Der Krach ums tägliche Knöllchen

KONZ. Wenn sich die Bürger von Stadt und Verbandsgemeinde über Auto und Parken im Stadtgebiet unterhalten, dann kocht in der Regel einhellige Empörung über Politessen und Verwarnungen hoch. Das Verkehrsamt hat gleichfalls Grund zum Ärger.

Ungefähr jeder, der in Konz über Führerschein und fahrbaren Untersatz verfügt, kann seine eigene Knöllchen-Geschichte erzählen. Mal hat er versehentlich die Parkscheibe falsch eingestellt, dann wieder nur ganz kurz im Parkverbot gehalten, dann wieder aus wichtigem Grund die Parkzeit überzogen. "Reine Abzocke", sagen manche und vermuten sogar, dass die Verbandsgemeinde mit den Verwarnungsgeldern ihren Haushalt sanieren will. Täuschen und Tricksen ist an der Tagesordnung

Unmut gibt's allerdings auch auf der Gegenseite. Wenn Edgard Strupp, Leiter der Konzer Verkehrsbehörde, und Fachbereichsleiter Walter Lutz die Angelegenheit aus ihrer Sicht darstellen, schwingt ein gehöriges Maß an tief sitzendem Ärger mit. Täuschen und Tricksen sei an der Tagesordnung. Strupp erzählt von einem Parksünder, der auf einem Behindertenparkplatz den Ausweis seiner Frau auslegte und angab, die sei zufällig nicht da. Der Haken: Sie war schon drei Jahre tot. Ein anderer hatte sein Fahrzeug so dicht neben eine Mauer gestellt, "da konnte selbst eine Maus nicht mehr vorbei" - behauptete aber, eine breite Lücke gelassen zu haben und gab erst klein bei, als man ihm ein Foto vom Tatort präsentierte. Und Einnahmen fallen für die Gemeinde gar nicht an. Die Verwarnungsgelder decken, so Walter Lutz, gerade mal die Personalkosten. 3500-mal pro Jahr klemmen die Politessen Strafzettel hinter die Scheibenwischer. In rund 500 Fällen ist ein Bußgeld fällig. Fast immer bekommt das Amt Recht. Aber die Zahl der Verwarnungen bleibt seit Jahren gleich. Der erzieherische Effekt, den sie erzielen sollen, ist offensichtlich gleich Null, und auch dem Amt sind nur Einzelfälle bekannt, in denen sich die Parksitten dauerhaft zum Besseren verändert haben. Hinzu kommt ein seltsames Phänomen: Der Ärger der Betroffenen steht im umgekehrten Verhältnis zur Höhe des Verwarnungsgelds. Die Höchstsumme von 35 Euro wird meist anstandslos akzeptiert. Sind aber nur fünf Euro fällig, schlagen die Wellen der Empörung hoch. Auch ein Ortstermin zeigte: Gerade die simplen und leicht vermeidbaren Verstöße finden besonders häufig statt. Bei zwei Stunden Kontrollgang fallen in Karthaus, Canet und Konz-Mitte immerhin 24 Verwarnungen an. Je einmal für Parken außerhalb der Parkmarkierung, im absoluten Halteverbot und gegen die Fahrtrichtung. Zweimal für Parken auf dem Gehweg, einmal davon mit einer erheblichen Behinderung der Fußgänger. Ebenfalls zweimal für Parken im verkehrsberuhigten Bereich außerhalb der Parkflächen. Spitzenreiter bei den Verwarnungen ist die Parkscheibe. 17-mal moniert Cäcilia Liebhäuser vom Verkehrsamt Parken ohne Parkscheibe, mit falscher Scheiben-Einstellung oder mit überzogener Parkzeit. Wo die Abhilfe einfachsten wäre, werden die meisten Strafgelder fällig.Die Betroffenen reagieren harmlos

Die Betroffene reagieren an diesem Nachmittag meist freundlich, gelegentlich verärgert, aber durchweg harmlos. "Ihr seid ja wie Geier" sagte ein junger Mann, der sein Auto unbedingt neben der Döner-Bude abstellen musste, obwohl in zehn Metern Entfernung die Parklücken gähnen. Hin und wieder sind in der Vergangenheit Bemerkungen schon heftiger ausgefallen. Einmal hat jemand eine Politesse in nicht druckfähigen Worten beschimpft und ihr empfohlen, sich dem ältesten Gewerbe der Welt anzuschließen, statt die Autofahrer zu belästigen. Solche Vorschläge werden teuer. Das Gericht verhängt satte Strafen im vierstelligen Euro-Bereich. Sinnvoller ist, man schweigt und zahlt.

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