Der Herr der Altertümer

OSBURG. Auf seiner "Hobby-Baustelle", einem alten renovierungsbedürftigen Bauernhaus, verbringt Bernd Quint mit seinem Sohn Peter und seinem Kollegen Markus Schmitt etliche Stunden seiner Freizeit. Wer das Haus betritt, macht eine Reise in die Vergangenheit.

Die alte Wohnzimmereinrichtung seines Großonkels aus Bonerath hat Bernd Quint vor 30 Jahren gekauft. "Damit fing meine Sammelleidenschaft so richtig an", sagt der 55-Jährige. Denn das Bewahren von Historischem liegt dem vierfachen Familienvater am Herzen.Neues Leben für den Tante-Emma-Laden

In der Osburger Dorfmitte, "Am Marktplatz 1", betrieben bis vor zwölf Jahren "Millisch Fina und Maria" einen Tante-Emma-Laden. Vor fünf Jahren kaufte Quint der Gemeinde das alte Bauernhaus ab. "Zuerst musste ich die Bausubstanz sichern", erzählt der Bauherr. Bei der Umgestaltung der beiden Gebäudeteile - ein Teil stammt aus der Burgzeit im Mittelalter, und der Anbau wurde etwa 1880 errichtet - achtet Quint darauf, dass die alten Strukturen größtenteils erhalten bleiben. Einen Kamin und Backofen hat er dort authentisch nachgebaut. Beim Eintritt in die Küche kann sich der Besucher bestens vorstellen, wie eine Oma für ihre Lieben gekocht und gebacken hat und die Küchenarbeiten mit diversen, von Hand betriebenen Geräten erledigte. Nebenan in dem ehemaligen Stall und der Scheune, die aus dem Mittelalter stammen, hebt der "Bewahrer der Vergangenheit" altertümliche Schätze auf. Vom alten Leiterwagen bis zur "Rommelenmill" (Runkelrübenmühle) hat der Sammler sämtliche Gerätschaften, die die Bauern zum Bewirtschaften der Felder und zur Weiterverarbeitung brauchten, gelagert. Auf Flohmärkten stöbert Quint vieles auf, und zahlreiche Bürger aus Osburg und den umliegenden Ortschaften haben ihm schon Utensilien von anno dazumal vermacht oder verkauft. An einem Abend in der Woche und jeden Samstag ist der Hobbyhistoriker mit seinem Sohn Peter und seinem Kollegen auf der Baustelle anzutreffen. Schon mehrmals standen ihm während der Bauzeit die Tränen vor Rührung in den Augen. "Beim Trockenlegen des Mauerwerks habe ich alte Kanäle, die nur aus Schiefer gebaut wurden, entdeckt." Und: Der Keller ist komplett in einen Fels gehauen, eine alte Tunnelöffnung führt bis zum Nachbarn, und im Garten unter dem alten Hühnerhaus liegt ein Gewölbe aus dem Mittelalter. Neben den Arbeiten am Haus gehörten das Malen und Fotografieren zu den großen Leidenschaften des Osburgers. In Bildern und Fotos hält er das Leben und Arbeiten in seinem Heimatdorf fest. Ein "Sippschaftsbuch" mit Hausnamen hat er erstellt, Dokumente ab dem zwölften Jahrhundert gesammelt, jede Menge Fotos und Unterlagen über Osburg sind vorhanden. Schon manches Mal hat ein Museum angeklopft und wollte das eine oder andere Zeitzeugnis kaufen. Doch vergebens, Bernd Quint behält seine Schätze. Was soll aus dem Haus einmal werden? "Ein Treffpunkt für Gleichgesinnte", sagt Quint. Das Haus soll zeitweilig ein öffentlich zugängliches Haus werden, in dem Passanten beispielsweise bei einem selbst hergestellten Glas Viez oder einem im historischen Backofen gebackenen Brot Anekdoten auskramen oder ein Stück Vergangenheit hautnah erleben können.Uriger Treffpunkt für Wurzelsucher

"Ich lasse mir Zeit. Es ist mein Hobby, und ich habe hier ein Dach über dem Kopf. Einen Herzinfarkt möchte ich mir nicht holen", sagt Quint. Obwohl noch viel Arbeit vor ihm liegt, sind in dem alten Bauernhaus bereits der Charme, die Heimelig- und Urigkeit von Omas Zeiten eingekehrt. Und nicht selten gehen auch jetzt schon Bürger den Weg zu dem alten Häuschen, in dem sie ein Stück ihrer Wurzeln finden und darüber plaudernd mit Quint ein Glas Viez trinken können.

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