Der Seelsorger ein Künstler

ENSCH. Nach 13-jähriger seelsorgerischer Tätigkeit in Ensch endet am Sonntag, 30. November, die offizielle Amtszeit von Pater Rudolf Fritz. Nach dem von ihm zelebrierten letzten Gottesdienst um 15 Uhr in der Pfarrkirche St. Martin wird er in einer von den Ortsvereinen gestalteten Feierstunde verabschiedet.

Pater Fritz, der in den Niederlanden Theologie studierte und vor fast 40 Jahren auch dort zum Priester geweiht wurde, wird nach seiner Versetzung in den Ruhestand weiterhin seinem Orden "Soziätas Mariae Montfortana" (SMM) angehören. "Doch dann habe ich endlich auch mehr Zeit, mich der bildenden Kunst zu widmen", sagt der Pastor.Mit ihm verliert die Gemeinde Ensch nicht nur einen gottesfürchtigen Menschen, sondern auch einen "Künstler vor dem Herrn". Pastor Rudolf Fritz gilt nämlich in der Region und weit über deren Grenzen hinaus als ein Mensch, dem Gott die Gabe zum Malen, Modellieren und Bildhauen mitgegeben hat.Seine Liebe dazu entdeckte er nach der Priesterweihe in der Mission in Zentralafrika. "Leider musste ich nach fünf Jahren wegen einer Krankheit wieder nach Europa", erzählt er seinen Werdegang. Die Krankheit war es denn auch, die ihn über ein Jahr "nicht einsatzfähig" werden ließ.Danach arbeitete er in der Konrad-Adenauer-Siedlung in Köln und in Pulheim als Kaplan. Bevor der gebürtige Saarländer - er ist in Saarlouis geboren - 1978 in sein Heimatbistum Trier kam, wirkte er als Pastor in Hürth.Bis 1988 war er Priester in Kordel und Jugendseelsorger im Dekanat Welschbillig. Dort setzte er 1985 erste künstlerische Zeichen. Für die Pfarrkirche St. Amandus entwarf Pfarrer Fritz 15 riesige neue Fenster.Es ist ungewöhnlich, dass der Pfarrer einer Gemeinde sich nicht nur um die künstlerische Ausstattung seiner Kirche kümmert, sondern dabei auch aktiv als Künstler beteiligt ist. Respekt und Anerkennung zollten ihm damals die Experten, verantwortlichen Gremien und die Gemeindemitglieder.Der damals mit der Renovierung der Kirche beauftragte Architekt Peter van Stipelen aus Trier war angenehm überrascht, als Pfarrer Fritz ihm die Fensterentwürfe vorlegte. Sie waren das Resultat einer langjährigen Beschäftigung mit dem Thema des "Sonnengesangs" des heiligen Franziskus von Assisi (1182 - 1226) und der künstlerischen Umsetzung des Gedankens, dass Gott sich in der Schöpfung offenbart, in schmaler, lang gestreckter Kirchenfensterform.Vom Anstreicher zum Pfarrer

Pfarrer Fritz ist Autodidakt. Nach der Schule schwankte er zwischen einem künstlerischen beziehungsweise kunsthandwerklichen Beruf und einem theologischen Studium. "Nach zwei Jahren Anstreicherlehre ging ich dann doch zum Gymnasium und wählte den Weg zum Priesteramt", erinnert er sich.Seine ersten Erfahrungen als Kirchenkünstler sammelte er während seines Aufenthaltes in Afrika. Dort stattete er nicht nur fünf Kirchen mit Fresken, Wandmalereien und Kreuzwegen aus, er baute sie auch selber nach eigenen Entwürfen.Zurzeit hat er kein neues Werk in Arbeit. Doch bald soll seine kreative Ader wieder zur Geltung kommen. "Eines wird im Ruhestand viel besser sein", freut er sich, "dann kann ich ohne Unterbrechung an einer Sache dran bleiben so lange ich will." Der 68-Jährige will seinen Lebensabend in Rivenich verbringen. Dort hat er sich ein älteres Winzerhaus gekauft.

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