Die perfekte Traube: Lese im Anbaugebiet Mosel in vollem Gange

Saarburg/Bernkastel-Kues · Die Rieslinglese an Saar, Mosel und Ruwer läuft auf Hochtouren. Die vergangenen Wochen waren für die Reifeentwicklung der Trauben ideal. Die Winzer erwarten einen sehr guten Jahrgang. Die Menge liegt aber unter dem langjährigen Durchschnitt.

 Nach einer leckeren Mittagspause macht sich Helmut Pluniens Lesetrupp für die nächste Runde im Weinberg bereit. TV-Foto: Alexander Schumitz

Nach einer leckeren Mittagspause macht sich Helmut Pluniens Lesetrupp für die nächste Runde im Weinberg bereit. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Saarburg/Bernkastel-Kues. Helmut Plunien fährt mit seinem Wagen durch die Weinberge rund um Ayl. Zwischendurch hält der Inhaber des Weinguts Vols in Ayl immer wieder vor seinen Weinbergen, steigt aus und schaut sich die Trauben an. In Gedanken sortiert er, welche Weinberge am nächsten Tag von seinen Helfern gelesen werden und wo die Trauben noch länger hängen sollten.

Mit der Lese hat der Winzer an der Saar bereits vor einigen Tagen begonnen. Als erstes hat er die Spätburgunder-Trauben in seinen Keller gebracht, dort stehen sie noch einige Zeit auf der Maische, bevor er sie weiterverarbeitet. "Das gibt langfristig längere Molekülketten, die pflanzlichen Gerbstoffe schmecken dadurch runder", sagt Plunien.

Mit der Lese der Rieslingtrauben sei Ende vergangener Woche angefangen worden. "Alle in Kabinett-Qualität mit circa 75 Grad "Öchsle", sagt Plunien weiter. Viele der goldgelben Trauben will er aber noch - je nach Witterung - bis in den November hängen lassen, um ihnen noch Zeit zum Nachreifen zu geben.
"Dank eines fantastischen Septembers haben wir beim Riesling eine sehr gute Reife", schwärmt Peter Mertes, der in Kanzem ein 11,5-Hektar-Weingut bewirtschaftet. Weil das Wetter zurzeit mitspiele, könne man entspannt die Lese fortsetzen. Mertes: "Wir haben die nötige Geduld. Die Lese wird sich auch bei uns wohl bis in den November hinziehen."

Die offiziellen Reifemessungen des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Mosel haben Anfang dieser Woche folgenden Wert ergeben: Der Riesling an Mosel, Saar und Ruwer liegt im Schnitt bei 85 Grad Öchsle, das sind vier Grad mehr als eine Woche zuvor. Bemerkenswert: Die Mostgewichte, das heißt die Fruchtzuckergehalte, sind von Lage zu Lage extrem unterschiedlich. In den schlechten Lagen wurden im Schnitt 68 Grad Öchsle gemessen, in den Spitzenlagen 98 Grad. Extrem unterschiedlich sind auch die Erntemengen. Achim Rosch, kellerwirtschaftlicher Berater beim DLR, erklärt: "Man sieht Weinberge mit sehr guten Erträgen und direkt daneben Weinberge, wo es weniger als die Hälfte gibt." Schuld daran ist das nasse Wetter im Mai und Juni. Winzer, die beim Pflanzenschutz, speziell zur Bekämpfung des Peronosporapilzes (Extra), ein paar Tage zu spät dran waren, haben teilweise enorme Ernte-einbußen.

Im Gegensatz zu den Winzern an der Saar haben deren Kollegen an der Obermosel die meisten Trauben bereits gelesen. Manfred Welter vom Ökoweingut Welter in Wincheringen ist mit der Traubenqualität zufrieden. Das Mostgewicht beim Elbling, den Welter vorwiegend anbaut, liegt bei rund 70 Grad Öchsle. Wegen des Falschen Mehltaus (Extra) hat er in diesem Jahr im Vergleich zum zehnjährigen Mittel Ertragseinbußen von bis zu 50 Prozent. Er nimmt es sportlich: "Diese Ertragsreduzierung kam der Qualität zugute."

Weiter moselabwärts bei Kröv hält Herbert Hüls eine Traube in der Hand. "Schauen Sie, goldgelbe Beeren, und sie schmecken hervorragend." Zehn Lesehelfer stehen in den Rebzeilen, in wenigen Stunden haben sie den Weinberg in der Kröver Kirschlay abgeerntet. Sohn Markus führt das Weingut, er ist zu Hause im Keller, um den Most zu verarbeiten. Vater Herbert sagt: "Diese Lese macht richtig Spaß, nur die Menge könnte etwas größer sein." Am vergangenen Samstag hat im Weingut Hüls die Rieslinglese begonnen. Noch zwei Wochen, schätzt der Seniorchef, werde die Ernte dauern.

Ähnlich sieht das Markus Junglen aus Kröv. Mit der Ernte in den besten Lagen will er noch warten. Junglen: "Um Topweine, also hochwertige Spät- und Auslesen, zu ernten, brauchen wir noch ein paar Tage." Er hat seine Lesehelfer angewiesen, Trauben mit faulen Beeren auszusortieren, um die Qualität noch zu steigern.Extra

Der Falsche Mehltau der Weinrebe - auch Peronospora genannt - ist eine Pflanzenkrankheit, die durch einen Algenpilz verursacht wird. Er wurde etwa 1878 aus Amerika nach Europa eingeschleppt und kann erhebliche Schäden verursachen oder zu Ernteausfällen führen. Bekämpft wird der Pilz mithilfe von Pflanzenschutzmitteln, die auf Kupfer basieren. Es gibt aber auch Neuzüchtungen wie die Regent-Traube, die gegen Falschen Mehltau resistent bleibt. itz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort