Die Orgel einmal nicht mit Trompete

Konzerte für Trompete und Orgel gibt es sehr häufig. In Freudenburg ging man andere Wege und kombinierte die Königin der Instrumente mit der Oboe. Das Ergebnis war eine wundervolle Klangsymbiose.

 Trotz gesundheitlicher Einschränkungen gestalteten sie ein lohnendes Konzert. Kantor Karl-Ludwig Kreutz und die Oboistin Ruth Kramer. TV-Foto: Gerhard W.Kluth

Trotz gesundheitlicher Einschränkungen gestalteten sie ein lohnendes Konzert. Kantor Karl-Ludwig Kreutz und die Oboistin Ruth Kramer. TV-Foto: Gerhard W.Kluth

Freudenburg. (gkl) Manchmal kann der erste Eindruck, den man bei einem Konzert gewinnt, täuschen, muss man seine Meinung revidieren. So auch beim Konzert des Orgelbauvereins Freudenburg, der im Rahmen der Kulturtage des Kreises Trier-Saarburg zu einem Abend mit Musik für Oboe und Orgel eingeladen hatte. Ausführende waren die Oboistin Ruth Kramer, Lehrkraft an der Kreismusikschule Trier-Saarburg, und der Konzer Kirchenmusiker Karl-Ludwig Kreutz, seit diesem Jahr Professor für Orgelimprovisation an der Freiburger Musikhochschule (der TV berichtete).Mustergültige Zusammenarbeit

Der Orgel ein Melodie-Instrument hinzuzufügen, ist eine sehr alte Praxis, die sich früher wie heute großer Beliebtheit erfreut. Besonders gefragt ist die Kombination Trompete und Orgel, die in Konzerten aufgrund des glanzvollen Klanges immer großen Zulauf erfährt. Deutlich seltener kann man die Oboe als Partnerin der Orgel erleben, obwohl sie von der Klangmischung, die sich aus der Kombination ergibt, besser zum Pfeifeninstrument passt. Ein Musterbeispiel dafür war das Konzert von Kramer und Kreutz in der katholischen Pfarrkirche in Freudenburg, bei dem die beiden Instrumente über weite Strecken eine wundervolle Synthese eingingen. Ob nun im ersten Satz von Johann Sebastian Bachs C-Dur Konzert, BWV 1055, in Alexandre Guilmants romantisch geprägter "Cantilène Pastorale", Opus 15, oder auch in der zeitgenössischen "Canzona" von Hans Studer, bei allen Werken war die Oboe eine Bereicherung für den Orgelklang. Da, wo es gefragt war, trat sie strahlend solistisch hervor, mischte sich aber auch exzellent in den Gesamtklang. Und doch störte etwas den Gesamteindruck des Konzertes. Zu deutlich merkte man die Anstrengung der Oboistin, fielen nicht gelungene Töne auf. Des Rätsels Lösung war ein grippaler Infekt, der beinahe zur Absage des Konzertes geführt hätte. Unter diesen Umständen muss man Kramer großen Respekt dafür zollen, dass sie das anspruchsvolle Programm bewältigen konnte.Souverän gestaltete Kreutz seinen solistischen Part, ließ Wolfgang Amadeus Mozarts "Andante", KV 616, keck und zügig erklingen, Charles Marie Widors Scherzo aus dessen vierter Symphonie fast schon ein wenig zu zügig, gestaltete Jehan Alains Chaconne "Le jardin suspendu", AWV 63, zu einem surrealistischen Klanggemälde, das vielleicht der Höhepunkt des Abends war. Den Schlusspunkt setzte Kreutz mit einer improvisierten Fantasie und Fuge über "Nun ruhen alle Wälder", bei der er seinem Versprechen, im deutschen romantischen Stil zu bleiben, voll und ganz gerecht wurde. Nicht selten wurde man an die Werke Max Regers und Julius Reubkes erinnert, und auch der Gestus eines Johannes Brahms leuchtete in den Klängen auf. Ein Abend, der sich trotz der Einschränkungen gelohnt hatte.

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