Das spannende Leben des Martin Luther

Saarburg · Ein Kölner Theaterensemble hat den Werdegang des Reformators, Theologen und Bibelübersetzers in szenischen Darstellungen in der Saarburger Kulturgießerei gezeigt.

 Den Freuden der Liebe steht Luther (Oliver Schnelker) seiner Frau Katharina von Bora (Aischa-Lina Löbbert) zunächst sehr skeptisch gegenüber. Sie gebar ihm drei Söhne und drei Töchter. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Den Freuden der Liebe steht Luther (Oliver Schnelker) seiner Frau Katharina von Bora (Aischa-Lina Löbbert) zunächst sehr skeptisch gegenüber. Sie gebar ihm drei Söhne und drei Töchter. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), HERBERT THORMEYER ("TV-Upload Thormeyer"

Saarburg Der 500. Jahrestag der Reformation zieht seine Kreise auch auf der Theaterbühne. Das N.N. Theater aus Köln spannt den Bogen aus dem Jahr 1517, als Martin Luther seine berühmten 95 Thesen veröffentlichte, bis in die Gegenwart. In der Kulturgießerei erlebten rund 50 Zuschauer beim Kultursommer Rheinland-Pfalz zu diesem Thema ein sehr lebendiges Ensemble, das viele Figuren darstellte.
Die Zeit, eine Rolle für Irene Schwarz in blütenweißem Kleid, schwebt als Bindeglied zwischen den szenischen Darstellungen von den Qualen, die Martin Luther (Oliver Schnelker) als Augustinermönch mit seiner katholischen Kirche durchlebt. Der Ablasshandel, Sündenerlass gegen Geld, störte ihn am meisten. Es ist die erkaufte Sicherheit vor dem Fegefeuer, eine Drohkulisse, die inzwischen von der Kirche wieder abgebaut wurde. Doch der Papst wollte ja unbedingt die größte Kirche der Erde, den Petersdom, vollenden - und das kostet.
Außerdem wurde im Vatikan ein sehr üppiger Lebensstil gepflegt. Immer wieder wurden philosophische Gedanken eingestreut: "Glauben ist nicht Wissen, aber Wissen ist Macht, und wer Macht hat, hat auch Geld." In Anspielung ans Heute hieß es: "Vatikan First".
Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (1400-1468) erlaubte ab 1450 die schnelle Verbreitung von Wissen, eine Revolution, in seiner Auswirkung ähnlich dem heutigen Internet. Aber die übersetzte Lutherbibel bleibt nicht unumstritten: "Wo kommen wir denn da hin, dass jeder sich in der Bibel das herauspickt, was ihm in den Kram passt." Ein Problem, das immer noch fortdauert.
Spontan wurde ein lokaler Gag in das Stück eingebaut, weil die Schauspieler das Ortsschild bei der Anreise gesehen hatten: "Sind wir etwa in Biebelhausen".
Im zweiten Teil des Stückes sehen die Zuschauer, welche Qualen Luther durchleidet: Kirchenbann, ein Vogelfreier sein, Verursacher von Reformationskriegen, ja sogar Mörder muss er sich schimpfen lassen.
Kritik ist ihm durch seine antisemitischen Äußerungen sicher: "Juden sind eine Plage und Pestilenz. Synagogen sollte man anzünden."
Ein starkes Signal an die etablierte Kirche und gegen den Zölibat ist die Ehe Luthers mit der ehemaligen Nonne Katharina von Bora, für den Mönch eine große Umstellung in seinem Leben. Sechs Kinder gehen dennoch aus dieser Ehe hervor.
Im Publikum sitzt Pfarrer Peter Winter. Er sagt: "Das Stück ist eine schöne satirische Übertreibung dessen, was tatsächlich passiert ist." Besonders freuen den Kirchenmann die Anklänge an die heutige Zeit. "Das war schauspielerisch großartig", sagt Zuschauerin Birgit Wehlus aus Saarburg. Sie begeistert die flexiblen Rollen, was häufiges Umziehen hinter den Kulissen erforderte.
Eine Botschaft gibt Die Zeit den Zuschauern mit auf den Weg: "Ihr seid die Zeit. Seid ihr gut, sind auch die Zeiten gut." Am Schluss stirbt Luther in den Armen seiner Frau und verschwindet in seinen Schriften, aufgebaut mit von innen beleuchteten Rollen seiner Zitate. Dort wurde er unsterblich.
Extra: N.N. THEATER NEUE VOLKSBÜHNE KÖLN


Die Darsteller Aischa-Lina Löbbert, Irena Schwarz, Bernd Kaftan (auch Musik und Chorleiter), Michl Thorbecke und Oliver Schnelker bilden das Ensemble. Regie bei dem Stück über Luther führte Gregor Höppner. Die Truppe hat schon häufiger historische Stoffe inszeniert. Infos im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.nntheater.de" text="www.nntheater.de" class="more"%>

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