Der Andere im Vordergrund

TAWERN. (hpü) "Heute ist ein großer Festtag, der dich einen Teil deiner Ersparnisse kosten wird", sagte Monika Klassen zu ihrem Vater. Doch der 84-Jährige sah das gelassen: "Auf Geld kann ich verzichten, wenn ich nur meine Frau noch ein bisschen behalten darf." Seit 60 Jahren sind Theo Huggenberger und Ehefrau Franziska verheiratet.

Anlässlich der Diamantenen Hochzeit gratulierten Freunde und Bekannte im Rahmen einer Feierstunde. Nach einer Messe mit Pfarrer Jörg Dunsbach versammelten sich zahlreiche Gäste im Pfarrheim der Gemeinde. Auch Ortsbürgermeister Josef Weirich und Kreisbeigeordneter Manfred Wischnewsky waren gekommen, um das betagte Ehepaar zu ehren. Vier Kinder, neun Enkelkinder und zwei Urenkel - da könnte man schon mal den Überblick verlieren. Aber den haben die Huggenbergers immer gehabt. "In 60 Ehejahren erlebt man so manche Höhen und Tiefen. Doch wir haben zusammengehalten und auf diese Weise auch schwere Zeiten gemeistert", erzählt die 81-jährige Franziska Huggenberger. Jeder habe nur den Anderen gesehen und das eigene Ich in den Hintergrund gestellt. "Das war unser Erfolgsrezept." Kennengelernt haben die beiden sich im Jahr 1943 - der zweite Weltkrieg war im Gange. Die damals 21-jährige Franziska Stein verbrachte einige Wochen bei ihrer Tante im Hunsrück. Dort lernte sie einen jungen Soldaten, den drei Jahre älteren Theo Huggenberger, kennen - und lieben. Noch im gleichen Jahr gaben sich die beiden das Jawort. Doch schon bald trennten sich die Wege des jungen Paares. Erst 1948 gab es ein Wiedersehen, als Theo aus der Gefangenschaft heimkehrte. Mit dem Aufstieg der deutschen Wirtschaft kamen auch für die Huggenbergers bessere Zeiten. Franziska schenkte vier Kindern das Leben. Monika, Maria, Fredi und Hermann-Josef hielten die Mutter auf Trab, während Vater Theo ab 1952 mit seinem Lebensmittelgeschäft in Palzem, wo die Familie damals wohnte, das nötige Geld verdiente. Über einen Zeitraum von 40 Jahren übte der gelernte Kaufmann seinen Beruf mit Leidenschaft aus, bis er sich 1992 zur Ruhe setzte. Heute lebt das Ehepaar in Tawern bei Tochter Monika, wo Franziska immer noch selbst den Haushalt führt. "Theo geht mir hier und da zur Hand, doch in seinem Alter kann er eben nicht mehr alles machen", erklärt die Jubilarin. "Was mein Mann sich aber nicht nehmen lässt, ist die morgendliche Lektüre des Trierischen Volksfreunds ." Auch im Alter sei es wichtig, sich darüber zu informieren, was um einen herum geschieht. Und sie fügt hinzu: "Das Leben ist doch viel schöner, wenn man seine Interessen nicht nur auf die eigenen vier Wände beschränkt."

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