Ehemaliger Dorfschullehrer aus Mannebach feiert 100. Geburtstag

Mannebach · Südamerika. Das war das Ziel von Josef Blaes. Als Gymnasiast entwickelte er die Idee, nach Bolivien zu gehen. Doch daraus wurde nichts. Denn in Deutschland herrschte Krieg. Er musste an die Front. Nach Kriegsende wurde Blaes Lehrer und erteilte erst im Saarland, ab 1947 in Mannebach (Kreis Trier-Saarburg) Unterricht. Er hat Generationen von Kindern geprägt, auch als Schulleiter in Tawern, Konz und Beurig. Heute wird er 100.

Josef Clemens Maurer wurde in Püttlingen (Saarland) geboren. Wie Josef Blaes. Maurer, ein Angehöriger der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen, ging 1927 nach Bolivien. Der Missionar wurde später erster Kardinal des südamerikanischen Landes.

Der Gymnasiast Josef Blaes kannte Maurer, begegnete ihm häufig auf seinem Schulweg in Saarlouis. Und es war wohl auch Maurers Einsatz für Frieden und Völkerverständigung, der den Jungen damals begeisterte. Wenn Blaes heute von ihm berichtet, strahlen seine Augen. Denn: "Maurer ist für mich ein Vorbild und mir eine Stütze gewesen", sagt Josef Blaes, der nicht lange nachdenken muss, um seine Lebensgeschichte zu erzählen. Eine Lebensgeschichte, die ein Jahrhundert dauert.

Er ging als 18-Jähriger auf das Collège der Redemptoristen in Fribourg (Schweiz), danach folgte das Noviziat im lothringischen Teterchen, das ein Jahr dauerte. Josef Blaes hatte sich für seinen Weg und das Leben in der Ordensgemeinschaft entschieden. Er absolvierte ein Philosophie-Studium an der Theologischen Fakultät in Haguenau (Elsass) und kam schließlich 1938 ins luxemburgische Echternach, um dort Theologie zu studieren. Doch bereits ein Jahr später sollte sich das Leben des jungen Studenten komplett ändern.

Adolf Hitler rief den Krieg aus, und auch die zuvor von der Wehrpflicht befreiten Theologiestudenten wurden eingezogen. Blaes erhielt den Befehl, sich in Jena zu melden und musste an die Front nach Russland. "Sechs Jahre Krieg haben mich begleitet, drei Mal wurde ich verletzt", erinnert sich der 100-Jährige. Eine schwere Zeit für den Mann, der nun alles andere erfahren musste, als seinem Vorbild in der Hilfe für und Sorge um die Armen Boliviens nachzustreben.

Auch nach Kriegsende musste sich Josef Blaes einer "großen Prüfung" stellen, wie er sagt. Es ging um seine Zukunft, die Entscheidung, ob er sein Studium wieder aufnehmen sollte. Doch er absolvierte einen Lehrgang, um sich zum Lehrer ausbilden zu lassen, und trat 1945 seine erste Stelle in Saarbrücken-Burbach an. "Aber ich wollte nicht in der Großstadt bleiben." So bewarb er sich auch um einen Posten in Rheinland-Pfalz. Drei Stellen schlug ihm das Schulamt Saarburg vor. Blaes wählte die Schule in Mannebach. "Die war für mich attraktiv. Es war eine kleine Schule, mit nur einer Klasse."

Die Stellung als Mannebacher Dorfschullehrer, die er im April 1947 antrat, war eine Herausforderung, eine große Aufgabe. "Sehr viel Arbeit", sagt Josef Blaes. "Aber die Leute hier waren froh, dass ich nach Mannebach kam." Er unterrichtete die Kinder in allen Fächern, kämpfte bei manchen Bauernfamilien darum, dass deren Kinder die Schule besuchen konnten und nicht auf dem Hof arbeiten mussten.Im Dorf vieles bewirkt


"Ich habe erreicht, dass meine Schüler das Pensum geschafft haben." Er vermittelte seine Schüler an weiterführende Schulen. Viele von ihnen habe er auch auf ein Aufbaugymnasium schicken können, einige von ihnen seien selbst Lehrer geworden.

Blaes hat sich in das Dorf eingelebt, war nicht nur der Lehrer, der im Pfarrhaus untergebracht war, sondern auch darüber hinaus aktiv: mit einer Theatergruppe, die mit einem Bauernwagen eine Tournee in die Nachbardörfer unternahm, als Gründer des Sportvereins, im Kirchenvorstand. Und Blaes lernte im Dorf seine Frau kennen, ein Mannebacher Mädchen, das er im Mai 1948 zum Traualtar führte.

Die Zukunft seiner Schüler war ihm auch später wichtig. "Es ging mir in erster Linie darum, ethische Werte zu vermitteln. Respekt und für Recht und Gerechtigkeit einzutreten." Aber auch Fleiß und Disziplin brachte er den Kindern bei. 1966 kam Blaes nach Tawern, wo er als Konrektor und Rektor an der Mittelpunktschule wirkte. Bis sie 1969 aufgelöst wurde. Die letzten Kinder aus dem neunten Schuljahr wurden am 11. Juli entlassen. Die anderen Schüler ab der Klasse fünf, die aus den Gemeinden Tawern, Fellerich und Wawern kamen, besuchten ab dem 1. August eine weiterführende Schule in Konz oder Saarburg.

Und auch Josef Blaes ging nach Konz, wo er am Schulzentrum die Leitung und den Aufbau der Katholischen Bekenntnisschule (Hauptschule) übernahm. Diese wurde allerdings nach einem Jahr wieder aufgegeben. Blaes blieb in Konz und wurde Rektor der Grundschule St. Johann in Karthaus (1970 bis 1972) und von 1972 bis zu seiner Pensionierung 1980 Rektor der Grundschule St. Marien Saarburg-Beurig. "Am 31. Juli war mein letzter Schulgang. Aber ich hätte eigentlich gern noch weitergemacht."

Noch heute haben viele Lehrer Josef Blaes in guter Erinnerung. Das ehemalige Kollegium aus Saarburg etwa. "Das spricht immer ,von der goldenen Zeit'", sagt Blaes. Und auch ehemalige Schüler sind Blaes bis heute dankbar. Vor einiger Zeit stand ein junger Mann, der in Tawern zur Schule gegangen war, mit einem Blumenstrauß vor der Haustür seines Lehrers in Mannebach. Blaes steht aus seinem Sessel auf, verlässt den Raum, nahezu behände, und kommt wenig später mit einer Karte zurück. Auf die hatte sein ehemaliger Schüler folgende Sätze geschrieben: "Sie haben dafür gesorgt, dass ich zum Aufbaugymnasium gehen durfte. Ihnen habe ich meinen beruflichen Werdegang zu verdanken." Er sagte zu Josef Blaes: "Sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin."
Heute, Donnerstag, feiert Josef Blaes seinen 100. Geburtstag. Wer ihm persönlich gratulieren will, kann nach Mannebach kommen. Seine Familie hat von 15.30 bis 18 Uhr einen Geburtstagsempfang im Gasthaus Felten organisiert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort