Der Utopie auf der Spur

TRIER. (woc) Die Hoch-Zeit der Kommunen, die späten 60er, ist vorbei. Doch auch heute sehnen sich viele Menschen nach einer alternativen Lebensform in Gemeinschaft. Wie das funktionieren kann, darüber informiert die "Kommunen-Info-Tour 2006".

Eine richtige Kommune ist mehr als eine Wohngemeinschaft. "Kommunen sind in den späten 60ern als Gegenmodell zum Kapitalismus und vorrangig aus politischer Motivation entstanden - und die Gesellschaftskritik ist auch heute noch das Hauptmotiv für junge Leute, die in Kommunen zusammen leben wollen", erklärt Nelly Stockburger. In Kommunen leben Menschen nicht aus praktischen Gründen - wie zum Beispiel einer im Verhältnis zum Wohnraum günstigen Miete - zusammen, sondern um ein gemeinsames, stark von Ideologien abhängiges, alternatives Leben zu führen. Gemeinsamer Besitz oder das Ziel, als Selbstversorger zu leben, sind häufige Konzepte. Bis vor zehn Jahren lebte die Triererin Stockburger in verschiedenen Kommunen. Heute führe sie zwar immer noch kein "bürgerliches Leben", aber: "Das Leben in einer Kommune ist anfangs immer geprägt vom Idealismus. Diesen allerdings praktisch umzusetzen, ist sehr schwierig." Irgendwann habe sie keine Lust mehr gehabt, mit jüngeren Bewohnern diese Konflikte immer wieder von neuem auszutragen. "Innerhalb der Kommune gab es teilweise keinen Lernprozess, keinen Fortschritt." Wie das soziale Miteinander in altersgemischten Gruppen glücken kann, darüber informieren am Freitag, 10. März, ab 19.30 Uhr acht erfahrene "Kommunardinnen und Kommunarden" im Multi-Kulturellen-Zentrum in Trier. Die Bewohner aus den Kommunen Niederkaufungen, Walterhausen, Lokumuna, Karmitz, Meuchefitz, Olgashof und der Finkenburg berichten von ihren Erfahrungen und beantworten Fragen zu Organisation und Gründung einer Kommune und bieten dazu ihre Hilfe an. Außerdem werden Informationen über Aufnahmemöglichkeiten in bestehende Gruppen gegeben. Das Interesse an den deutschlandweiten Veranstaltungen der "Kommune-Info-Tour" sei groß: "50 bis 60 Interessierte kommen immer", sagt Stockburger. Auch in der hiesigen Region gebe es mehrere kleine, kommunenartige Lebensgemeinschaften, die "die Werte der damaligen Zeit" hüteten. Außerdem werde das Modell der "Alters-WG" für viele Senioren zunehmend interessanter. "Nicht aus wirtschaftlichen Grünen, sondern wegen der Sehnsucht nach sozialem Miteinander im Alter." Termin: Freitag, 10. März, 19.30 Uhr, Multi-Kulturelles-Zentrum Trier, Gervasiusstraße 2. Informationen: Uwe Ciesla, Telefon 04204/6898003, E-Mail: finkenburg@verden-info.de

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