Düsteres Szenario als Planspiel

AACH-HOHENSONNE. Beruhigende Ergebnisse erbrachte die jüngste Radarkontrolle an der B-51-Ortsdurchfahrt Hohensonne. Kein Trost ist dies für die Anlieger - schon die Menge des täglichen Schwerlastverkehrs und die zahlreichen Gefahrguttransporte bereiten ihnen Sorge. Die Katastrophenschützer haben das Desaster in Hohensonne virtuell schon durchgespielt.

Die von Polizeisprecher Reinhard Rothgerber genannten Zahlen der jüngsten Kontrolle weisen auf ein diszipliniertes Fahrverhalten hin: Gemessen wurden in eineinhalb Stunden insgesamt 1154 Fahrzeuge, von denen ganze sechs zu schnell unterwegs waren. Rothgerber: "Dies sechs Überschreitungen lagen aber auch nur im unteren Bereich. Ein Ergebnis, das sich mit unseren Erfahrungen aus früheren Kontrollen dort deckt." Trotzdem erneuern die Anlieger, die Ortsgemeinde Aach und die Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land ihre Forderung nach einer Stationären Radarüberwachung in Hohensonne. Dieser Wunsch verhallte bisher ebenso wie die Forderung, den Schwerverkehr - oder wenigstens die Gefahrguttransporte - von der Strecke zu verbannen ( TV vom 21. Januar).Konkrete Zahlen gibt es noch nicht

Bürgermeister Wolfgang Reiland von der VG Trier-Land: "Wir wissen noch nicht einmal, wie viele Gefahrgutlaster im Tagesdurchschnitt über die B 51 und durch Hohensonne rollen." In dieser Woche habe er deshalb eine entsprechende Anfrage an das Bundesamt für Güterverkehr gerichtet. Die Katastrophenschützer des Kreises Trier-Saarburg müssen in Sachen "Gefahrgut" grundsätzlich auch vom schlimmsten Fall eines Falles ausgehen. Der dann erforderliche Großeinsatz würde auf Kreisebene von der Führungsgruppe-Technische Einsatzleitung (FüGr-TEL) Trier-Saarburg koordiniert. Gebildet wird dieses Gremium aus Feuerwehrspezialisten aller Verbandsgemeinden sowie aus Vertretern der Hilfsorganisationen (DRK, Malteser) und des Technischen Hilfswerks (THW). Um auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, veranstaltet die Gruppe regelmäßig theoretische Planspiele im "stillen Kämmerlein", bei denen eine Katastrophe im Kreis Trier-Saarburg angenommen wird. Bei der jüngsten Übung dieser Art hieß der angenommene Katastrophenort Aach-Hohensonne. Von welchem Ausmaß ausgegangen wurde, zeigt der Blick auf die Internetseite der Führungsgruppe, zu finden unter: www.tel-trier-saarburg.de Mit etwas Suchen erscheint unter dem Link "ETB Lagekarte" ein Übersichtsplan von Hohensonne, der umgeben ist von einem Gewirr von Symbolen - den so genannten taktischen Zeichen. Der Sinn dieser Zeichen erschließt sich dem Laien zunächst nicht, aber die Dienstvorschrift "Taktische Zeichen" hilft weiter. Die Entschlüsselung der Symbole zeigt ein erschreckendes Szenario für Hohensonne: Ein Tanklastzug ist in die Häuser an der Ecke Kapellenstraße/B 51 gerast. Ein Gebäude ist dort total zusammengebrochen. Fünf Tote und 23 Verletzte sind in diesem Einsatzabschnitt zu beklagen. Ein weiteres Haus wurde schwer beschädigt und brennt. Es gibt dort drei Tote und fünf Verletzte. Ebenfalls in Flammen stehen zwei Häuser auf der anderen Straßenseite der B 51.Gefahren auch auf Bahn und Mosel

Dazu Kreisbrandinspekteur Ortwin Neuschwander: "Das soll natürlich nicht heißen, dass wir Hohensonne als prädestiniert für so einen Unfall sehen." Verharmlosen will der Feuerwehrchef die Dinge jedoch nicht. Er verweist auf die Gefahrstoffschilder an Lastwagen, die ihm täglich auffallen, und meint: "Da sind rollende Bomben darunter. Aber nicht nur auf der B 51." Noch "schwummeriger" könne es einem beim Anblick der Gefahrstoff-Güterzüge auf der Strecke Saarbrücken-Koblenz werden, die täglich mit riesigen Mengen giftiger und/oder brennbarer Stoffe quer durch Wohngebiete rollten. Besonderes Misstrauen hegt der Experte gegenüber Gefahrguttransporten auf der Mosel und fragt: "Was ist, wenn an einem Sommertag ein Flüssiggastanker gegen die Ehranger Brücke prallt und leck schlägt, während nebenan auf dem voll belegten Campingplatz die Grillfeuer brennen?" Er habe dieses Szenarium schon einmal für ein Planspiel erwogen, dann aber wieder verworfen. Ortwin Neuschwander: "Dem wären wir allein mit unseren Kräften im Kreis Trier-Saarburg nicht mehr gewachsen."

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