Das geht auf keine Kuhhaut

MORSCHEID. Immer wieder müssen Alwin und Christine Naumes die Kuh vom Eis holen: Der Preisverfall von landwirtschaftlichen Produkten und Bürger, die sich von Traktoren gestört fühlen, machen ihnen das Leben schwer.

"Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", antwortet Alwin Naumes auf die Frage, warum er sich mit 16 entschlossen hatte, eine Ausbildung zum Landwirt zu machen. Aufgewachsen auf einem Bauernhof, hat er früh festgestellt, wie vielfältig die Arbeit mit Tieren und Pflanzen ist. Sein erstes Erfolgserlebnis in Sachen Landwirtschaft hatte er mit sechs Jahren: "Wir haben einen neuen Helfer. Alwin hat heute zum ersten Mal den Traktor gefahren", jubelte die Familie damals. Mit sieben Tieren hatte sein Großvater Nikolaus angefangen. Bis zum Preiszusammenbruch Anfang der 80er-Jahre standen 80 Bullen im Stall. Schnell wurde gehandelt, 100 Milchkühe wurden angeschafft. "Der Staat wollte die Preise stützen, indem die Milch kontigentiert wurde", sagt der 44-Jährige. Doch das Gegenteil trat ein. "Der Preisverfall zieht sich wie ein roter Faden durch den Getreide-, Milch und Fleischsektor", stellt Christine Naumes fest. Das Frustrierende: "Wir haben ständig das Gefühl: Egal wie viel wir arbeiten, es ist nie genug." Das Landwirtsehepaar hat einen 16- bis 18-Stunden-Tag. Es gibt kein freies Wochenende, Weihnachten müssen sie in den Stall. Urlaub gibt es nicht. Ein Geburtstagsgeschenk - eine Staffelei und Farben - wartet seit Monaten auf den Einsatz der Hobbymalerin. Vergeblich. "Keine Zeit." Ihre Kreativität lebt sie in der Arbeit. Nach dem Motto "Wenn eine Tür zufällt, muss eine andere aufgehen", schafft sich Familie Naumes immer wieder neue Standbeine. Mittlerweile gibt es eine Bauernmetzgerei auf dem Hof, eine Pferdepension, Western- und Englisch-Reitstunden sowie Ferienwohnungen. "Damit wir nicht nur von der Landwirtschaft abhängig sind", so die dreifache Mutter. Die Bürokratie nimmt immer mehr Raum in der Landwirtschaft ein. "Und die Menschen sind empfindlicher geworden", sagt Alwin Naumes. Zu welcher Tageszeit er auch mit seinen Landmaschinen unterwegs ist, immer wieder gibt es Beschwerden. "Es staubt zu sehr, es ist zu laut. Aber irgendwann muss ich die Arbeit doch machen." Ob die Söhne Peter (12), Benjamin (15) in die Fußstapfen der Eltern treten werden, steht noch in den Sternen. Jedenfalls helfen sie fleißig mit. Tochter Maria (24) "hat mit der Landwirtschaft nichts am Hut". Trotz allem lieben Alwin und Christine Naumes es, Landwirte zu sein: "Man muss diesen Beruf mögen, sonst hält man es nicht aus."

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