Die meisten Bauern machen Minus

Trassem · Der Verein landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen (VLF) hat sich mit dem immer stärkeren Preisdruck der Handelsketten, der Kritik an Massentierhaltung und dem Verbraucherverhalten beschäftigt. Dabei geht es fast immer nur um den Preis für landwirtscahftliche Produkte: Immer mehr Bauern kommen immer schlechter mit der Ertragslage klar.

 Die Besucher des Vereins landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen schauen sich die Kühe in Trassem an. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Die Besucher des Vereins landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen schauen sich die Kühe in Trassem an. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"

Trassem. Noch nie war die Auswahl an Nahrungsmitteln so üppig und nie zuvor mussten Verbraucher so wenig von ihrem Einkommen dafür zahlen. In diesem Spannungsfeld kämpfen immer mehr Landwirte ums Überleben. Das Höfesterben geht weiter.
25 Mitglieder des Vereins ehemaliger landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen (VFL) haben sich die Problematik von ihrem Vorsitzenden, Günter Hunsicker, Raimund Möcklinghoff von der Landwirtschaftskammer und dem agrarpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, Arnold Schmitt, erklären lassen. Die Zahl der Vereinsmitglieder schrumpfte im letzten Jahr laut Geschäftsführerin Christiane Jäckels um 21 auf 276.
"1956 gab es noch 125 000 Milchproduzenten mit 348 000 Kühen im Land, heute sind es 2000, die 128 000 Kühe halten", zeigt Hunsicker die Entwicklung auf. Von 2014 auf 2015 sei der Gewinn bei der Milch um 44 Prozent eingebrochen, beim Obst um 50 Prozent. In einem Dreieck von Preisdruck, Verbraucherverhalten und staatlichen Auflagen zur Qualitätssicherung verzweifeln laut Hunsicker viele Bauern und geben auf. Landrat Günther Schartz sagt dazu: "Ich stehe ja an ihrer Seite, aber wir müssen die Vorgaben der EU dennoch umsetzen." Einen breiten Raum räumte Raimund Möcklinghoff von der Landwirtschaftskammer der Berichterstattung zum Thema Massentierhaltung ein: Immer wieder geht es in den Medien um zu enge Ställe oder den Einsatz von Antibiotika. Der Referent bevorzugt den Begriff Intensivtierhaltung: "Das ist eine bewusste Verängstigung der Bevölkerung, aber letztendlich bleibt der Preis das Lockmittel." Aber gerade in Rheinland-Pfalz würden Tiere fast überall artgerecht gehalten, und: "Unser Bundesland ist meilenweit von Massentierhaltung entfernt." Die Direktvermarktung biete jedoch nur eine Nische.
Arnold Schmitt zählt auf, was Landwirte leisten: "Wir erzeugen hohe Qualität, die so stark geprüft wird wie kaum sonstwo in der Welt und pflegen dabei die Kulturlandschaft." Außerdem stellten Landwirte die Flächen für Ökostrom zur Verfügung. Man spreche hier von 100 000 Arbeitsplätzen mit einer Wertschöpfung von neun Milliarden Euro.
"Wenn erst die Großkonzerne kommen, dann kosten Lebensmittel richtig Geld", befürchtet Maria Willems vom Landfrauenverband Saar-Obermosel-Hochwald. Ehrenmitglied Dieter Schmitt findet: "Am Ende kommt es auf den gesellschaftlichen Stellenwert der Landwirtschaft an." Seiner Ansicht nach ist eine "große Botschaft" nötig, mit der Verbraucher überzeugt werden können. Schmitt fordert eine Informationskampagne und mehr Kampfeswillen.
Ausrechnet im viel gescholtenen Freihandelsabkommen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership) sieht Arnold Schmitt Chancen mit Qualität und Vielfalt zu punkten: "Unser Wein kann bislang in den USA nur unter hohen Auflagen eingeführt werden."
Extra

Der Verein landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen (VLF) will Landwirtschaft auf youtube.com/agrikultur und facebook.com/tv.agricultur verbraucherfreundlich erklären. Der VLF setzt sich für artgerechte Tierhaltung (Tierwohl) ein. Das Obst sollte direkt vom Obstbauern kommen, der Wein vom Winzer. Ganz allgemein sprechen sich die Mitglieder für Produkte aus der Region aus. Auch Verbraucher waren zu dieser Versammlung eingeladen. Gekommen ist keiner. doth

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