Den Alltag alleine bewältigen

SAARBURG. Eigenständiges Wohnen ist für die meisten selbstverständlich. Für Menschen mit geistiger Behinderung ist es mitunter ein Abenteuer - und ein großer Schritt in Richtung Selbstständigkeit.

Stolz stehen die sechs Bewohner in der großen Küche. "Hier wird jeden Tag gekocht", sagt einer. Für Markus Bier, Klaus Strupp, Marion Meier, Sandra Lang, Torsten Becker und Christian Maximini ist die Bewältigung des Alltags eine Herausforderung.Vor neun Monaten eingezogen

Die Frauen und Männer im Alter zwischen 27 und 50 Jahren sind geistig behindert. Vor rund neun Monaten haben sie das Haus an der Heckingstraße bezogen, das ihnen die Lebenshilfe-Kreisvereinigung Trier-Saarburg zur Verfügung gestellt hat. Bis dahin lebten drei der Bewohner - Sandra Lang, Torsten Becker und Christian Maximini - im Saarburger "Gesellenhaus", einem Wohnheim der Lebenshilfe. Die Übrigen stießen aus einer anderen Außenwohngruppe hinzu."Die Außenwohngruppe ist eine besondere Form des betreuten Wohnens", erklärt Roman Wischnewski, Bereichsleiter "Offenes Wohnen" bei der Lebenshilfe, der an diesem Tag der Öffentlichkeit Einblick gewährt.Im Gegensatz zum Heim führen die Bewohner ihr Leben in eigener Regie: Sie stehen morgens aus eigenem Antrieb auf, gehen zur Arbeit, besorgen Einkäufe. Kurzum: Sie meistern ihren Alltag. Ab und zu kommt jemand vorbei, um "nach dem Rechten" zu sehen. Betreuerin der neuen Außenwohngruppe in Saarburg ist Gabi Maxmini. Zu ihren Aufgaben gehört, die sechs Bewohner bei der Bewältigung alltäglicher Dinge, wie Kochen oder das Zusammenstellen der Einkaufsliste, zu unterstützen. Die meiste Zeit sind sie jedoch auf sich alleine gestellt."Diese Lebensweise hat im Gegensatz zum Leben im Heim den Vorteil, dass die Selbstständigkeit der Behinderten stärker gefördert wird", erklärt Wischnewski. Hauptziel sei eine weitgehende "Normalisierung" ihres Alltags. Allerdings sei nicht jeder dazu geeignet. "In Frage kommen nur die, die wir als arbeitsfähig bezeichnen."Ein Jahr Vorbereitung

Bei der Auswahl entscheidet zunächst die Schwere der Behinderung. In einer "Wohntrainingsgruppe" werden die Leute im Heim auf das Leben "draußen" vorbereitet. Diese Phase dauert im Schnitt etwa ein Jahr. Schließlich werden jene ausgewählt, die sich am besten eignen, und in die Außenwohngruppe umgesiedelt.Das Haus an der Heckingstraße gehört bereits seit einiger Zeit der Lebenshilfe-Kreisvereinigung. Erst im vergangenen Jahr wurde es umgebaut und bietet mit der fünften Außenwohngruppe im Kreis bis zu neun Personen Platz. Weitere Einrichtungen dieser Art sind geplant.Lesen Sie morgen in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Bericht über den neuen Bürgermeister von Ockfen, Leo Steinmetz.

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