Der lange Weg zum Kelsener Baugebiet

Merzkirchen-Kelsen · Zugewucherter Bauschutt und ein beschädigtes Feuerwehrhaus statt neuer Wohnungen: Anwohner ärgert es, dass sich in der Ortsmitte nichts tut. Doch es gibt Grund zur Hoffnung.

 Hubert Jaeger steht vor dem baufälligen Gebäude der Kelser Wehr, in der sich nur noch der Anhänger der Feuerbekämpfer befindet. Er sagt: „Wenn die Feuerwehr kein Zuhause hat, passiert hier nichts.“ Dann würden keine Feste mehr gefeiert. TV-Fotos (2): Marion Maier

Hubert Jaeger steht vor dem baufälligen Gebäude der Kelser Wehr, in der sich nur noch der Anhänger der Feuerbekämpfer befindet. Er sagt: „Wenn die Feuerwehr kein Zuhause hat, passiert hier nichts.“ Dann würden keine Feste mehr gefeiert. TV-Fotos (2): Marion Maier

Foto: (h_sab )
 Das kleine Gerätehaus der Feuerwehr Kelsen soll abgerissen werden. Rund um diese Stelle soll ein Baugebiet entstehen, an dessen Rand die neue Wache samt Dorfgemeinschaftsraum geplant ist. Doch statt neuer Häuser machen sich derzeit allein Stauden auf dem Gelände breit.

Das kleine Gerätehaus der Feuerwehr Kelsen soll abgerissen werden. Rund um diese Stelle soll ein Baugebiet entstehen, an dessen Rand die neue Wache samt Dorfgemeinschaftsraum geplant ist. Doch statt neuer Häuser machen sich derzeit allein Stauden auf dem Gelände breit.

Foto: (h_sab )

Merzkirchen-Kelsen Eigentlich mag Hubert Jaeger seinen Heimatort Kelsen, in dem etwa 90 Menschen leben. Er gerät sogar ins Schwärmen, wenn er von der Kapelle aus Richtung Tal und auf die umgebenden Hügel schaut. "Ein wunderschöner Ausblick. Und da links geht die Sonne auf", sagt er. Doch eins stört ihn gewaltig.

Darüber ärgern sich die Bürger Im Frühjahr 2016 hat die Ortsgemeinde ein baufälliges Bauernhaus gegenüber der Kapelle am Dorfrand abreißen lassen. Damit wurde zwar eine Gefahrenstelle beseitigt, doch die nächsten Probleme geschaffen. An der Stelle sollte ein kleines Baugebiet mit fünf Bauplätzen entstehen. Jaeger: "Doch momentan ist das eine Bauschuttzwischendeponie." Das eingezäunte Gelände wuchere mit Stauden zu. Sonst tue sich nichts. Das störe viele Leute. Die örtliche Verwaltung komme nicht in die Gänge. Ein direkter Nachbar, der sich gegenüber dem TV nicht äußern möchte, hat sich bereits einen Sichtschutzzaun an den Rand seines Gartens gebaut.
Doch das ist nicht alles, was Feuerwehrmann Jaeger ärgert. Bei dem Abriss des Bauernhofs wurde das Gerätehaus der zehnköpfigen Kelser Wehr beschädigt. Es hatte keinen eigenen Giebel, was vorher nicht zu erkennen war, und war lediglich an das Bauernhaus angelehnt. Nur noch der Anhänger der Wehr steht nun in dem baufälligen Gebäude. Die übrigen Sachen wurden privat untergebracht. Jaeger sagt: "Wir sind noch einsatzfähig. Aber wenn die Feuerwehr kein Zuhause hat, passiert hier nichts." Die Feuerwehr sei der einzige Verein im Ort und organisiere die Feste wie Kirmes, St. Martin und das Schlachtfest im Herbst. Im vergangenen Jahr sei nicht gefeiert worden. Und ein Baubeginn für das Feuerwehrhaus sei nicht in Sicht .

Das sagt der Ortschef Ortsbürgermeister Martin Lutz hat Verständnis für den Unmut. Doch verweist der Ortschef, der seit 18 Jahren Erfahrungen in diesem Amt gesammelt hat, auf die Zwänge des Systems. Er sagt: "Wir brauchen einen Bebauungsplan für das Baugebiet, und das dauert eben." Er habe immer gesagt, man könne froh sein, wenn man 2018 mit dem Bauen anfangen könne. Lutz: "Das ist betrüblich, aber ich bin aus dem Alter raus, in dem ich mich über so was aufrege."
Auch rundherum habe viel geregelt werden müssen. Zunächst habe die VG-Verwaltung, der das Feuerwehrgebäude gehöre, die Kosten für eine Wiederherstellung ermitteln müssen. Dann sei über einen Neubau verhandelt worden. Für den habe der Haupt- und Finanzausschuss sein Einverständnis erklären müssen. Doch der tage nicht so oft, und man habe die Leute auch vorab überzeugen müssen. Dann habe die Ortsgemeinde für das Baugebiet ein weiteres Grundstück kaufen müssen.
Planer mussten den Bebauungsplan an sich erstellen. Dieser wurde dann wie vorgeschrieben einen Monat lang öffentlich ausgelegt, Bürger konnten Stellung beziehen. Zudem wurden die Behörden beteiligt. Lutz: "21 Seiten Stellungnahmen sind eingegangen." Doch der Ortschef sieht Licht am Ende des Tunnels - zumindest was das Baugebiet angeht. Er kündigt an, dass der Ortsgemeinderat in seiner Sitzung am Mittwoch, 16. August, die Einwendungen abwägen werde. Da es sich in diesem Fall um ein vereinfachtes Verfahren handele, könne der Plan, wenn alles gut gehe, bald in Kraft treten und mit dem Baugebiet begonnen werden. Zum Bauschutt sagt Lutz: "Der wird vor Ort wiederverwertet. Deshalb haben wir ihn nicht weggefahren."
Beim Feuerwehrhaus ist die Sache komplizierter. Lutz sagt: "Da drehen wir uns im Kreis." In Kelsen soll nach dem Vorbild des Merzkirchener Ortsteils Dittlingen ein kombiniertes Gebäude für Wehr und Dorfgemeinschaft am Rande des neuen Baugebiets entstehen. Doch streitet die Ortsgemeinde laut Lutz mit der Landesunfallkasse über Vorgaben. Die Unfallkasse habe beispielsweise einen größeren Stellplatz für das Fahrzeug und eine Absauganlage für Abgase gefordert. Laut Lutz hätten die Vorgaben zu enormen Mehrkosten geführt - dabei werde das Vorgeschriebene nicht gebraucht. Die Wehr habe lediglich einen Anhänger, der nicht viel Platz benötige. Dennoch habe man nun alles etwas größer geplant, für den Fall, dass nachträglich noch etwas eingebaut werde. Lutz sagt: "Wir sind optimistisch, dass wir die Unfallkasse überzeugen können." In Dittlingen habe das auch funktioniert.

Das sagt die Verbandsgemeindeverwaltung Auch die Verwaltung sieht keine Versäumnisse bei sich oder bei der Ortsgemeinde. Sprecherin Susanne Rendenbach verweist auf anderweitige Schwierigkeiten bei der Planung. So hätten Ortsgemeinde und Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion längere Zeit über den Standort und die Dachform des neuen Feuerwehrgerätehauses gestritten. Ansonsten sei der Bebauungsplan im normalen zeitlichen Rahmen über die Bühne gegangen. Sobald er beschlossen sei, könne die Erschließung beginnen. Rendenbach teilt weiter mit, dass die Kreisverwaltung für die Baugenehmigung des Feuerwehrhauses zuständig sei.

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