"Die Neugier treibt mich an"

KANZEM/TRIER. Eine neue Erfahrung mit 62 Jahren: Ihre erste Einzel-Ausstellung eröffnet Hiltrud Kirchner-Plum, die seit 1980 in Kanzem lebt, am 3. September in der Galerie Palais Walderdorff in Trier. Mit Vorfreude, aber auch ein wenig ängstlich, blickt sie dem Datum entgegen.

Das alte Lehrerhaus in der Kirchstraße in Kanzem. Hier lebt und arbeitet Hiltrud Kirchner-Plum. In dem zum Atelier umfunktionierten kleinen Zimmer, aber auch im dicht bewachsenen Garten hinterm Haus oder an Orten fernab von Kanzem entstehen ihre Arbeiten. Mit dem Blei- beziehungsweise Graphitstift bringt sie auf Papier, was sich als - zunächst noch ungeformte - Idee vor ihrem inneren Auge und im Kopf Raum verschafft hat. Unter dem Titel "Einblicke, Beschreibungen, Zustände" zeigt sie vom 3. September bis zum 3. Oktober in der Galerie Palais Walderdorff am Domfreihof Handzeichnungen aus ihrer Sammlung.Filigranes mit Blei und Graphit

Etwa 40 Arbeiten - allesamt mit dem Bleistift gemacht - werden die Besucher zu sehen bekommen. Viele Zeichnungen sind neueren Datums, entstanden in den zurückliegenden zwei, drei Jahren. Einige ältere Arbeiten sind jedoch auch dabei. Ihren wesentlichen Schwerpunkten ist die 62-Jährige ohnehin treu geblieben: Landschaften, inklusive des Bereichs Architektur, "kleine Geschichten", wie Kirchner-Plum ihre Motive mit Fantasie-Erzählungen nennt, und Portraits machen den Großteil ihrer Arbeiten aus. Zu Letzteren beweist die geborene Schlesierin einen ganz besonderen Hang. So hat sie etwa Künstlerkollegen wie Guido Bidinger, Bekannte und Familienmitglieder, aber auch den früheren Bischof Spital aus künstlerischem Blickwinkel betrachtet und festgehalten. "Der Mensch ist das, was sich wie ein roter Faden durch meine Arbeiten zieht. Es ist die Neugier, die mich antreibt, Personen zu portraitieren", sagt Hiltrud Kirchner-Plum. Und sie erzählt die Geschichte, wie sie als junges Mädchen von der Lehrerin dabei ertappt wurde, wie sie die Pädagogin auf einem Zettelchen skizziert hat. Das musste sie zu Hause ihrem Vater vorlegen und von ihm unterschreiben lassen. "Erstaunlicherweise gab es aber kein Donnerwetter. Ich glaube, mein Vater hat damals erkannt, dass da etwas in mir schlummerte." Von Kunst habe sie nicht viel mehr gewusst, "als dass man Leute zeichnen kann". Gleichwohl betrachtet sie die Begebenheit von damals noch heute als Schlüsselerlebnis. Eine gewisse persönliche Verbindung muss für die Künstlerin da sein, wenn sie ihr Gegenüber auf Papier bannt. "Schön ist es, wenn mir jemand so offen gegenüber tritt, dass ich ihm keine Maske abziehen muss", findet die Kreative, die seit Anfang der 70er-Jahre Mitglied in der Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst ist. An der Bleistift-Technik hält sie fest. Auch wenn sie glaubt, dass dies in den Augen vieler "minderwertig" ist. "Es ist eben schwarz-weiß. Das wirkt nie so wie Farbe." Das Farbmalen sei ihr, ursprünglich Linkshänderin, durch die anerzogene Rechtshändigkeit wohl abhanden gekommen, schätzt die Wahl-Kanzemerin. Auch bei den Bleistift-Zeichnungen gelte: "Alles, was emotional aus mir herausfließt, zeichne ich mit links. Wenn ich mich besonders konzentrieren möchte, nutze ich die rechte Hand, mit der ich eine ganz andere Motorik habe." Zu ihrer Einzel-Ausstellung habe sie ihr Mann Bruno Plum, ebenfalls in der Malerei zu Hause und bis vor wenigen Wochen Kunsterzieher am Hindenburg-Gymnasium Trier, "gedrängt". Kirchner-Plum: "Er hat mir zugesagt, mir bei der Vorbereitung der Ausstellung zu helfen, sobald er im Ruhestand ist." Zwar hat die vierfache Mutter in den zurückliegenden Jahren stets auch bei den Jahresausstellungen der Gesellschaft für Bildende Kunst teilgenommen und vor Jahren mit Jakob Schwarzkopf ausgestellt, später zu viert mit Waltraud Jammers, Irmgard Weber und Renate Schmitt. Eine Einzel-Ausstellung hatte sie jedoch noch nie. "Ich produziere nicht nonstop. Deswegen muss man erstmal genügend Bilder zusammenbekommen." Sie freue sich auf die Ausstellung, habe jedoch auch Respekt davor. Hinter ihren Arbeiten steht die Künstlerin jedoch voll und ganz: "Ich habe mich stets bemüht um Authentizität. Was unvollkommen ist, muss ich mir verzeihen." Vernissage: Freitag, 3. September, 19.30 Uhr, im Palais Walderdorff.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort