Doch die Gemeinde legt sich quer

LONGUICH. (ka) Einen Schiffsanlegesteg in Longuich - wäre er von Vorteil oder ein Störfaktor? Die Pläne eines Privatmannes sorgten jedenfalls für Streit in der Moselgemeinde.

Für Bernhard Gressnich, Inhaber des direkt am Moselufer gelegenen Ausfluglokals "Zum Nussbaum", ist die Sache klar. "Viele Wege führen nach Longuich, nur nicht der Wasserweg", sagt Gressnich. Fast jede Moselgemeinde bemühe sich intensiv um Wassertouristen. Ganz Longuich würde davon profitieren. Ein bequemer Bootsanlegesteg soll zum Besuch einladen. In fünffacher Ausfertigung hat der Nussbaum-Wirt seinen Antrag auf Einrichtung eines Anlegestegs an den Landesbetrieb Straßen und Verkehr Rheinland-Pfalz in Koblenzgeschickt. Der dort zuständige Jürgen Gödert bestätigt, dass alle zuständigen Stellen zugestimmt haben, lediglich die Stellungnahme der Oberen Landespflege stehe noch aus. Grünes Licht gibt auch Karl Herkel vom Wasser- und Schifffahrtsamt Trier. Derweil hat die Gemeinde Longuich laut Gödert ihr ‚gemeindliches Einvernehmen' versagt. "Die Ablehnung meines Antrags ist von der Gemeinde bisher nicht begründet worden", sagt Bernhard Gressnich. Das besorgt Longuichs neue Ortsbürgermeisterin Kathrin Schlöder im TV -Gespräch. "Wir können eine Regelung, wonach die Gemeinde nur gehört wird, über die sich die Behörde hinwegsetzt, nicht hinnehmen", betont sie. Die Probleme kämen vielfach erst später, und dann müsse die Gemeinde sie lösen. Im Interesse der Bürger gehe es um eine geordnete Entwicklung, bei der die Gemeinde nicht zu übergehen sei. Als nächstes großes Projekt der Gemeinde nennt die Bürgermeisterin eine Freizeitanlage unterhalb des Friedhofs nahe der Mosel. Dort sei ein Bootsanlegesteg vorgesehen, möglicherweise auch für Fahrgastschiffe. Dem Antrag von Bernhard Gressnich könne allein schon deshalb nicht stattgegeben werden, weil das dortige Viertel mit seinen engen Straßen der verkehrstechnisch problematischste Bereich von Longuich sei. Es liege eine Anwohnerbeschwerde mit 30 Unterschriften vor, die besage, "das Fass ist voll, mehr Autoverkehr ist unerträglich". Bernhard Gressnich kann das nicht nachvollziehen und kontert: "Genau das Gegenteil ist der Fall. Vier bis zwölf Wassertouristen beispielsweise bedeuten nicht mehr, sondern gut drei PKW weniger im Ort." Die Liegezeiten der Boote würden nur wenige Stunden betragen. Insofern sei auch die oft geäußerte Vermutung, die "Boatpeople" würden Freunde und Bekannte per Auto zum Treffen in Longuich einladen, völlig abwegig, obgleich auch das Longuich nur nutzen könnte. Es zeige aber die Realitätsferne der Verantwortlichen, würden doch derartige Verabredungen nur von Bootstouristen mit festen Liegeplätzen getroffen. Die aber werde es bei ihm nicht geben. Gressnich bezeichnet die gemeindliche Freizeiteinrichtung als eine gute Idee. Aber darüber vergehe noch viel Zeit. Zeit, die andere nutzen könnten. "Ich begrüße den Plan der Gemeinde", sagt der Gastronom, "wenn ich gut damit leben kann, dürfte es der Gemeinde doch sicher nicht schwer fallen, mit meinem Bootsanlegesteg ebenfalls gut leben zu können."

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