Durch die Luft ins Internet

SCHODEN. Eine leistungsfähige, weil schnelle Internet-Verbindung ist in vielen Gemeinden der Region bislang nur begrenzt oder gar nicht möglich. Das Hauptproblem ist die fehlende Breitbandtechnik. Ein Unternehmen aus dem norddeutschen Bückeburg will auch dünn besiedelte Gegenden erschließen. Das Mittel: Richtfunk.

"Turbo Speed Internet", oder kurz: TSI - diese Bezeichnung dürfte sich wohl manchem der rund 60 Besucher, die am Mittwochabend ins Schodener Bürgerhaus gekommen waren, ins Gedächtnis eingebrannt haben. Waren doch leistungsfähige, schnelle Internet-Verbindungen für Computerbesitzer aus der Saargemeinde bislang ein Wunschtraum. Das Problem: Mit dem Fehlen so genannter DSL-Breitbandanschlüsse gibt es schlicht keine Infrastruktur. Doch nicht nur die Schodener blieben im Hinblick auf technische Innovationen im Telekom-Bereich bisher auf der Strecke, auch in den Saargau-Gemeinden und anderen Ortschaften in der Region sind Breitbandanschlüsse Mangelware. Vielerorts stellen sich Menschen deshalb die Frage: "Bleiben wir im Informationszeitalter außen vor?" Eine Lösung verspricht die Firma "Telecab" aus dem norddeutschen Bückeburg, die zu einer Informationsveranstaltung nach Schoden geladen hatte. Allerdings: Noch ist das Projekt "Internet per Funk" eine Rechnung mit mehreren Unbekannten. Auf das Verlegen von Kabeln soll beim TSI-System fast ganz verzichtet werden. Stattdessen soll am Sendemast auf dem Schodener Berg eine große Richtfunkantenne befestigt werden, die das Signal eines in Trier stehenden Senders empfängt. Vom Schodener Berg gelangt es - sofern direkter Sichtkontakt zum Sendemast besteht - zu den einzelnen Teilnehmern in Schoden und anderen Ortschaften im Umkreis von rund acht Kilometern. Mit TSI wird Internet-Telefonie möglich

Besteht kein Sichtkontakt, nehmen so genannte Rund- und Sektionalstrahler, die sich beispielsweise auf ausgewählten Hausdächern befinden, das Signal auf, um es an die Nutzer zu verteilen. Voraussetzung für die Teilnahme ist ein Rechner mit handelsüblicher Netzwerkkarte und gängigem Betriebssystem. Darüber hinaus ist eine von Telecab zur Verfügung gestellte Empfangseinheit für das Funksignal erforderlich. Laut Telecab-Geschäftsführer Horst Henken sollen Übertragungsleistungen von bis zu 32 Megabit pro Sekunde möglich sein - beispielsweise für das Telefonieren via Internet. Obwohl die angepeilten Leistungen des Systems durchaus vielversprechend sind und auch die Bezeichnung "Turbo Speed Internet" spektakulär anmutet, so hat die Sache doch einen Haken: die erforderliche Infrastruktur muss erst noch geschaffen werden. Vorgesehen ist der Ausbau des Netzes innerhalb von fünf Monaten, nach deren Ablauf neben der Gemeinde Schoden auch in Wiltingen, Kanzem, Krettnach, den Konzer Stadtteilen Könen, Filzen, Hamm und Oberemmel sowie Ayl, Biebelhausen, Wawern, Fisch, Mannebach und Merzkirchen der Zugang zum Internet "durch die Luft" möglich sein soll. "Bis spätestens Ende des Jahres soll alles fertig sein", stellte Horst Henken in Aussicht. "Voraussetzung ist allerdings die Wirtschaftlichkeit." Um das zu gewährleisten, müssen zuvor 60 Nutzungsverträge pro Ortschaft auf dem Tisch des Hauses Telecab liegen, die jedoch erst dann in Kraft treten, wenn das Funksignal zur Verfügung steht. Damit dürften wohl vielerorts potenzielle Nutzer in eine Art Zugzwang geraten, schließlich hängt es von ihrer Bereitschaft ab, ob ihre Gemeinde an das TSI-Netz angebunden wird. Aber: "Nicht in jedem Fall bestehen wir auf der Mindestzahl von 60 Verträgen", erklärte Henken auf Anfrage von Mannebachs Ortsbürgermeister Manfred Arnoldi. Wann genau die laut Telecab "großflächige Versorgung" der Saargau-Region und der Dörfer in den Verbandsgemeinden Saarburg und Konz mit einem schnellen Internetzugang startet, bleibt demnach abzuwarten.

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