Der geheimnisvolle Kandidat

SAARBURG. Die Wahl des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg am 18. September schien zum traditionellen Duell der beiden großen Parteien zu werden – bis Karl Schiffer-Merten auftauchte. Der arbeitslose Arzt sammelte in seiner Heimatgemeinde Trassem genug Unterschriften, um als parteiloser Kandidat antreten zu können. Doch er überlegte es sich anders: "Ich hätte keine Chance."

Die Neuwahl des Bürgermeisters der VG Saarburg - Amtsinhaber Günther Schartz wird am 1. Januar als Landrat in die Kreisverwaltung umziehen - schien eine klare Angelegenheit zu sein, wie sie der Landkreis schon oft erlebt hat. Die beiden großen Parteien machen die Sache unter sich aus, Leo Lauer (CDU) aus Schoden und Alois Zehren (SPD) aus Freudenburg standen schon früh als Kandidaten fest (der TV berichtete mehrmals).Unruhe hinter den Kulissen

Doch plötzlich wurde es unruhig hinter den Kulissen. Es gab Gerüchte: Ein dritter Kandidat sammle Unterschriften, er wolle parteilos am Rennen um den Bürgermeister-Sessel teilnehmen. Name, Anschrift, Qualifikation? Unbekannt. Auch die Kreisverwaltung habe keine Informationen über einen dritten Kandidaten, teilte Pressesprecher Thomas Müller mit. Nur der Name des Ortes, in dem der geheimnisvolle Mitbewerber lebt und Klinken putzt, um unterstützende Unterschriften zu finden, kam an die Oberfläche: Trassem. Eine telefonische Umfrage in Trassem führte auf die richtige Spur des potenziellen Bürgermeister-Kandidaten, der abgesehen von seinen Hausbesuchen auf jede Form der Öffentlichkeitsarbeit verzichtet hat. Mehrfach fiel ein Name: Karl Schiffer-Merten. Der arbeitslose Arzt stellte sich den Fragen des TV. "Es stimmt", sagte der 49-Jährige. "Ich hatte mich entschlossen, bei der Wahl des Saarburger Bürgermeisters anzutreten und habe deshalb die notwendige Anzahl an Unterschriften gesammelt und auch erhalten. Ich brauche 120 und habe bereits 127." Es habe jedoch noch keine offizielle Prüfung gegeben, die festlegt, ob Karl Schiffer-Merten vor diesem Hintergrund als Kandidat antreten darf. Er habe ein Zeichen setzen wollen, betonte der ausgebildete Urologe. "Das mag jetzt hart klingen, aber meiner Ansicht nach ist weder der SPD- noch der CDU-Kandidat geeignet, diese Position zu übernehmen", sagt Schiffer-Merten. "Hier wird ein Experte benötigt, der von außen kommen muss, um die seit Jahrzehnten festgefahrenen Strukturen objektiv und ohne Parteibuch sehen zu können." Ein Manager mit finanztechnischem Hintergrund und Fähigkeiten in der Personalführung werde gesucht. "Qualifikationen, die zugegebenermaßen auch ich nicht habe", räumte Schiffer-Merten ein. Ebenso fehlt dem Mediziner, der laut eigener Aussage noch nie in der Stadt Trier oder dem Landkreis beruflich aktiv war, jede kommunalpolitische Erfahrung. Warum also die Kandidatur? Kurzes Schweigen. "Ich wollte eben zeigen, dass man auch ohne eine jahrzehntelange Verstrickung in die Kommunalpolitik in der Lage ist, ein solches Amt objektiv auszuführen." Doch am Ende verließ Karl Schiffer-Merten der Glaube an den eigenen Erfolg. "Ich werde nicht antreten, es hat einfach keinen Sinn", sagte er am Montagabend dem TV. "Ich hätte nicht die geringste Chance, diese Wahl zu gewinnen. Davon haben mich in den vergangenen Tagen viele Gespräche überzeugt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort