Des Pfarrers gute Seele

KIRF. (hpü) Martha Fritzen kennt die Pfarrkirche "St. Remigius" bis in den kleinsten Winkel, denn sie hat schon viel Zeit dort verbracht. Der Hauptgrund: Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die 66-Jährige Küsterin der Gemeinde.

Wenn in Kirf die Glocken läuten und zum Gottesdienst rufen, ist das auch ein Zeichen dafür, dass Martha Fritzen mitten in der Arbeit steckt. Bis zum feierlichen Einzug des Pfarrers und seiner Messdiener gibt es für die 66-Jährige noch eine Menge zu tun: Die Kerzen sind anzuzünden, die Hostienschale ist zu füllen und die passende "Arbeitskleidung" von Hochwürden muss auch noch zurechtgelegt werden. Für Fritzen ist das inzwischen Routine. Unzählige Messfeiern hat sie während der vergangenen 24 Jahre als Küsterin der Gemeinde Kirf vorbereitet. "Zu meinen Aufgaben gehört auch, mich um den Außenbereich der Kirche zu kümmern", sagt sie. Fritzen macht ihren Job gerne. Vor allem deshalb sei es ihr bislang noch nicht in den Sinn gekommen, sich zur Ruhe zu setzen. Im Gegenteil: "Ich mache weiter, so lange es irgendwie geht."Einstiger Berufswunsch: Floristin

Die 66-Jährige ist im Ort nicht nur als Organisatorin der Gottesdienste bekannt. Insgesamt rund 28 Jahre lang war sie als Haushälterin die "gute Seele" des Dorfpfarrers. "Dabei hatte ich einst ganz andere Vorstellungen von meinem Beruf", erzählt Fritzen. In Saarlouis geboren und aufgewachsen, habe sie ursprünglich Floristin werden wollen. "Ins Pfarrhaus bin ich gekommen, weil die Haushälterin des Pfarrers Verstärkung gesucht hat." Zehn Jahre lang sei sie schließlich dort geblieben. Nach ihrer Ausbildung zur Köchin kam Martha Fritzen 1966 mit Pfarrer Josef Kanzler aus dem Saarland nach Kirf. Als Kanzler im Jahr 1994 plötzlich gestorben war, arbeitete Fritzen noch drei Jahre lang in einem Saarburger Pfarrhaus."Aus den Amtsgeschäften herausgehalten"

Das durchweg gute Verhältnis zu ihren Dienstherren sei nicht zuletzt deshalb zustande gekommen, "weil ich mich stets aus den Amtsgeschäften herausgehalten habe - alleine, um Reibungspunkte zu vermeiden", sagt Fritzen. Schließlich habe man Tag und Nacht unter einem Dach zusammengelebt. Mindestens ebenso wichtig sei ihr eine gewisse Distanz zum "Chef" gewesen. "Nur so ist eine gute und produktive Zusammenarbeit auf Dauer möglich." Zwei Jahre nachdem sie das Kirfer Pfarrhaus verlassen hatte, zog Fritzen in ihr eigenes Domizil, das sich ebenfalls im Dorf befindet. Sie sagt: "Es wäre für mich nie in Frage gekommen, in meinen Geburtsort zurückzukehren." Bei Besuchen in ihrer einstigen Heimatstadt Saarlouis habe sie sich nach fast drei Jahrzehnten fremd gefühlt. Doch es gab noch einen weiteren Grund für ihre Entscheidung: "Mein langjähriger Dienstherr ist in Kirf beerdigt. Es lag und liegt mir viel daran, mich um sein Grab zu kümmern."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort