Bei solchen Aktionen ist der Einsatz von Beamten der Motorradstreife psychologisch von Vorteil. Follmann: "Die kennen sich mit Motorrädern aus und können ganz anders argumentieren. Außerdem stehen sich hier eher Gleiche gegenüber. Das gibt dem Gespräch sofort eine entspannte Richtung."Mehr Tempo dank Internet

Das wirkliche Problem seien aber nicht die schweren Maschinen, sondern die einheimischen Jugendlichen mit ihren Rollern. Follmann: "Die Roller sind technisch auf Geschwindigkeiten über 45 km/h ausgelegt, aber für jugendliche Benutzer durch eine Elektronik auf 25 km/h gedrosselt. Doch wenn einer damit in der Clique nicht mithalten kann, für den gibt es schnelle Abhilfe unter gewissen Internetadressen. Oder es findet sich ein Bekannter, der weiß, wie man dem Ding Flügel verleiht. Und die Eltern haben keine Ahnung, was da abläuft." Das böse Erwachen komme erst bei einer Kontrolle - oder schlimmer - nach einem Unfall: Durch die technischen Veränderungen seien Betriebserlaubnis und Versicherungsschutz erloschen. Außerdem habe sich der Jugendliche des Fahrens ohne gültige Fahrerlaubnis schuldig gemacht. Am späten Nachmittag teilt Einsatzleiter Follmann dem TV das Ergebnis des Tages mit: Rund 200 Zweiradfahrer wurden angehalten - kaum Beanstandungen bei den "Großen". Aber die von Jugendlichen chauffierten Roller! Drei manipulierte Zweiräder wurden sofort aus dem Verkehr gezogen, weil sie massive illegale Umbauten vorwiesen. Insgesamt mussten gegen fünf junge Rollerpiloten Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Den Tagesrekord schaffte ein sichergestellter Roller, der bei der Polizei in Schweich auf dem Prüfstand stolze 103 km/h erreichte.

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