Die Schikane sorgt wieder für Ärger

Erst sollte sie unbedingt hin, dann sollte sie so schnell wie möglich verschwinden: Die erst im Juli angebrachte Verschwenkung am Ortseingang Palzem aus Richtung Wincheringen kommend ist seit kurzem wieder abmontiert - für Ortsbürgermeister Florian Wagner ein "Unding", das er so nicht akzeptieren will.

Palzem. "Seit 20 Jahren diskutieren wir im Gemeinderat darüber, wie man die Raserei auf der B 419 am Ortseingang von Palzem in den Griff bekommen könnte", sagt Ortsbürgermeister Florian Wagner. Mit schöner Regelmäßigkeit hätten vor allem die Bürger immer wieder nach einer baulichen Lösung gerufen. Der schien sich die Gemeinde zu nähern, nachdem Anfang Februar 2007 ein Ortstermin mit Vertretern des Landesbetriebs Mobilität Trier (LBM) und weiteren Verantwortlichen anberaumt worden war (der TV berichtete). Nach Tempo-Messungen, die belegten, dass die Höchstgeschwindigkeit erheblich überschritten wird, probierte man zunächst den Weg über einen sogenannten Geschwindigkeits-Trichter aus: Eine kurz nacheinander aufgestellte Beschilderung mit einer gestaffelten Tempo-Reduzierung auf 70 und 50 Stundenkilometer sollte Fahrer aus Richtung Wincheringen beziehungsweise Nennig zum Tritt auf die Bremse veranlassen. "Bereits Ende Mai haben wir dem LBM mitgeteilt, dass das nicht den erhofften Erfolg brachte", sagt Wagner. Die Beschilderung wurde rückgängig gemacht. Den durchschlagenden Erfolg sollte schließlich eine andere Lösung bringen: Ende Juli brachte die Straßenmeisterei Saarburg an der gefährlichen Stelle eine beidseitige provisorische Verschwenkung - auch Schikane genannt - an. Wagner: "Die Konstruktion war provisorisch angelegt. Nach einer Testphase und weiteren Geschwindigkeitsmessungen sollte über das weitere Vorgehen beraten werden."Die Bürger hätten sehr positiv auf die Schikane reagiert. Erst, nachdem es in den vergangenen Monaten bis heute insgesamt acht Mal an dieser Stelle zu Autounfällen kam, sei die Stimmung umgeschlagen. Zwar sei bei keinem Unfall jemand ernsthaft verletzt worden. "Aber bei mir haben Leute angerufen und geweint, weil sie sich ihr Auto kaputt gefahren haben. Die Beschwerden wurden immer mehr", berichtet Palzems Ortsvorsteher Dieter Strupp. Das habe ihn dazu veranlasst, nach dem letzten Unfall am 28. Dezember die Straßenmeisterei Saarburg damit zu beauftragen, die Schikane abzubauen - was auch am gleichen Tag geschah. Auf den TV-Einwand, dass diese Order einzig von der Verbandsgemeindeverwaltung hätte ausgegeben werden dürfen, räumt Strupp ein: "Dort habe ich zu diesem Zeitpunkt niemanden bekommen, und für mich war Gefahr im Verzug. Ich hatte Angst, dass sich da jemand totfährt." Für Ortsbürgermeister Wagner ist dies indes keine Dauerlösung. "Die Schikane war mit altem, unverblendetem Material mangelhaft angebracht. Sie wurde von Verkehrsteilnehmern nicht rechtzeitig wahrgenommen, weil sie zu schlecht ausgeleuchtet und beschildert war." In einem Gespräch mit Straßenmeisterei und Verwaltung wollen er und Strupp morgen beraten, wie es weitergeht. Meinung Nachbessern statt abbauen! Florian Wagner hat recht: Das Abbauen der Schikane kann keine Lösung sein! Auch wenn die jüngsten Unfälle auf das bauliche Provisorium zurückzuführen sind, helfen blinder Aktionismus und das Wiederherstellen des ursprünglichen Zustandes keineswegs weiter. Schließlich ist unbestritten, dass die Schikane zum gewünschten Erfolg geführt hat und Verkehrsteilnehmer mit gedrosseltem Tempo in den Ort fahren. Sorgfältig prüfen, wo genau die Gefahrenpunkte liegen und so schnell wie möglich nachbessern, sollte das Gebot der Stunde sein - und zudem keine unlösbare Herausforderung. s.windfuhr@volksfreund.de

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