Die Nationalhymne als Schlusspunkt

SAARBURG. Seit 75 Jahren gibt es den Musikverein St. Remigius in Kirf. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres war das Musikkorps der Bundeswehr mit einem Benefizkonzert für die Jugendarbeit des Vereins in der ausverkauften Stadthalle Saarburg zu Gast.

75 Jahre jung ist der Musikverein St. Remigius Kirf. Das Prädikat "jung" darf man in diesem Zusammenhang mit Fug und Recht verwenden, angesichts eines Durchschnittsalters von 23 Jahren bei den derzeit immerhin 68 aktiven Mitgliedern. Ein Musikverein also, der in vollem Saft und voller Kraft steht. So geht es längst nicht jedem Verein, der sich der Musica gewidmet hat. In Kirf hat man offensichtlich zur rechten Zeit die wichtigen Weichen gestellt und die Jugendarbeit als eine zentrale Aufgabe entdeckt. Eine Mühe, die Geld kostet. Professionelle Lehrer, die den Nachwuchs unterrichten, und Musikinstrumente, die den jungen Mitgliedern zur Verfügung gestellt werden können, müssen bezahlt werden.Alle Erwartungen wurden erfüllt

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres kam den Kirfern ein besonderer Umstand zugute. Ihr Dirigent Christoph Strupp und der Posaunist Volker Biewer sind Mitglieder des Musikkorps der Bundeswehr, dem ehemaligen Bonner Stabsmusikkorps. Unter bestimmten Voraussetzungen kann man dieses große, international anerkannte Orchester zu einem Konzert einladen. Es muss ein großer Konzertsaal mit einer Bühne vorhanden sein, und der Erlös muss einem wohltätigen oder gemeinnützigen Zweck dienen. Mit der Stadthalle in Saarburg war eine Lokalität schnell gefunden, und an der Gemeinnützigkeit, wenn die Jugendarbeit des Vereins unterstützt wird, dürfte auch kein Zweifel bestehen. So konnte es also nach den Begrüßungsworten des Vereinsvorsitzenden Karl-Heinz Jakob und des Schirmherrn des Abends, Landrat Günther Schartz, heißen: Bühne frei für das Musikkorps und seinen Dirigenten, Oberstleutnant Walter Ratzek. Das Programm, mit dem die musikalischen Soldaten von ihrem Stützpunkt Siegburg an die Saar gekommen waren, erfüllte alle Erwartungen, die man an einen solchen Klangapparat stellen kann - ja, sie wurden deutlich übertroffen. Natürlich gab es Märsche, wie es sich für ein ordentliches Bundeswehrorchester gehört, wobei der Radetzkymarsch schon in der Zugabe zu finden war. Daneben gab es die "Marche solennelle" von Peter Tschaikowsky, die "Polowetzer Tänze" aus der Oper Fürst Igor von Alexander Borodin und die sinfonische Suite "Harry Potter" von John Williams, die unter der Leitung von Ratzeks Stellvertreterin, Hauptmann Alexandra Schultz-Knospe, erklang. Leise ging es nicht zu, bei diesem Abend vor ausverkauftem Haus. Wer wollte das auch erwarten, wenn eine geballte Ladung an Blech- und Holzbläsern mit einem gewaltigen Schlagzeugapparat auf der Bühne steht. Aber zu keinem Zeitpunkt war die Lautstärke unkultiviert oder gar störend. Es gab auch Pianopassagen, insbesondere beim Konzert für zwei Klarinetten und Orchester, komponiert von Korpsmitglied Guido Rennert, das nicht zuletzt durch die beiden sehr subtil arbeitenden Solisten Hauptfeldwebel Guido Schmitz und Stabsfeldwebel Michael Wolf jedem Sinfoniekonzert zur Ehre gereicht hätte. Jubelnden Applaus gab es nach dem Finalstück "Innuendo" von Rock-Ikone Freddy Mercury und deutliche Bitten nach Zugaben. Wenn es nach dem Publikum gegangen wäre, hätten Ratzek und sein Orchester noch den ganzen Abend weiterspielen können. Doch der Oberstleutnant setzte einen Schlusspunkt, indem er kurzerhand die Nationalhymne spielen ließ.

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