Die säuerlich-süße Königin

Die Ernte von etwa 2000 Tonnen leckerer Tafeläpfel in den Tälern von Mosel, Sauer und Saar ist in vollem Gange. Zurzeit wird die dicke, rote "Gala" gepflückt.

 Die dicke, rote „Gala“ ist gepflückt: Karl Simon, Franz-Josef Scheuer (DLR), Stefan Samson, Rudi Müller (linke Reihe, von vorne) und Norbert Briesch (DLR), Manfred Sonntag, Christian Bales und Christoph Lausberg (rechte Reihe, von vorne) freuen sich. TV-Foto: Christiane Wolff

Die dicke, rote „Gala“ ist gepflückt: Karl Simon, Franz-Josef Scheuer (DLR), Stefan Samson, Rudi Müller (linke Reihe, von vorne) und Norbert Briesch (DLR), Manfred Sonntag, Christian Bales und Christoph Lausberg (rechte Reihe, von vorne) freuen sich. TV-Foto: Christiane Wolff

Saarburg/Trier/Wittlich. Äpfel pflücken kann ja jeder? Denkste! "Einen halben Tag dauert's schon, bis jemand angelernt ist", sagt Kornelia Samson und demonstriert, wie's richtig geht: Die reifen Äpfel mit der ganzen Hand locker umfassen ("Packt man mit spitzen Fingern zu, gibt's Druckstellen!") und locker nach oben abheben ("Zerrt man rum, geht der Stiel mit ab. Dann fault's!"). Vorsichtig - wegen der Druckstellen - werden die so geernteten Äpfel in den knallroten Plastiksack gelegt. Ein "ausgelernter" Pflücker schafft so einen Doppelzentner pro Stunde. Bei rund fünf Kilo Gala-Äpfeln, die jeder junge Baum der Samson'schen Anlage in Merzkirchen-Rommelfangen (Verbandsgemeinde Saarburg) trägt, sind das durchschnittlich 20 Bäume pro Stunde. Macht bei 5000 Bäumen auf 2,5 Hektar Anbaufläche rein rechnerisch 250 reine Pflückstunden.Doch die Ernte ist lediglich der Abschluss der aufwendigen Pflege übers ganze Jahr: Dreimal ist Kornelia mit ihrem Mann Stefan und Helfern seit dem Frühjahr schon jeden Baum ihrer Obstplantage abgegangen. "Zu kleine Äpfel, Äpfel mit Macken durch Hagelkörner und die, an die die Sonne nicht richtig drankommt, werden dabei konsequent entfernt", erklärt Franz-Josef Scheuer, Gartenbauberater beim rheinland-pfälzischen Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Ahrweiler. Nur rund ein Drittel der Äpfel überlebt diese Auslese. Von 300 Früchten, die die starken, älteren Obstbäume der Samsons tragen, lediglich 100. "Das fällt einem schon schwer", sagt Kornelia. Auch, weil die Ausschuss-Äpfel nicht für anderes - etwa die Schnapsbrennerei - verwendet werden können.Sechsmal im Jahr lädt das DLR zur Beratung in eine Anlage ein. Besprochen werden Vermarktung, Pflanzenschutz, Düngung und Reifegrad. Zweimal pro Woche nimmt das DLR dazu Fruchtproben, um Stärkegehalt, Zucker und Festigkeit zu ermitteln. "Eine gute Erntehilfe, vor allem in Kombination mit meinen eigenen Messgeräten Auge und Zunge", scherzt Obstbauer Norbert Briesch aus Bekond (VG Schweich). Auch der chemische Schutz vor Pilzen und Mehltau ist Thema. "Ungespritzt kann man nichts verkaufen", kommentiert einer der Obstbauern. Nicht nur die EU-Richtlinien forderten, dass Gala-Tafeläpfel der Handelsklasse 1 einen Durchmesser von mindestens 65 Millimetern haben müssen. Auch der Verbraucher wolle keine kleinen Früchte von naturbelassenen Bäumen. Dass die alten Sorten wie der saure Boskop besser schmeckten als die neuen Züchtungen von ausgedünnten und konventionell behandelten Bäumen, sei realitätsfremde Nostalgie. "Bei einer Blindprobe hat sich von 300 Testkunden die überwältigende Mehrheit für die Rubinette entschieden - eine Apfelsorte, die erst seit zwölf Jahren angebaut wird", sagt Scheuer. "Die süße Welle ist mit Gala von Neuseeland gekommen", beschreibt Scheuer den deutschen Geschmackswandel. "Und die Rubinette ist die säuerlich-süße Königin!" Probieren und genießen Fünf der rund 80 Obstbaubetriebe der Region laden im Herbst zu Apfelprobiertagen ein: 6. und 7. Oktober: Bauer Greif, Oberkirch 8, Trier-Zewen, und Kornelia und Stefan Samson, Merzkirchen-Rommelfangen; 20. und 21. Oktober: Franz Rudolf Geiben, Bachstraße 24, Longuich, und Norbert Briesch, Moselstraße 40, Bekond; 27./28. Oktober: Karl Simon, Trie-rer Straße 15, Platten.

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