Dem "heiligen Rasen" einen Schritt näher

SAARBURG-BEURIG/KAISERSLAUTERN. Morgen, zum Aufräumen, wird Manfred Hoffmann zu seinem letzten Einsatz nach Kaiserslautern fahren: Der 65-Jährige aus Beurig ist einer von insgesamt 15 000 Volunteers, die an den verschiedenen WM-Spielstätten freiwillig und unentgeltlich für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben.

Manfred Hoffmann ist wie viele andere im WM-Fieber. Allerdings ist der "Wahl-Beuriger" einer der Wenigen, die bei diesem Großereignis ein bisschen näher ran ans Geschehen durften. Als so genannter Volunteer - zu Deutsch Freiwilliger - hat er bis morgen freien Eintritt in eines der zwölf WM-Stadien - allerdings nicht zum "reinen Vergnügen". 13 Einsätze auf dem Kaiserslauterner Betzenberg standen im Monat Juni in Hoffmanns Terminkalender. Wie er dort hin kam, erzählt der ehemalige Leiter des Katasteramts Trier im Gespräch mit dem TV. Über das Fernsehen habe er erfahren, dass freiwillige Helfer für die Fußball-Weltmeisterschaft gesucht werden. "Mich hat gereizt, bei diesem Großereignis dabei zu sein", berichtet Hoffmann. So habe er sich im Oktober 2004 über das Internet als Volunteer beworben. "Der Fragebogen war ziemlich umfangreich", sagt der freiwillige Helfer. Berufliche wie private Dinge seien abgefragt worden - und natürlich die persönliche Beziehung zum Fußball. "In meiner Jugend habe ich Fußball gespielt, musste wegen einer Verletzung aufhören. So habe ich mit 20 Jahren die Schiedsrichter-Prüfung gemacht." Im Juli vergangenen Jahres reiste Hoffmann schließlich zum Interview nach Kaiserslautern. "Jeder war gleich per du", erinnert er sich. Er strahle Ruhe aus, man könne sich ihn gut an Brennpunkten vorstellen, habe es geheißen. Am 15. März flatterte dem Beuriger der Vertrag ins Haus - als einem von 15 000 Volunteers insgesamt und 954 in Kaiserslautern. "90 Prozent der Volunteers sind junge Leute aus aller Herren Länder" weiß Hoffmann inzwischen. "Ich habe mit jungen Frauen und Männern aus Australien, Brasilien, Italien oder Kolumbien zusammengearbeitet. Diese Vielfalt der Nationen war wunderbar", schwärmt er. Eingesetzt war Hoffmann als Springer - und damit in unterschiedlicher Funktion aktiv. Zweimal habe er gemeinsam mit 19 anderen Helfern das riesige Banner kurz vorm Anpfiff der Spiele vom Mittelfeld weggetragen. "Mehrmals war ich damit betraut, Gäste zu den richtigen Eingängen einzuweisen und ihnen bei Fragen weiterzuhelfen." Ausgeholfen hat Hoffmann auch im Catering-Bereich. Und vor der ersten Spiel-Begegnung in Kaiserslautern zwischen Australien und Japan wartete eine durchaus ausgefallene Aufgabe auf ihn. "Weil es so heiß war, sollte ich in Kaiserslautern 20 Schwämme für die Spieler besorgen. Einer der Verantwortlichen drückte mir einen Autoschlüssel in die Hand und schickte mich los." Auf dem Rückweg vom Baumarkt habe er sich verfahren und sei schließlich von einer Polizeistreife zurück ins Stadion geleitet worden. Die fünf Begegnungen durften die Volunteers von der West- und Osttribüne aus verfolgen. Dabei hat Hoffmann seine ganz persönlichen Weltmeister in unterschiedlichen Disziplinen ausgemacht. "Von ihrer Kostümierung her waren die Fans aus Trinidad-Tobago am originellsten. Die aufgeregtesten Fans waren die Italiener und Spanier. Und die beste Stimmung im Stadion war bei den Begegnungen Australien gegen Japan und Paraguay gegen Trinidad-Tobago." Seine WM-Erfahrung fasst Hoffmann spontan und mit strahlendem Lächeln zusammen: "Das war einmalig." Was ihn am meisten beeindruckt habe? "Die perfekte Organisation, die tolle Stimmung und dass alles so friedlich abgelaufen ist." Was für ihn bleibe, nach der Weltmeisterschaft, seien die vielen positiven Erinnerungen, einige Fotos, "interessante Begegnungen mit jungen Leuten aus anderen Ländern" und eine kleine Hoffnung: "Ich bin gefragt worden, ob ich nicht Lust hätte, bei der WM 2010 in Südafrika dabei zu sein. Aber das ist natürlich auch eine Kostenfrage. Darüber müsste ich in Ruhe nachdenken."

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