Dorfgemeinschaft in Gefahr?

FISCH. "Was verkraftet ein kleiner Ort, wenn man ihn lebendig halten will?" – das fragte sich der Gemeinderat Fisch bereits vor der Erschließung des Baugebiets "In Eimert". Grund war die Befürchtung, der Ort könne durch Zugezogene "überfremden". In seiner jüngsten Sitzung bekräftigte der Rat seine Absicht, vorerst kein neues Baugebiet in Angriff zu nehmen.

 Der Ortsgemeinderat von Fisch sieht im Fall einer Dorferweiterung die Gefahr der "Überfremdung" durch Auswärtige – auch aus Luxemburg. Foto: Hermann Pütz

Der Ortsgemeinderat von Fisch sieht im Fall einer Dorferweiterung die Gefahr der "Überfremdung" durch Auswärtige – auch aus Luxemburg. Foto: Hermann Pütz

Die Arbeiten zur Erschließung des Neubaugebiets "In Eimert" stehen kurz vor dem Abschluss. Bereits in den kommenden Tagen soll die Erschließungsstraße mit dem Einbau einer vorläufigen Teerdecke fertig werden. Um die Voraussetzungen für die Genehmigung der Bauanträge zu schaffen, soll die Teilabnahme des Gebiets Ende der Woche über die Bühne gehen. Wenn alles klappt, könnten nach Auskunft von Ortsbürgermeister Dieter Schmitt schon in zwei bis drei Wochen die Bauherren anrücken. Mehr Interessenten als Grundstücke

Von den insgesamt 19 Baugrundstücken sind bis auf zwei alle verkauft. Die verbliebenen will die Gemeinde für Bauwillige aus dem Ort zurückhalten, ursprünglich waren sogar fünf dafür vorgesehen. "Wir hatten weitaus mehr Interessenten als Grundstücke vorhanden sind", berichtete Schmitt in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Nach dem Willen der Gemeinde ist das Neubaugebiet "In Eimert" das letzte im Ort für "lange Zeit". Ausschlaggebend für diese Haltung war und ist nicht zuletzt die Befürchtung des Ortschefs und seiner Ratskollegen, das Dorf könne durch eine größere Zahl an Zugezogenen "überfremden". Bereits im derzeit entstehenden Baugebiet seien mindestens zwei Drittel der neuen Grundstückseigentümer im Besitz eines luxemburgischen Passes. "Deshalb müssen wir uns fragen: Was verkraftet ein kleiner Ort, wenn man ihn lebendig halten will?", gab Dieter Schmitt zu bedenken. Denn: "Viele Auswärtige, insbesondere die aus Luxemburg, beteiligen sich kaum oder überhaupt nicht am Gemeindeleben", wollte ein Ratsmitglied in Erfahrung gebracht haben. Das schade letztlich der Dorfgemeinschaft. "Die Leute kommen meist nur deshalb zu uns, weil das Bauland im ‚Ländchen' für viele unerschwinglich ist im Gegensatz zu dem, was sie in Deutschland dafür bezahlen müssen." Ein neues Baugebiet könne möglicherweise nur noch von Auswärtigen bewohnt sein, war zu hören. "Zudem", so Schmitt, "könnte der Markt in ein paar Jahren gesättigt sein und wir werden das Bauland nicht mehr los. Denn andernorts schießen schon seit geraumer Zeit Baugebiete wie Pilze aus dem Boden." Dennoch müsse man sich Gedanken über eine Erweiterung des Ortes machen - "schon deshalb, damit uns später niemand vorwerfen kann: Ihr habt etwas verpasst", betonte der Ortschef. Am Ende waren sich die Ratsherren von Fisch einig, es zumindest in der laufenden Legislaturperiode wie geplant beim derzeit entstehenden Neubaugebiet "In Eimert" zu belassen. Fast schon, als wolle er die ablehnende Haltung der Gemeinde gegenüber einer Ortserweiterung und einem damit zu erwartenden Zuzug von Auswärtigen relativieren, erklärte Schmitt: "Die Nähe zu Luxemburg ist für uns von großem Vorteil, denn würden dort nicht viele eine Arbeit finden, wäre unsere Region eine der ‚Armengegenden' in Deutschland." Insofern müsse man im Zweifelsfall bereit sein, die mit einer Dorferweiterung verbundenen Nachteile in Kauf zu nehmen. "Außerdem gibt es auch Einheimische, die nur im Ort wohnen und sich an nichts beteiligen", betonte Schmitt.

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