Die Kunst des Fliegens

SCHWEICH. Auf Einladung des Theaterzentrums Stierstall in Schweich zeigte das "Holzwurm Theater" aus Winsen an der Luhe (bei Hamburg) das Puppentheaterstück "Jakob, Frieda und die schwimmende Insel". Die kleinen Zuschauer im Stefan-Andres-Schulzentrum zeigten sich von der phantasievollen Geschichte begeistert.

Das Holzwurm Theater wurde 1984 gegründet. Sein Hauptakteur ist Jens Heidtmann aus Winsen/Luhe, der neben Puppenkabarett für Erwachsene ausschließlich selbst verfasste Kinderstücke auf die Bühne bringt. Mit der von der Hamburger Kulturbehörde geförderten Produktion "Jakob, Frieda und die schwimmende Insel" gastierte er jetzt in Schweich. Die kleinen Besucher aus der Moselregion entführte er damit in eine Welt, die sie höchstens aus dem Urlaub kennen, denn die Geschichte spielt auf einer Insel im Meer. Mit ruhiger Stimme und wunderbar norddeutschem Waterkant-Dialekt lädt Jens Heidtmann die Kinder ein, in ihrer Phantasie ein Stück Treibholz auf den Weg dorthin zu begleiten. Auf der Insel treffen sie Jakob, einen kleinen Igel, der dort ganz allein lebt und nur ab und zu von der frechen Möwe Kuddel besucht wird. Jakob hat Fernweh und versucht von Kuddel das Fliegen zu lernen, weil er eines Tages hinter den Horizont gucken will. Da wird plötzlich Igel-Frau Frieda, die aussieht wie eine Piratenbraut, mit ihrem Floß an Land gespült. Es ist Jakobs erster Kontakt mit einer Artgenossin, die noch dazu ganz anders ist als er selbst. In vergnüglichen Szenen prallt Jakobs Behäbigkeit auf Friedas Spontaneität, bis beide die Eigenheiten des anderen schätzen lernen. Ausgerechnet da will die ruhelose Frieda wieder in See stechen, bietet aber Jakob an, ihn mitzunehmen. Weil er sich von nichts trennen kann, überlädt er das Floß bis zur Manövrierunfähigkeit, was zum Streit mit Frieda führt. Verzweifelt macht er wieder Flugversuche, bis ihm dabei klar wird, dass man auch loslassen können muss, wenn man in neue Welten aufbrechen will. Zum guten Schluss finden die beiden einen gemeinsamen Weg, indem sie sich gegenseitig annehmen und helfen, aber auch auf Eingefahrenes verzichten. Wohltuend ruhig entwickelt sich die Geschichte, in der Heidtmann die Rollen des Erzählers und der Figuren spricht. Er selbst ist immer sichtbar und führt die sympathisch plüschigen Puppen auf einer liebevoll als Insel gestalteten Tischbühne. Trockener Humor und viele schöne Lieder lockern die Handlung auf. Besonders gut kommen die Tollpatschigkeiten an, mit denen Heidtmann Jakobs und Friedas Begegnung würzt. "Superschön" urteilt ein kleiner Zuschauer, dessen Mutter konstatiert: "Da hätten wir länger zugucken können." Am Sonntag, 2. Juli, veranstaltet das Theaterzentrum Stierstall eine Busfahrt nach Bad Kreuznach ins Puppentheatermuseum im Rittergut Bangert. Dort wird auch ein Puppenstück aufgeführt. Informationen und Anmeldung (bis 1. Juni) bei Bodo Maibaum, Tel.: 06502/8382.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort