Der Nebel lichtet sich

BONERATH/TRIER. Zwiespältig reagiert die Bevölkerung von Bonerath auf das berufliche und ehrenamtliche Desaster ihres langjährigen Ortsbürgermeisters. Der 49-jährige Ex-Gerichtsvollzieher war wegen Untreue verurteilt worden und auch bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit ins Zwielicht geraten.

Der 49-Jährige hat inzwischen sein Amt als Ortsbürgermeister mit einer schriftlichen Erklärung vom 22. November niedergelegt. Innerhalb von drei Monaten ist in Bonerath nun eine Neuwahl erforderlich. Wie berichtet, hatte er Ende der 90er-Jahre Gelder aus kommunalen Jagdpacht-Einnahmen "ausgeliehen", wodurch der Gemeinde zunächst ein Zinsverlust von rund 340 Mark entstand. Nach einer Rechnungsprüfung durch die Kommunalaufsicht zahlte er die Summe zuzüglich der Zinsen zurück. In einem weiteren Fall soll er in dieser Zeit 18 500 Mark aus einer örtlichen "Gemeinschaftskasse zur Förderung der dörflichen Gemeinschaft" entnommen und nach 17 Monaten bei der Rechnungsprüfung rückerstattet haben - allerdings ohne Zinsausgleich.Zwei Ratsmitglieder verweigern Entlastung

Die Rechnungsprüfung war auf Intervention zweier verärgerter Gemeinderatsmitglieder eingeleitet worden, nachdem die Mehrheit im Rat dem Ortsbürgermeister im Oktober 1999 die Entlastung erteilt hatte. Von dem Strafverfahren wegen Verdachts auf Untreue im Amt hatte die Kommunalaufsicht bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg erst aus dem Trierischen Volksfreund erfahren. Dezernent Martin Böckel: "Bei Ermittlungsverfahren gegen einen Beamten oder - wie in diesem Fall - gegen einen Ehrenbeamten, wird die Kommunalaufsicht normalerweise automatisch von der Staatsanwaltschaft unterrichtet." Das sei in diesem Fall jedoch versäumt worden. Ähnlich äußert sich Bürgermeister Bernhard Busch, VG Ruwer: "Da der Gemeinde Bonerath kein Schaden entstanden war, schien aus unserer Sicht der Fall Anfang 2000 erledigt. Hätten wir aber von den staatsanwaltlichen Ermittlungen erfahren, wäre ein ,eingehendes Gespräch‘ mit dem Herrn erforderlich gewesen." Reinhold Theis ist einer der beiden Ratsmitglieder, die seinerzeit die Entlastung des Ortsbürgermeisters verweigert hatten. Heute sagt er: "Ich finde es eine Sauerei, dass der Mann so lange vom Rat gedeckt wurde." Dabei hätten alle davon gewusst. In den Nachbarorten Schöndorf, Holzerath und Hinzenburg sei das Gelächter groß gewesen. "Die haben uns laut ausgelacht, weil wir das so haben laufen lassen", erinnert sich Theis. In Bonerath wirkt die Stimmung nun gespalten - die Antworten auf die Frage, wie man den Fall einschätze, sind sehr unterschiedlich. Manche zufällig angesprochenen Bonerather reagierten fast aggressiv. Und die meisten Befragten wollen ungenannt bleiben. Man solle den armen Menschen endlich in Ruhe lassen, statt die Sache immer weiter "aufzubauschen", so die häufige Antwort. Die Mehrzahl scheint jedoch fast erleichtert, dass "die Sache endlich raus ist und die jahrelange Munkelei ein Ende hat". Viele verstehen allerdings nicht, dass der Ortsbürgermeister bei der Kommunalwahl 2004 erneut hatte kandidieren können.Viele äußern sich bestürzt

So auch Clemens Müller: "Bei der Verbandsgemeinde und der Kreisverwaltung wussten die doch seit 1999 von seinem Verhalten als Ortsbürgermeister. Allerdings bin ich auch bestürzt, dass er seine Familie und sich selbst so hineinreißen konnte." Sie sei schlicht sprachlos. Sie könne das einfach nicht begreifen, sagt eine Boneratherin, die mit dem Betroffenen in die Schule gegangen war. "Gemunkelt wurde viel, aber genau wusste keiner etwas", sagt ein anderer, während sich der Nebel über dem Ort lichtet.

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