Der Geschichte auf der Spur

LONGUICH. Erst hat sich Jakob Krewer beruflich einen Kleinjungentraum erfüllt. Als Pensionär widmet er inzwischen viel Zeit seinem Steckenpferd, der Geschichte und der römischen "Villa urbana".

Der jugendliche Jakob Krewer hat sich den Traum eines jeden kleinen Jungen erfüllt. Nach einer Schlosserlehre ("Die Perspektiven waren nach der Lehrzeit gleich Null") hat er sich zum Lokführer ausbilden lassen. Hunderttausende von Kilometern hat der 69-Jährige in seiner aktiven Zeit zurückgelegt. Auf die Frage, wie der Vater von zwei Söhnen und sechsfache Großvater seine Freizeit gerne verbringt, kommt die klare Antwort: "Lesen, lesen, lesen. Ach ja, und reisen." Er ist Italien-Liebhaber. "Wenn ich mit meiner Frau Irmgard in Italien bin, fühle ich mich wie in einer anderen Welt." Die leichte Lebensart der Südländer fasziniert den Bücherwurm. Zu seinen Lieblingsschmökern gehören die Erinnerungen von Franz-Josef Strauß, und Geschichtsbücher könnte er geradezu verschlingen. "Ein Volk, das seine Geschichte nicht kennt und vergisst, geht irgendwann unter", davon ist Jakob Krewer überzeugt. Dies ist auch seine Motivation seit Anfang der 90er-Jahre etwa 25-mal im Jahr Gruppen durch die römische "Villa urbana" in Longuich ("Ein wertvolles Kulturgut") zu führen. Der Lohn für Jakob Krewer und vier weitere ehrenamtlich arbeitende Kollegen: Menschen aus Norwegen, England, Kinder und Erwachsene sind begeistert von dem Zeugnis der Vergangenheit. Zufällig stießen vor 21 Jahren Bauarbeiter während Flurbereinigungsarbeiten auf den Schatz. "Es gibt keinen Grund, dass wir uns heute soviel auf unsere Technik einbilden. Beeindruckend ist, was die Römer damals mit den primitivsten Mitteln ausgetüftelt haben", findet der Ur-Longuicher. Das Einzige, was ihn an der "Villa urbana" stört, ist die Elektrizität: "Nicht authentisch." Wenn Jakob Krewer sich nicht der Geschichte widmet, dann singt er im Kirchenchor "Cäcilia", dessen Vorsitzender er ist.

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