Den Flickenteppich beseitigen

SAARBURG/IRSCH. Bei der Bekämpfung der Drieschen-Problematik scheint die Verbandsgemeinde Saarburg einen Schritt weiter zu sein als manche Nachbargemeinde. Von insgesamt rund 20 Hektar Drieschen ist nach Auskunft der Landwirtschaftskammer Trier mehr als die Hälfte beseitigt.

Das Thema "Drieschen-Problematik" steht seit einigen Jahren bundesweit in allen Regionen, in denen Wein angebaut wird, auf der Tagesordnung. Vielerorts ist der Generationenwechsel innerhalb traditioneller Winzerfamilien sowie der allgemeine Strukturwandel in der Landwirtschaft und dem Weinbau auch für Laien mit bloßem Auge im Landschaftsbild erkennbar. Flickenteppiche in einstmals geschlossenen Weinbergsflächen zeugen von einer schleichenden strukturellen Änderung im Weinbau. Auch die Saar und Obermosel ist von dieser Entwicklung betroffen. Wer sich mit offenen Augen durch die Region bewegt, sieht an vielen Stellen inmitten der Weinbergshänge verwilderte Flächen, die so genannten Drieschen, oder inzwischen gerodetes Gelände, in der Fachsprache als Brache bekannt.Nachfolge häufig nicht gesichert

"Gründe für die Aufgabe der Weinberge liegen zum einen darin, dass die erwirtschafteten Erlöse nicht mehr ausreichen, um die gestiegenen Kosten zu decken. Zum anderen spielt aber auch eine Rolle, dass die Winzer häufig keine Nachfolger für ihre Betriebe finden", erläutert Thomas Wallrich, Moderator für ländliche Entwicklung bei der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg. Da die nicht mehr bewirtschafteten Weinberge das Landschaftsbild stark prägen, haben auch die Gemeinden ein Interesse daran, dem Trend gegenzusteuern. Die Weinfachleute hegen überdies ein anderes Interesse: "Von diesen Drieschen geht eine hohe Infektionsgefahr aus. 2004 sind wir erstmals auf die Pilzkrankheit Schwarzfäule gestoßen", erklärt Claus Piedmont, Leiter der Qualitätswein-Prüfstelle bei der Landwirtschaftskammer Trier. So gebe es seit 2004 ein Drieschen-Anschreibeprogramm des Landes. Dabei schreibe die Landwirtschaftskammer Trier die Flächenbesitzer an und fordere sie auf, entweder die nicht mehr bewirtschafteten Weinbergsflächen wieder zu bewirtschaften oder sie "vollständig zu roden". Alle Rebstöcke auf den Grundstücken, "einschließlich aller oberirdisch sichtbaren grünen und verholzten Teile und aller Wurzeln im Boden", sind gemäß des Schreibens zu entfernen. "In 2005 sollte nach der ursprünglichen Planung in unserem Anbaugebiet alles raus sein", erzählt Piedmont. Dieses Ziel sei jedoch bislang nicht erreicht. Piedmont betont: "Allerdings gibt es innerhalb der VG Saarburg keine auffälligen Brennpunkte. Da sieht es an der Mosel anders aus." Rund 300 Hektar Wein-Anbaufläche gebe es in der Verbandsgemeinde Saarburg. Etwa 20 Hektar seien Drieschen. "Dabei ist in der VG in der jüngsten Vergangenheit einiges passiert" sagt der Fachmann. "Mehr als 50 Prozent der Drieschen sind beseitigt." In der Gemeinde Irsch sei gerade vor einigen Tagen eine Gemeinschafts-Rodungs-Aktion abgeschlossen worden - 2,5 Hektar waren betroffen. "Zwei der betroffenen Grundstücksbesitzer sind auf mich zugekommen und haben sich erkundigt, ob man das Problem in einer Gemeinschaftsaktion lösen kann", berichtet Irschs Ortsbürgermeister Jürgen Haag. Daraufhin habe er sich bei der Landwirtschaftskammer nach einem entsprechenden Unternehmen informiert und die Aktion in die Wege geleitet. Innerhalb von drei Tagen habe die Firma die ungenutzten Wingerte von übrig gebliebenen Reben, Rebstöcken und Wurzeln befreit. Als weitere Positivbeispiele, bei denen nicht nur eine Driesche beseitigt, sondern Reben neu angepflanzt wurden, nennt Piedmont zwei Hektar im Niederleukener Berg und 6,5 Hektar in Kastel-Staadt. Denn eines betont auch Leo Lauer, Bürgermeister der VG: "Uns geht es nicht allein darum, ungepflegte Flächen zu roden, sondern das geschlossene Weinbaugebiet zu erhalten. Das wird uns langfristig wohl nur über Flächenmanagement und Flurbereinigungsverfahren gelingen, bei denen die Parzellen neu zugeordnet werden."

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