Die Fluten stoppen

SAARBURG. Eine Gewässerentwicklungsplanung für die Leuk war das Hauptthema in der jüngsten Sitzung des Verbandsgemeinderates Saarburg. Wie aktuell und brissant das Thema ist, zeigten die gestrigen Unwetter und Überflutungen in der Region.

Mit einem feuchten Thema beschäftigten sich die Damen und Herren des Verbandsgemeinderates Saarburg bei hochsommerlichen Temperaturen im Sitzungssaal der Verbandsgemeindeverwaltung. Fritz Hatzfeld, geschäftsführender Gesellschafter des Aachener Ingenieurbüros "Hydrotec", präsentierte ausführlich die Konzeption für eine Gewässerentwicklungsplanung für die Leuk und ihre Nebenbäche. Der Kreis Trier-Saarburg hatte die Planung in Auftrag gegeben. Hintergrund sei die Vorgabe durch die so genannte Wasserrahmenrichtlinie der EU, erläuterte Leo Lauer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg. Demnach müssen die Gewässer - unterschieden nach Gewässern erster, zweiter und dritter Ordnung - bis zum Jahr 2015 "in einen ökologisch verbesserten Zustand versetzt werden" und die Bewertung "gut" erreichen. Die Einordnungen der Gewässer geben die jeweiligen Zuständigkeiten vor. So ist für die Renaturierung der Gewässer erster Ordnung der Bund, für die zweiter Ordnung der Kreis und für die Gewässer dritter Ordnung die Verbandsgemeinde zuständig. Die Leuk ist als Gewässer zweiter Ordnung eingestuft. Außerdem solle das Konzept eine Antwort auf die Hochwasser-Problematik liefern. "Häufige Hochwässer der Leuk, zuletzt im Mai 2001, führten zu Überflutungen in bebauten Teilen von Trassem und Saarburg", heißt es in der Vorlage der VG. "Dabei entstanden nicht unerhebliche Schäden. Besonders gefährdet bei Hochwässern sind das Freibad und das Hallenbad in Saarburg." Das gewaltigste Hochwasser habe Saarburg 1995 erlebt, berichtete Fritz Hatzfeld. Damals seien etwa 40 Kubikmeter pro Sekunde geströmt. Leuk ist stark verändert

Für die Analyse sei der Leukbach komplett neu vermessen und untersucht worden. Dabei sei herausgekommen, dass die Gewässerstruktur generell stark bis sehr stark verändert sei. Die schlechte Bewertung liege "vor allem an der Eintiefung der Sohle, der vorhandenen Uferbefestigung, dem Verbau überwiegend in den Ortslagen", der Begradigung und auchdem fehlenden Gewässerrandstreifen. Die Gewässergüte der Leuk in Rheinland-Pfalz hingegen sei gut. Um die Gewässerstruktur innerhalb der Ortschaften zu verbessern, empfiehlt das Büro unter anderem, nicht erforderliche Sohl- und Uferbefestigungen, Stege, Durchlässe und Verrohrungen zu entfernen. Für Trassem lautet der Vorschlag, "einen naturnahen Gewässerverlauf wiederherzustellen". In der freien Landschaft und im Einzugsgebiet der Leuk sollen Randstreifen und so genannte Entwicklungskorridore angekauft werden, heißt es in der Auswertung des Aachener Büros. In den Gemarkungen Trassem, Meurich und Freudenburg hat die Verbandsgemeinde nach Auskunft Lauers für das gesamte Projekt, das sich über mehrere Jahre erstrecken wird, bereits 41 Hektar Flächen erworben. Zuvor werde noch in diesem Jahr ein Flurbereinigungsverfahren eingeleitet, um den Zuschnitt der Flächen zu optimieren. Diese Aussicht sorgte bei SPD-Ratsmitglied Helmut Weimann für Verunsicherung: "Ich bin von Bürgern angesprochen worden, ob diese Entwicklung zur Enteignung von Grundstücken führen kann", sagte er. "Darauf hätte ich gerne eine eindeutige Antwort." Die bekam er schließlich von Reinhard Lichtenthal, stellvertretender Leiter der Außenstelle Trier des Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum: "Eine Bodenordnung ist keine Enteignung. In der freien Feldflur werden Flächen verlegt, das ist nicht Enteignen." Anette Haas, beim Kreis Trier-Saarburg zuständig für Gewässer-Entwicklung und -Unterhaltung, mahnte: "Zum einen haben wir mit den bereits erworbenen 41 Hektar einen Großteil der benötigten Fläche. Zum anderen sollte man draußen keine Ängste schüren, sondern das Konzept des Ingenieurbüros als fachliche Handlungsempfehlung verstehen. Das ist eine Chance für den Hochwasserschutz, für die Landschaft und die Entwicklung des Tourismus." Ohnehin würden nach und nach einzelne Bausteine des Konzeptes umgesetzt, nicht alles auf einmal angegangen. Als erster Baustein soll nach Auskunft Lauers im Herbst dieses Jahres die rechts der Leuk gelegene Wiese im Saarburger Freibad als Retentionsfläche eingeebnet werden, so dass die Leuk bei Hochwasser "ausufern" kann.

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