Desolat schon seit 20 Jahren

Trier/Palzem · Landrat Günther Schartz hat den Verkehrsminister gebeten, die L 132 zwischen Dilmar und B 419 bald auszubauen. Was das Ministerium dazu sagt, stößt vor Ort nicht auf Begeisterung.

Desolat schon seit 20 Jahren
Foto: Friedemann Vetter

Trier/Palzem Miese Noten gibt Landrat Günther Schartz dem Abschnitt der Landesstraße 132, der von Dilmar über Kreuzweiler bis zur B 419 verläuft. "Seit Jahren ist die Straße in einem miserablen Zustand. Die Bankette sind in großen Teilen komplett ausgefahren und die Fahrbahnoberfläche mit zahlreichen Rissen und Löchern durchsetzt", stellt er fest.
Die Experten sahen die Sache offensichtlich ähnlich - und das schon vor fünf Jahren. Denn bereits in der Zustandserfassung des Landesbetriebs Mobilität (LBM) von 2012 ist das Teilstück der Straße laut Landrat als desolat beschrieben worden. Seither sei nicht nennenswert saniert worden, so dass der Zustand sich noch weiter verschlechtert habe.
Und nicht nur das. Für Schartz und Palzems Ortschef Florian Wagner hat eine weitere Belastung der Straße in den vergangenen drei Monaten ordentlich zugesetzt: Die Umleitung wegen der Bauarbeiten an der B 419 zwischen Palzem und der Landesgrenze zum Saarland, die am vergangenen Freitag abgeschlossen wurden. Die Strecke sei dadurch einem erhöhten Verkehrsaufkommen ausgesetzt gewesen, auf das sie gerade in ihrem aktuellen Zustand nicht ausgelegt sei, sagt Schartz. Das zeige sich auch daran, dass sich mehrfach LKW festgefahren hätten. Im Schnitt nutzen laut LBM täglich rund 570 Fahrzeuge die L 132; 3380 Fahrzeuge sind es bei der B 419.
Schartz hat Verkehrsminister Volker Wissing nun per Brief gebeten, besagten Abschnitt der L 132 in das Landesstraßenbauprogramm aufzunehmen. Dies sei ein gemeinsames Anliegen des Landkreises und der Ortsgemeinde Palzem, betont der Landrat. Der Bedarf zum Ausbau des Streckenabschnitts sei auf jeden Fall gegeben und erfordere die schnellstmögliche Aufnahme in das Programm.
Florian Wagner sagte auf TV-Anfrage: "Ich möchte mich bei Herrn Schartz bedanken, dass er nach einem gemeinsamen Ortstermin mit dem Landesbetrieb Mobilität schnell reagiert hat." Viele Anwohner hätten sich bei ihm über den Zustand der Straße beschwert. Insbesondere unter dem verstärkt aufgetretenen Schwerlastverkehr durch die Umleitung habe die Trasse gelitten. Die Löcher in der Straße seien fausttief und gerade in der Ortsdurchfahrt von Kreuzweiler kaum noch zu flicken. Das sei insbesondere für Radfahrer gefährlich.
Auch die Ortsvorsteher von Dilmar und Kreuzweiler, Egon Altenhofen und Helmut Willkomm, würden die Sanierung der Straße begrüßen. Willkomm sagt: "Die Ortsdurchfahrt ist schon seit geraumer Zeit in desolatem Zustand." Seit etwa 20 Jahren sei geplant, den Abschnitt zwischen Palzem und Kreuzweiler-Mitte zu sanieren. In jedem Frühjahr müsse er sich an den LBM wenden, damit die Schäden an der Ortsdurchfahrt repariert würden. Der Winter und der verstärkte Schwerlastverkehr der vergangenen Monate hätten die Situation verschlimmert.
Beim Mainzer Verkehrsministerium hält man sich im Bezug auf die Bitte des Landrats bedeckt. Laut Pressesprecherin Cornelia Holtmann hätten die Ergebnisse der Straßenzustandserfassung von 2012 und des darauf folgenden Bewertungsverfahrens dazu geführt, dass der Ausbau der L 132 im Vergleich zu anderen Vorhaben bisher nicht als prioritär eingestuft und auch nicht im bis 2018 geltenden Landesstraßenbauprogramm berücksichtigt worden sei. "In diesem Jahr wird eine neue landesweite Straßenzustandserfassung erfolgen. Ob und wann eine Sanierung der L 132 nach 2018 eingeplant werden kann, wird unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse dann entschieden werden können", heißt es. Bis zu einem Ausbau der Strecke werde der LBM Trier die Verkehrssicherheit durch Maßnahmen der laufenden Instandhaltung weiter gewährleisten. Florian Wagner ist das zu wenig. Er sagt: "Die Straßensanierung muss sofort angegangen werden und darf nicht erst nach 2018 in das Landesstraßenbauprogramm aufgenommen werden." Er versichert: "Wir lassen da nicht locker."KommentarMeinung

Land hat was gutzumachen
Eine Ortsdurchfahrt 20 Jahre lang in desolatem Zustand zu belassen und nach jedem Winter nur notdürftig zu flicken wie in Kreuzweiler - das kann nicht angehen. Das ist den Bewohnern nicht zuzumuten, und für eine Straße bedeutet das zwangsläufig, dass sie komplett ruiniert und ebenso sanierungsbedürftig ist. Hinzu kommt, dass die L 132 in den vergangenen drei Monaten besonders gelitten hat, und die Straßenbaubehörde schuld daran ist. Sie hat den Umleitungsverkehr von der gesperrten B 419, auf der viele Lastwagen fahren, über die L 132 und somit durch Kreuzweiler und Dilmar gelotst. Erst als sie nach Protesten einsah, dass die Straße dafür nicht ausgelegt ist, wurde der Schwerlastverkehr großräumig umgeleitet, was dann aber nur noch in Teilen funktioniert hat. Da hat das Land was gutzumachen und zwar bald - aus welchem Topf auch immer. m.maier@volksfreund.deExtra: STRAßENBAUPROGRAMM DES LANDES


Die Landesstraßenbauprogramme werden zusammen mit dem Landeshaushalt aufgestellt. Die Mittel müssen laut Verkehrsministerium auf die dringlichsten Maßnahmen konzentriert werden. Die Dringlichkeit werde in einem landesweit einheitlichen Bewertungsverfahren ermittelt. Ausgangspunkt sind laut Ministerium die Ergebnisse der in fünfjährigem Turnus (zuletzt in 2012) absolvierten Zustandserfassungen. Zudem würden weitere Kriterien wie die Verkehrsbelastung und die Unfallhäufigkeit berücksichtigt. Aus den als dringlich bewerteten Projekten wird ein Investitionsplan für fünf Jahre entwickelt, aus dem dann die Bauprogramme abgeleitet werden. Dabei spielen laut Ministerium weitere Faktoren eine Rolle wie die Frage, ob Baurecht vorliegt.

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