"Das ist für mich schon eine Ehre"

TRIER. Irgendwo in Trier und Umgebung warten dieser Tage acht junge Musiker mit Hochspannung auf den kommenden Sonntag. Für die Nachwuchs-Künstler – die jüngste ist gerade mal elf Jahre alt – steht das erste große Konzert mit Orchester im Trierer Theater auf dem Programm.

Anna Libeaux ist es gewöhnt, viel zu üben. Doch in dieser Woche nimmt sie ihr Sopranino ein paar mal öfter zur Hand als sonst. Schließlich wird die 16-jährige Schülerin mit der winzigen Blockflöte am Sonntag ein Vivaldi-Konzert spielen, begleitet von den Trierer Philharmonikern, auf der großen Bühne des Trierer Theaters. "Ein Wahnsinn, was sie aus diesem Instrument herausholt", sagt der Erste Kapellmeister Franz Brochhagen nach einer gemeinsamen Probe am Klavier.Ungewöhnliche Talentschau

Brochhagen hat derzeit häufiger solche Erlebnisse. Denn der Dirigent kümmert sich um die Vorbereitung der jungen Solisten, die am Sonntag um 11 Uhr im Theater ihr Debüt mit großem Orchester vor großem Publikum geben. Zum dritten Mal laden die Philharmoniker zu dieser ungewöhnlichen Talentschau ein. Die ersten beiden Auflagen brachten Begegnungen mit erstaunlichen Begabungen hervor. So wie die junge Pianistin Julia Zurek, die im vergangenen Jahr Publikum und Kritik begeisterte. "Wir versuchen, den Musikernachwuchs selbst ein bisschen mit zu züchten", sagt Musikdramaturg Peter Larsen."Lange hin und her überlegt"

Schon Monate vorher nimmt das Theater Kontakt mit Musikschulen und privaten Musiklehrern aus der Region auf, um potenzielle "Jung-Stars" zu sichten. Die Lehrer seien dabei sehr verantwortungsvoll, betont Brochhagen, niemand wolle seine Schüler um den Preis eines spektakulären Auftritts verheizen. "Ich habe keine Zweifel, dass alle, die da gemeldet werden, das auch können", sagt der Dirigent, der inzwischen seine Schützlinge persönlich kennen gelernt hat. So ganz bühnenunerfahren ist ohnehin keiner. Fast alle sind bei "Jugend musiziert" aufgetreten, so wie der 13-jährige Geiger John Bui. Aber eben ohne Sinfonie-Orchester. "Das ist schon was anderes", glaubt Anna Libeaux. Auch sie hat schon etliche Auftritte absolviert, auch in ihrer Schule, dem Hindenburg-Gymnasium. Doch mit den Philharmonikern, das sei für sie "schon eine Ehre". Man habe "lange hin und her überlegt, was für ein Stück passt", erzählt ihre Lehrerin Birgit Häußer von der Musikschule Trier. Mit Vivaldi waren schließlich alle zufrieden. Hornistin Julia Braun (16) hat im Angela-Merici-Gymnasium sogar schon mit dem schuleigenen Orchester gespielt. Diesmal interpretiert sie ein Horn-Konzert von Franz Strauss. "Es ist schön, dass wir nicht nur die gängigsten Instrumente dabei haben", freut sich Franz Brochhagen. So kommt Paukist Max Klein wieder, im vergangenen Jahr noch im Duo vertreten, diesmal solo. Zum ersten Mal dabei ist Katharina Adams (15) mit einem Klarinettenkonzert von Carl Maria von Weber. Die Jüngste im Bunde ist vielleicht die Erfahrenste: Pianistin Salomé Sanchez-Suska hat sogar schon mit dem Bolivianischen Nationalorchester musiziert. Eine Elfjährige, die Mozarts C-Dur-Klavierkonzert Nr. 21 spielt, dürfte nicht all zu oft zu sehen und zu hören sein.Sogar eine Uraufführung im Programm vertreten

Sogar eine Uraufführung ist im Programm vertreten: Die junge Sopranistin Friederike Springer singt ein Lied aus einer bislang noch nicht aufgeführten Oper "Elfenreigen" des Trierer Komponisten Heinz Heckmann. Und sie sorgt gemeinsam mit dem Bariton David Ziegler für den mozartjahr-gemäßen Abschluss, ein Duett aus "Don Giovanni". Doch vor den Erfolg haben die Götter das Üben gesetzt - und das Lampenfieber. "Da kann man nix gegen machen", sagt Anna Libeaux, die zur Beruhigung ihre beste Freundin mitnimmt. Und Birgit Häußer weiß aus Erfahrung, dass das große Zittern bei den Lehrern "annähernd so groß ist, wie wenn ich selber spielen würde". Hauptsache, es hat sich im Nachhinein gelohnt. An das letztjährige Konzert der Jungen Solisten erinnert sich Dramaturg Larsen als "eine der ergreifendsten Veranstaltungen der letzten Spielzeit". Karteninformationen unter Telefon 0651/7181818. Die Tickets gibt es übrigens zu einem für die Qualität der Veranstaltung erstaunlichen Preis: 6, 50 Euro (ermäßigt 5 Euro).

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