Die BMW in der Diele geparkt

WINCHERINGEN-SÖST. (hpü) Wenn Ernst Steinmetz mit dem Motorrad auf Tour gehen will, hat er die Qual der Wahl. Denn im Schuppen des 45-Jährigen warten fast 30 fahrbare Untersätze mit zwei Rädern darauf, bewegt zu werden. Steinmetz ist leidenschaftlicher Sammler von Motorrad-Oldtimern.

Einmal im Jahr, am 1. Mai, herrscht im Wincheringer Ortsteil Söst Ausnahmezustand. Denn an diesem Tag vervielfacht sich gewöhnlich die Zahl derer, die sich in dem 140-Seelen-Dorf aufhalten. Was Menschen aller Altersgruppen von nah und fern anlockt, ist das, was es zu sehen und zu hören gibt: motorisierte Zweiräder, die meist schon etliche Jahre auf dem Buckel haben. Allein 2005 zählte Ortsvorsteher Ernst Steinmetz rund 800 Besucher. "Schon die Premiere vor vier Jahren war ein großer Erfolg", berichtet der 45-Jährige. Das Treffen ist Bestandteil des Maifestes, das die Bewohner des Ortes seit über 30 Jahren feiern. "Immer weniger Besucher kamen, und wir wollten etwas Besonders bieten, um die Leute anzulocken", erzählt Steinmetz. Bloß was? Ein kurzer Blick in die heimische Garage gab dem Ortschef die Antwort: Motorräder.Am Anfang war die Zündapp GTS 50

Die Faszination von Ernst Steinmetz für alles, was sich auf zwei bis drei Rädern und aus eigener Kraft fortbewegt, begann im Alter von 16 Jahren. "Meine erste Maschine war eine Zündapp GTS 50. Als ich den Autoführerschein bekam, verkaufte ich das Moped wieder." Heute sei das für ihn kaum vorstellbar. Im Gegenteil: "Wenn ich einmal ein Motorrad gefahren habe, bringe ich es nicht mehr übers Herz, mich von ihm zu trennen", erklärt Steinmetz schmunzelnd. Das habe ihn allerdings nicht daran gehindert, sich immer wieder neue motorisierte Zweiräder zuzulegen. 28 Maschinen hat der 45-Jährige inzwischen - "allesamt aus den 50er-, 60er- und 70er-Jahren". Ganz besonders stolz sei er auf eine BMW R 90 S. Fast automatisch stellt sich da die Frage nach einem geeigneten Unterstand. "Zunächst stellte ich die Maschinen dort ab, wo gerade Platz war - beispielsweise in der Diele, in der Waschküche und sogar im Gästezimmer." Vor vier Jahren baute Steinmetz seinen "Lieblingen" einen eigenen Schuppen, aus dem er inzwischen ein kleines Museum gemacht hat. Dass sich der Mann aus Söst gerade für alte Motorräder begeistert, hat viele Gründe. Neben der Technik reize ihn vor allem die Geschichte, die dahinter steckt. "Die Motorradindustrie leistete in den 50er-Jahren einen entscheidenden Beitrag zum wirtschaftlichen Wiederaufbau unseres Landes. Denn anfangs konnten sich nur wenige ein Auto leisten. Motorräder hingegen waren auch für die ‚breite Masse' erschwinglich." Deutschland sei seinerzeit weltweit führend im Motorradbau gewesen. Sammeln ist schön, fahren noch viel besser. Wenn Ernst Steinmetz eine Tour machen will, hat er die Qual der Wahl, denn so gut wie alle Maschinen sind fahrbereit. Hin und wieder schwingt er sich auf einen "Bock", um beispielsweise eine Runde über den Saargau zu drehen. Bis zum nächsten Motorrad-Oldtimertreffen wird er noch einige Kilometer hinter sich gelassen haben. Erst 2007 ist es wieder so weit. Künftig soll das Treffen nur noch alle zwei Jahre stattfinden.

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