Die Nacht zum Tag gemacht

SAARBURG. Einen Fastnachtsumzug im wörtlichen Sinne erlebten die Saarburger Narren am Samstag. Wie ein gigantischer Glühwurm schlängelten sich bunt beleuchtete Wagen und Gruppen durch das abendliche Saarburg.

Während sich andernorts die närrischen Wagenkolonnen tagsüber durch die Gassen winden, machen die Saarburger Narren die Nacht zum Tag. Frei nach dem Motto "Im Dunkeln lässt sich gut schunkeln" säumen tausende Narren die Zugstrecke durch das nächtliche Saarburg.Bereits zum siebten Mal hat der Verein Saarburger Fastnacht e.V. den Zug organisiert und sorgt für ausgelassene Stimmung am Fuße der Burg. Pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit setzen sich mehr als 30 Gruppen und Wagen in Bewegung. Von der Beuriger Kammerforststraße geht es über die Saarbrücke durch das Zentrum bis zum Busbahnhof.

Taktisch günstig aufgestellt

Einziger Wermutstropfen: Immer wieder müssen die bunten Wagen und Gruppen am Bahnübergang warten, wenn die Schranken geschlossen werden. Dies tut der Stimmung an der Zugstrecke jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. "Hier werfen sie die meisten Bonbons", sagt ein Kind, das sich taktisch günstig an der Bahnstrecke aufgestellt hat.

Tausende - zum Teil bunt maskierte - Fastnachtsumzugsfans begrüßen jede Gruppe lautstark mit dem typischen Saarburger Karnevalsschlachtruf "Hau-Ruck". Hupend und blinkend führt ein Feuerwehroldtimer den Umzug an. Zwar drehen sich die Blaulichter schon etwas altersschwach. Dennoch ist das blank polierte rot-weiße Fahrzeug aus dem Baujahr 1938 mit der Leiter auf dem Dach und dem mächtigen Suchscheinwerfer ein echter Hingucker.

Ebenso die Reitsportgruppe Bottelter. Von Beginn an sind die Rösser und Reiter beim Nachtumzug dabei. Auch wenn die prächtig herausgeputzten Tiere hin und wieder scheuen, haben sie sich offensichtlich an das Getöse entlang der Strecke gewöhnt. Besonders im Tunnel hält sich so mancher Zaungast angesichts lautstarker Karnevalsschlager aus riesigen Lautsprecherboxen die Ohren zu.

Drei Musikvereine fordern mit Paukenschlägen, mit "Humba-Tätärä" und Schunkelwalzern zum Mitsingen und Mitschunkeln auf. Die Musiker aus Waldweiler, Saarburg und Beurig marschieren ebenso wie die Fastnachtsfreunde vom Angelsportverein Krutweiler, die Kolpingfamilie Beurig, die katholische Frauengemeinschaft, die Karnevalsgesellschaft Hau-Ruck, die Werbegemeinschaft des Gewerbeverbandes und Luddy Lorth seit Beginn der Nachtumzüge mit.

Erstmals mit dabei ist der Abiturjahrgang 2006 des Gymnasiums. Sie feiern in einer riesigen Rumflasche mit der Aufschrift "13 Jahre rum" das bevorstehende Ende ihrer Schulzeit. Als einzig verbliebene Garnisonsstadt in der Region fehlt auch eine Abordnung der französischen Streitkräfte nicht. Ihrem Friedensauftrag folgend, haben sich die Soldaten als "Flower-Power"-Hippies verkleidet.

Masten legen am Bahnübergang

Neben den Fußgruppen sind es immer wieder die hell beleuchteten Motivwagen, die die Zuschauer am Straßenrand beklatschen. Schon von weitem naht leuchtend das Segelschiff der Beuriger Kolpingfamilie. Am Bahnübergang müssen die Matrosen die Masten legen, damit sie unter der Oberleitung hindurch passen. Beifall gibt es auch für die Werbegemeinschaft des Gewerbeverbandes, die ganz im Zeichen des Mozartjahres - stilvoll gekleidet - einen Flügel durch die Stadt fährt. Aus Perl hat sich die Jugendgruppe auf den Weg zum Nachtumzug gemacht. Gezogen von einem riesigen Traktor, hat sie auf einem Anhänger gleich eine ganze Diskothek mit zuckenden Lichtblitzen, Diskonebel und hämmernden Tanzrhythmen aufgebaut.

Gleich mit einer ganzen Pyramide ist die Jugend aus dem saarländischen Faha nach Saarburg gekommen. Gut zwei Stunden zieht die bunt kostümierte Narrenschar durch die Straßen, um bei der anschließenden Karnevalsfete im Beuriger Festzelt die Fastnacht zum Tag zu machen.

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