Drei Kontrahenten in heißer Arena

WALDRACH. TV -Forum in der Aula der Regionalen Schule Waldrach: Vor über 200 Besuchern stiegen am Mittwochabend die Kandidaten Wolfgang Annen (CDU), Jürgen Breiling (SPD) und Titelverteidiger Bernhard Busch (FWG) zum letzten großen Schlagabtausch vor der Bürgermeisterwahl in den Ring.

 Sie gehen bestimmt wählen: Über 200 Besucher kamen zum TV -Forum nach Waldrach.Foto: Klaus Kimmling

Sie gehen bestimmt wählen: Über 200 Besucher kamen zum TV -Forum nach Waldrach.Foto: Klaus Kimmling

Die Hitze steht im Saal, von den Köpfen rinnt der Schweiß, als TV -Redakteur Jörg Pistorius nach kurzer Anmoderation die Kontrahenten auf die Bühne bittet. Auch auf den Kandidaten-Stirnen stehen Schweißperlen. Etwa nur wegen der Saaltemperatur? Und alle zeigen einen leichten Anflug von Sonnenbrand. Das ist eine Folge der täglichen Von-Tür-zu-Tür-Kampagnen in den Orten der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer. Zur Einstimmung erhält jeder Gelegenheit, in einem auf fünf Minuten beschränken Statement seine politischen Ziele und Vorstellungen darzulegen. Sensationell Neues gibt es dabei natürlich nicht mehr - insbesondere für diejenigen unter den Zuhörern, die den Wahlkampf bisher aufmerksam mitverfolgt haben. Beifall für alle Kandidaten

Bürgermeister Busch erinnert an die Erfolge in den acht Jahren seiner Amtszeit. Er betont, dass in der Kommunalpolitik die parteiübergreifend herbeigeführten Sachentscheidungen am schnellsten zum Erfolg führen würden. SPD-Kandidat Breiling sieht in der VG-Ruwer ein "großes wirtschaftliches und gesellschaftliches Potenzial", das allerdings nicht brachliegen dürfe. Benötigt würden ein "professionelles Marketing", eine "ganzheitliche Betrachtungsweise" von Projekten und eine öffentliche Verwaltung nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen. Die ersten Lacher erzielt CDU-Kandidat Annen mit dem Ausspruch, er wolle Bürgermeister der VG Ruwer werden, weil in Pluwig während einer Amtszeit als Ortsbürgermeister "schon alles gemacht worden ist". Dann spult er die aus seinem Wahlkampf bekannten Details ab. Er skizziert die positive Entwicklung seiner Heimatgemeinde und betont die Notwendigkeit, private Investoren ins Boot zu holen. Als sehr erfreulich bezeichnen die Kandidaten die hohe Besucherzahl bei diesem TV -Forum - dies lasse auf eine rege Wahlbeteiligung am Sonntag zumindest hoffen. Der Applaus, den das Publikum jedem der Kandidaten spendet, klingt wohldosiert - Nuancen sind kaum auszumachen. Auf diesen eher artigen Einstieg folgt der härtere Teil: Moderator Pistorius zwickt nun das Polit-Trio mit gezielten Fragen, und die Besucher sind zur Mitwirkung aufgefordert. Und natürlich kommt es auch zu Scharmützeln zwischen den Kandidaten. Etwa, als Annen seine Pluwiger Ortspolitik ins Feld führt und von Bürgermeister Busch mit dem Hinweis gebremst wird, dass es gravierende Unterschiede zwischen einer Ortsgemeinde und einer Verbandsgemeinde gebe. Schnell ist nun die große Diskussion da. Bekannte Themen fliegen durch den Saal: Tourismus und Radweg, Gewerbeansiedlung in Gusterath-Tal und Osburg, Gewerbeschauen und auch das in Pluwig geplante Seniorenzentrum. Das wird vom Publikum auch einer kritischen Betrachtung unterzogen nach dem Motto: Wer soll das später betreiben? Wie teuer kommt das für die Nutzer? Wolfgang Annen versteht nicht, warum "dieses Arbeitsplätze schaffende Projekt so angegriffen wird", und Bürgermeister Busch verweist auf das erfolgreiche Netzwerk der Sozialstation, das dem Wunsch der Senioren, so lange wie möglich in den eigenen vier Wände zu leben, bestens entgegenkomme. Ermüdend auf das Publikum wirkt die Hitze im Saal offenbar nicht, wie sich dann bei der allgemeinen Diskussion zeigt. Da und dort auch Zwischenrufe und der Ansatz von emotional geladenen Redebeiträgen. Als zusätzliche Einheizer erweisen sich die im Publikum sitzenden Ortsbürgermeister und Ortsratsmitglieder aus der VG Ruwer. Bisweilen muss Moderator Pistorius regelnd einschreiten. Doch sachliche Beiträge überwiegen. Eine junge Frau fragt, wann die Kandidaten endlich mal was zum Thema "Jugend" sagen. Das Trio auf der Bühne erkennt Nachholbedarf und legt los. Annen sieht in der Schaffung von Ausbildungsplätzen echte Jugendarbeit, Breiling denk laut über einen eigenen "Jugendrat" in der Verbandsgemeinde Ruwer nach - was Busch wiederum als "hochfliegende Pläne" bezeichnet nach den Erfahrungen, die man mit jugendlichem Interesse bei der Agenda gemacht habe. Mit dem Appell, auf jeden Fall zur Wahl zur gehen, beendet Moderator Pistorius zwei heiße Stunden. Die Kandidaten wirken leicht erschöpft - jetzt zählen sie die Stunden bis zum Wahlabend.

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