Der Dalai Lama war schon avisiert

WELSCHBILLIG-TRÄG. Das Jugendhotel Eifelblick ist der einzige gastronomische Betrieb in Träg. Der Tourismus, so scheint es, hat um den 130 Einwohner zählenden Ort einen großen Bogen gemacht. Doch sorgt das Jugendhotel Haus Eifelblick für ein Ausmaß an "Fremdenverkehrsintensität", von dem selbst viele Tourismusgemeinden nur träumen.

 Modernes Haus für junge und jung geblieben Gäste: Das Hotel liegt zwar abseits der Touristenströme, doch das tut seiner Attraktivität keinen Abbruch.Foto: Elmar Kanz

Modernes Haus für junge und jung geblieben Gäste: Das Hotel liegt zwar abseits der Touristenströme, doch das tut seiner Attraktivität keinen Abbruch.Foto: Elmar Kanz

Das Jugendgästehaus Eifelblick verfügt über rund 230 Betten. Zum Vergleich: Ohne Träg bringt es die Großgemeinde Welschbillig mit ihren circa 2500 Einwohnern auf gerade einmal etwa 30 Betten - privat und gewerblich. Die knapp fünf Kilometer entfernte Gemeinde Kordel, ebenfalls circa 2500 Einwohner groß, hat rund 145 Touristen-Betten zu bieten. Natürlich ist das Jugendgästehaus Eifelblick, so wie es sich heute präsentiert, großzügig, modern und jugendgerecht, nicht vom Himmel gefallen. Mit viel Arbeit, unternehmerischem Können, vor allem aber mit Herz und Verständnis für die Jugend, hat es die aus dem Saarland stammende Familie Zenner zu dem gemacht, was es heute ist. Besucherzahlen in fünfstelliger Höhe beweisen es.Schulen aus Holland entdeckten das Haus

"Jedoch ohne jede Werbung", betont Eifelblick-Chef Gerhard Zenner und berichtet: "Wir sind ein Familienbetrieb, alle arbeiten mit. Als die Eltern Ende der 60er Jahre das vom Vorbesitzer als Pension betriebene Haus erwarben, sah es hier noch etwas anders aus. Es gab lediglich fünf Doppelzimmer in einfachem Zustand. Die mussten wir erst einmal renovieren." Derweil habe von Anfang an festgestanden: Es soll eine Herberge für die Jugend sein. Den Anstoß dazu hatte ein Cousin der Mutter gegeben. Als Jugendpfleger im Landkreis Saarlouis schickte er die ersten Jugendgruppen, begleitet von Betreuern und oft genug auch vom Pastor. Mittlerweile bestehen bundesweit Kontakte zu katholischen, evangelischen und freikirchlichen Jugendorganisationen. Etwa Mitte der 70er Jahre entdeckten die Schulen, besonders die aus Holland, das Haus Eifelblick. Eine Organisation aus Den Haag schickte regelmäßig ganze Kontingente von Schulklassen. "Das ist auch heute noch so", sagt Gerhard Zenner, "die Holländer zählen zu unseren treuesten Gästen." Längst haben aber auch die französischen und viele andere europäischen Nachbarn das Jugendgästehaus in Träg entdeckt. Stark vertreten ist die Association Culturelle Franco-Allemande. Alle kommen nach Träg, weil es der ideale Ausgangspunkt ist für Besichtigungsreisen zu den kultur-historischen Stätten und anderen Sehenswürdigkeiten in der näheren und weiteren Umgebung bis hin nach Köln. Das Haus Eifelblick sucht als Einrichtung für die Jugend weit und breit seinesgleichen. So sehen es auch die verschiedenen, meist christlichen, Gruppen aus aller Welt, die hier ebenfalls zu Gast sind, vielfach nicht zum ersten Mal. Derweil haben sich zu den Eifelblick-Gästen, die die Welt sehen wollen, auch solche gesellt, die das Gegenteil suchen - einen Ort, an dem sie sich in Ruhe und Abgeschiedenheit ihren Interessen widmen können. Es sind Gruppen - des öfteren auch Studenten der Uni Trier - die sich zu Klausurtagungen treffen, zu Diskussionsrunden oder zu Workshops. Oder es sind Musikvereine, Chöre und Ensembles, auch internationale, so zum Beispiel das Nationalchinesische Tanzensemble Taiwan, die sich auf ihren nächsten Auftritt vorbereiten. Schließlich machen auch die Jakobspilger und die Matthiasbruderschaften auf ihrem Weg nach Trier in Träg Station. Der Begriff "Jugend" wird Hause Eifelblick also nicht allzu eng auslegt. "Im Jahre 1994 war sogar der Dalai Lama bei uns avisiert", berichtet Gerhard Zenner. Es sei aber nichts daraus geworden, weil der gleichzeitige Deutschlandbesuch des Außenministers der Volksrepublik China zu politischen Komplikationen geführt habe.Unterm Strich macht die Arbeit Spaß

Zenners ursprünglicher Beruf war nicht Gastronom, sondern Diplom-Ingenieur. Weil aber der Bruder, gelernter Gastronom, ein herkömmliches Hotel führen wollte, gab er dem Drängen der Familie nach, absolvierte eine Ausbildung als Hotelfachmann und Betriebswirt und übernahm das Haus Eifelblick. Ihm zur Seite stehen Ehefrau Alicya und die Eltern. Gerhard Zenner: "Ich fühle mich keineswegs unwohl. Der Umgang mit der Jugend bedeutet mir viel." Zwar sei die Freizeit eng bemessen, und es fehle auch nicht am geregelten täglichen Ärger, unterm Strich aber mache ihm die Arbeit viel Spaß. Ab dem morgigen Samstag steht die Stadt Konz für zwei Wochen im Blickpunkt unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah". Wir beginnen mit einem Porträt der beiden Stadtteile Filzen und Hamm, die verwaltungstechnisch eine Einheit bilden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort