Die Liturgie muss auch verstanden werden

MEHRING/TRIERWEILER/PLUWIG. Ostern, das Fest der Wiederauferstehung Christi – oder das Fest des geschäftlichen Rummels und der Umsätze. Wie schon das Weihnachtsfest, so muss auch Ostern mit der Diskrepanz zwischen religiösem Anspruch und geschäftsmäßiger Verweltlichung leben. Der TV befragte drei katholische Pfarrer zum Osterfest.

Immer mehr Geschäft und Show mit Ostern und immer mehr Vergessen, was den Ursprung des Festes ausmacht? So einseitig will Pfarrer Matthias Struth von St. Medardus in Mehring die Sache nicht betrachten. "Sicher hat die Kommerzialisierung mit den Jahren immer weiter zugenommen, andererseits ist aber auch eine andere Tendenz erkennbar - die Menschen fragen wieder mehr nach dem Sinn des Lebens", sagt der junge Geistliche. Auch junge Leute zeigen wieder Interesse

Auch wenn vielen nicht ganz klar sei, warum genau Ostern gefeiert werde, so versuchten sie doch, an den christlichen Inhalten des Festes teilzuhaben. Interessant sei auch, dass sich gerade junge Leute wieder vermehrt dafür interessierten. Oster-Sondertheken in Kaufhäusern, Ostermärkte auf Plätzen, Osterreiseangebote und, und, und. Nein, verteufeln solle man dies nicht, sagt Struth, aber man dürfe darüber nicht den Grund des Festes vergessen. "Und es beginnt alles zu früh", fügt er hinzu. Vielleicht sollte man mit dieser Fülle an österlichen Symbolen wenigstens bis nach der Karwoche warten. In diesem Jahr sei allerdings auch die extrem kurze Spanne zwischen Weihnachts- und Osterzeit zu bedenken. Struth: "Dieses Mal sind wir wohl alle Gejagte des Kalenders." Die Sorge, seine Ostermesse in einer halb leeren Kirche feiern zu müssen, plagt den Mehringer Pfarrer übrigens nicht. Das Engagement und die Anteilnahme der Menschen am Leben in der Kirchengemeinde sei hier enorm hoch. Doch in dieser Anteilnahme der Gläubigen sieht Struth auch einen Auftrag: "Die Liturgie darf schön sein, aber sie muss auch verstanden werden. Die Menschen müssen erkennen können, was sie an diesen Tagen feiern." Struth ist bemüht, die Bedeutung der Kar- und Ostertage verständlich zu machen - in den Pfarrbriefen und in seinen Predigten zum Tage. Struth: "Das Wichtigste kommt von der Botschaft her - Ostern heißt, Gott schenkt uns das Leben." Ein guter Start in die Karwoche

"Signifikant für unsere Gesellschaft ist die wachsende Neigung der Menschen, den Tod zu tabuisieren und den Gedanken an ihn zu verdrängen", sagt Hermann Zangerle, Pastor der Pfarreiengemeinschaft Trierweiler, Igel, Liersberg, Herresthal. Dabei sei der Tod "das Einzige, was jedem im Leben gewiss ist", konstatiert Pastor Zangerle. Der Trend, den Tod zu verdrängen, hat Hermann Zangerle zufolge auch eine Veränderung beim Bestattungswesen und bei der Grabkultur bewirkt. "Wie gehen wir mit uns selbst um", fragt er. "Wollen wir alles, was nicht mehr jung, schön und vital ist, möglichst effektiv entsorgen, indem wir es einäschern und in alle Winde verstreuen. Auf dass wir den Hinterbliebenen nur ja nicht mehr zur Last fallen. Ex und hopp, das war's. Welchen Wert hat der Mensch noch?" Den Start in die Karwoche bezeichnet der Pastor als überwältigend. Die Kirchen seien voll gewesen. Und mit Begeisterung würden sich die Kinder und Jugendlichen beim Osterklappern betätigen. Kritisch setzt sich Hermann Zangerle mit dem kommerziellen Festrummel, insbesondere mit den zeitlich kaum noch getrennten Oster- und Weihnachtsangeboten, auseinander. Sein Kommentar: "Wenn demnächst Schokohasen und -nikoläuse einträchtig nebeneinander in den Regalen stehen, zeugt das davon, dass die Köpfe der Verantwortlichen ebenso hohl sind wie die Schokofiguren."Bunte Ostereier auch im Pfarramt

An der Tür zum Pfarramt in Pluwig hängt ein aus Palmzweigen gebundener Osterkranz. Im Flur leuchten bunte Ostereier, die an Zweigen baumeln. Auch die Tischdecke verrät, dass der Osterhase nicht mehr weit ist. "Fastenzeit ist eine Zeit, in der man sich bewusster werden kann und zu sich selbst findet", sagt Pastor Heribert Mönch. In den vergangenen Jahren hat der Pluwiger Geistliche mit einigen Chorbrüdern und -schwestern keinen Alkohol während der vorösterlichen Zeit getrunken. "Das war immer auch ein Test, ob man überhaupt noch darauf verzichten kann", so der Pastor. Und einem Gesundheits-Check hat er sich in all den Jahren unterzogen, "dieses Jahr habe ich es noch nicht geschafft". An das Abstinenzgebot, im Gedenken an den Karfreitag freitags generell auf Fleisch zu verzichten, hält sich Heribert Mönch während des Jahres ausnahmslos. Da erübrigt sich die Frage, ob er an Karfreitag fastet. "Aber für mich ist es kein Opfer, kein Fleisch zu essen." Ostern ist für ihn das Fest des Jahres. Auf den Auftritt des Chores, den er leitet, freut er sich besonders. Und auf das Backwerk seiner Schwester. "Sie ist eine Weltmeisterin im Backen von Osterlamm und ich mag das von ihr erfundene Osterbrot", lobt der Geistliche.

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