Die Sendelbachs und ihre Steine

TABEN-RODT. Eine der größten privaten Gesteins-Sammlungen Deutschlands ist bald der Öffentlichkeit zugänglich. Sammler Michael Sendelbach aus Taben-Rodt eröffnet ein Privat-Museum – mit beeindruckenden Einzelstücken und einer kompletten systematischen Sammlung.

An einem Urlaubstag im österreichischen Kaprun ändert sich Anfang der 70er-Jahre das Leben des neunjährigen Michael Sendelbach aus Trier: Ein junger Mann nimmt den Urlaubsgast mit auf den Dachboden des Ferienhauses seiner Eltern. Der Bergführer knipst das Licht im stockdunklen Raum an, und dutzende Bergkristalle beginnen zu glitzern. "Da war es um mich geschehen", erzählt der heute 49-jährige Sendelbach. Seitdem dreht sich im Leben Sendelbachs, der mit seiner Familie seit 15 Jahren in Taben-Rodt wohnt, alles um Mineralien. 3000 ausgestellte Stücke plus Systematik-Sammlung

Zurück in Trier hilft er in einem kleinen Steineladen in der Trierer Nagelstraße aus, im Gegenzug schenkt ihm der Ladeninhaber den ein oder anderen Stein. Im Familienurlaub geht es immer wieder nach Kaprun und dort natürlich in die Berge zum Kristallesammeln. Gegen eine Lehre zum Steinschleifer - die ihm der Händler aus der Nagelstraße in Idar-Oberstein ermöglichen will - hat sein Vater Einwände. Der Junge lernt Elektriker, was Anständiges. Die Leidenschaft geht trotzdem nicht verloren. In seiner Bundeswehrzeit ist Sendelbach im Harz stationiert. "Unglaublich, was da in den Gruben und Steinbrüchen zu finden war: Kupferkies, Bleiglanz, Zinkblende - typische Harz-Erze eben." Das Wiedereingliederungsgeld nach vier Jahren Militär geht drauf für eine dreimonatige Tour durch Skandinavien. Von Südnorwegen bis zum Nordkap und durch ganz Finnland führt die Reise, die zur mineralogischen Exkursion wird: "Drei bis vier Zentner Steine haben wir in unserem Audi 80 mit heimgeschleift." Seitdem hat Michael Sendelbach rund 70 Exkursionen nach Skandinavien gemacht - später mit Frau und Töchtern. Auch in die USA, vorrangig in den Grand-Canyon-Staat Colorado, und nach Kanada führt ihn die Suche nach "Top-Einzelstücken". Aber Hauptsammelgebiet ist Deutschland. Regelmäßig geht es am Wochenende und im Urlaub mit der ganzen Familie los. Von der Fundstelle Freiberg in Sachsen bis zur Grube Klara im Schwarzwald. Bis vor vier Jahren, als gesundheitliche Probleme Michael Sendelbach zum Kürzertreten zwingen. Seitdem ist er Frührentner, und hat Zeit, die gesammelten Steine durchgängig aufzuarbeiten und zu bestimmen. Auf Exkursionen geht es seltener, doch bei seinen Töchtern Maren und Mona und beim Nachbarsjungen Marius ist das Fieber ebenfalls ausgebrochen: Was sie bei Touren sammeln, arbeitet der Vater zu Hause auf. Auch beim Aufbau des Museums haben die Kinder geholfen. Schließlich musste der ganze Keller ausgebaut, etliche Meter Regale angebracht und mit Teppich versehen werden. "Alleine hätte ich das niemals geschafft - mein großer Dank gilt den Kindern und der örtlichen Schreinerei, die mir mit Rat und Tat geholfen hat", sagt Sendelbach. 2000 verschiedene Mineralien und 150 unterschiedliche Fossilien - die die Sendelbachs quasi "nebenbei" gesammelt haben - und versteinerte Hölzer sind in den drei entstandenen Museums-Räumen auf insgesamt 70 Quadratmetern zu sehen. Die 3000 Stücke, die wegen ihrer Optik auch die Blicke von Laien anziehen, sind auf den Regalen ausgestellt. Die für Sammler und Kenner interessanteren Stücke lagern in Schubladen. Sendelbachs ganzer Stolz ist die systematische Sammlung, die von den Elementen über Sulfide, Halogenide, Oxide, Hydroxide, Nitrate alle Gesteinsverbindungen säuberlich sortiert enthält. Raum eins zeigt beeindruckende Fossilien, Raum zwei die in allen Gebieten Deutschlands gefundenen Steine, Raum drei die Skandinavien-Sammlung, und im Flur sind Einzelsammlungen - Turmaline, Granate, Feldspate und Achate - zu sehen. Eintritt wollen die Sendelbachs für ihr Museum nicht verlangen. Vielmehr den Besuchern die Augen öffnen für die Schönheiten der Natur und Kontakte knüpfen zu anderen Sammlern. Deshalb plant Vater Michael, Exkursionen und Arbeitsgemeinschaften in Schulen anzubieten - auch im Saarland. Den Bergführer aus Kaprun haben die Sendelbachs in diesem Sommer besucht. Fotos von seiner Sammlung hatte Michael Sendelbach natürlich auch dabei. "Der Mann konnte kaum glauben, zu was das Erlebnis auf seinem Speicher in meinem Leben geführt hat." Das Museum wird am 28. Oktober eröffnet. Nach Absprache können Gäste ab dann die Sendelbach-Sammlung in der Waldstraße 26, Taben-Rodt, besichtigen. Infos und Anfragen über Telefon 06582/848.

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