Der Feuerwehrmann, der Hunde, Enten und Falken rettet: Saarburger kümmert sich um entlaufene und verunglückte Tiere

Saarburg · Turmfalken im Güllefass, ängstliche Enten am Wasserfall, entlaufene Hunde - dies sind Fälle für Nils Puschmann. Der 44-Jährige ist für die Tierrettung der Feuerwehr in der Verbandsgemeinde Saarburg zuständig.

Wer Tierretter ist, darf nicht zimperlich sein. Feuerwehrmann Nils Puschmann ist seit acht Jahren für die Tierrettung der Verbandsgemeinde Saarburg verantwortlich. Als am 2. Januar der Hilferuf "Turmfalken in Güllefass gestürzt" vom Saargau-Hof bei Kahren kam, war es für ihn selbstverständlich, sich auf den Weg zu machen.

Das Bild, das sich dem Tierretter auf dem Hof bot, war ungewöhnlich, der Geruch unangenehm. Puschmann: "Die Vögel waren bewegungsunfähig. Die Gülle hing schwer an den Federn." Mit einem Fischkescher hat er die Tiere eingefangen. Dann hat er sie in eine Kiste gesetzt und sie gründlich mit Wasser gereinigt. Nach der Prozedur setzte Puschmann die Vögel in einen Hamsterkäfig. Mit Hilfe einer Wärmelampe wurden sie aufgewärmt und getrocknet. "Am nächsten Tag wurden sie wieder freigelassen, sie waren fit", sagt der Tierretter.

Die Turmfalkenrettung gehört für ihn zu den außergewöhnlicheren Fällen. Viel häufiger wird er wegen entlaufener Hunde gerufen. Das passiert so etwa 15 bis 20 Mal im Jahr. Oft sind die Tiere ausgebüxt, weil zu Hause eine Tür offenstand oder weil sie sich vor Silvesterböllern oder anderem erschrocken haben. Auch Jagdhunde, die die Fährte verloren haben, greift Puschmann schon mal auf.Hund im Steinbruch verirrt


Ein Jagdhund hatte sich vor wenigen Jahren im Dunkeln im Steinbruch bei Serrig-Saarhausen verirrt. Durch Bellen und Jaulen hatte er auf sich aufmerksam gemacht. Die Feuerwehr rückte mit Fahrzeug und Drehleiter an. Puschmann entdeckt das Tier in 30 Metern Höhe. Von oben seilten sich dann die Kollegen der Höhenrettung ab und sicherten den Hund mit einer Schlinge am Bauch. Puschmann gelang es, das Tier in den Korb der Drehleiter zu lotsen. Der Besitzer war heilfroh über die Rettung.

Freilaufende Hunde fängt Puschmann sonst mit Hilfe einer Schlinge, mit gutem Zureden und einem Leckerli ein. Oft sind die Tiere zwar gechippt, aber nicht bei Tasso, dem deutschen Haustierzentralregister, gemeldet, weil die Besitzer irrigerweise glauben, das koste Geld. So sind sie nicht identifizierbar. Der Feuerwehrmann bringt die Vierbeiner dann im Auftrag der Verbandsgemeinde ins Tierheim in Trier-Zewen. Die meisten Herrchen oder Frauchen holen ihr Tier dort, nachdem sie eine Gebühr für Unterbringung und Rettung gezahlt haben, wieder ab. Gerade mal zwei seiner Fundhunde seien wohl ausgesetzt gewesen und wurden weiter vermittelt, sagt Puschmann.

Zu dem Ehrenamt als Tierretter kam der 44-Jährige dadurch, dass er tagsüber in der Regel zu Hause ist, weil er nachts als Brot ausfahrender LKW-Fahrer arbeitet. Zudem ist Puschmann, der mittlerweile von Feuerwehrkollege Andreas Kessler unterstützt wird, tierlieb. Bei seiner fünfköpfigen Familie waren schon Hunde und Katzen zu Hause. Zurzeit hält sein Sohn eine Kornnatter.

Wegen ebenfalls harmloser, frei lebender Ringelnattern wurde Puschmann auch schon zwei Mal zum Einsatz gerufen - von einer Frau mit Schlangenphobie. Er hat die Nattern dann jeweils an einen anderen Ort verfrachtet. Problem gelöst.
Auch wegen Vögeln war der Tierretter schon unterwegs. So hat er bei Schoden Babyschwäne aus Angelschnüren, in die sie sich verhakt hatten, befreit. Das Problem war Mutter Schwan, die den vermeintlichen Angreifer mit kräftigen Flügelschlägen verjagen wollte. Da haben Puschmann dann Feuerwehrkollegen im Boot unterstützt, die den Muttervogel zurückgehalten haben.

Einfacher gelagert war der nächtliche Einsatz für zwei Enten in Saarburg. Das Paar, das laut Puschmann auf der oberen Leuk zu Hause ist, hatte sich im mehrstufigen Wasserfall verirrt. Ängstlich versuchte es immer wieder auf der letzten Ebene vor dem großen Wassersturz flussaufwärts zu kommen und ruhte sich nur gelegentlich auf einem Landzipfel aus. Besorgte Passanten hatten die Feuerwehr alarmiert.

Nach einigen missglückten Rettungsversuchen war Puschmann klar: "Den Enten muss man den Weg zeigen." Mit Hilfe einer Stange drückte er sie Richtung Wasserfall. Und tatsächlich: Dort erinnerten sich die Tiere, dass sie fliegen können. Am nächsten Tag waren sie wieder auf der oberen Leuk zu sehen.

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