Depressionen: Schwer zu diagnostizieren und oft verdrängt

Saarburg · Saarburg (red) Depressionen haben sich in den vergangenen Jahren zur Volkskrankheit Nummer eins entwickelt. Allein in Deutschland leiden mindestens vier Millionen Menschen daran.

"Trotzdem wird die Krankheit nach wie vor häufig verdrängt oder gar nicht erst erkannt", erklärt Beate Zastrau im Rahmen eines Informationsabends am Kreiskrankenhaus St. Franziskus Saarburg. Zastrau ist Fachärztin für Psychiatrie/Psychotherapie sowie Leiterin der Tagesklinik für Psychiatrie und Psychotherapie und der Psychiatrischen Institutsambulanz an diesem Krankenhaus. Zu dem Infoabend sind 45 Zuhörer gekommen.
"Wir gehen deshalb davon aus, dass die Dunkelziffer der an Depressionen erkrankten Deutschen sogar zwischen zehn bis 20 Millionen liegt. Weltweit muss von bis zu 200 Millionen Betroffenen ausgegangen werden. Dabei kann bei frühzeitiger Diagnose und richtiger Behandlung den meisten geholfen werden."
Das Tückische an Depressionen ist laut Zastrau, dass sie nicht leicht zu erkennen und zu diagnostizieren sind. Beschwerden und Symptome äußerten sich nicht immer eindeutig. Zastrau: "Depressive Menschen wirken häufig niedergeschlagen und antriebslos. Sie haben Mühe, sich zu konzentrieren, fühlen sich oft leer und schlapp. Ebenso können Überempfindlichkeit und Reizbarkeit auftreten. Die meisten Betroffenen fühlen sich zusätzlich zu den seelischen Leiden körperlich unwohl oder verlieren ihren Appetit."
Doch all diese Symptome könnten auch andere Ursachen haben. Deshalb empfehle sie: Wenn jemand eines oder mehrere dieser Symptome feststelle, solle er zur Abklärung unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Die Ursachen für eine Depression sind laut Zastrau so unterschiedlich und individuell wie die Behandlungsmöglichkeiten. Körperliche, genetische sowie psychosoziale Aspekte könnten dabei eine Rolle spielen. Aber auch die aktuelle Lebenssituation ist von Bedeutung. "Schicksalsschläge, andauernder Stress, schwere seelische Belastungen oder Krankheiten sind nur einige der Gründe, die Menschen aus der Bahn werfen können", sagt die Expertin. Zastrau weiter: "Bei der Behandlung von Depressionen setzen wir auf ein ganzheitliches Konzept, das den individuellen Bedürfnissen eines jeden angepasst wird. Dazu gehört die Behandlung der Krankheitssymptome, ebenso wie Ergo-, Bewegungs- und Entspannungstherapie sowie das Training von Alltagskompetenzen. Weiterhin leisten wir Hilfestellung beim Umgang mit Behörden oder dem Arbeitgeber und unterstützen bei der Kontaktherstellung zu Beratungsstellen oder der Beantragung von Teilhabe-Maßnahmen in den Bereichen Arbeit, Wohnen und Gesellschaft."
Im Kreiskrankenhaus Sankt Franziskus Saarburg versorgen rund 600 Mitarbeiter jährlich 8500 Patienten stationär und 11 000 Patienten ambulant. An das Haus angegliedert sind ein Seniorenzentrum und ein Medizinisches Versorgungszentrum in Konz.

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