Ein Bürgerhaus im wörtlichen Sinne

IRSCH. Aus Alt mach Neu: Mit einem großen Anteil an Eigenleistung bauen die Irscher derzeit den ehemaligen Winzerkeller zum Bürgerhaus um. Wenn alles glatt läuft, sollen Vereine und Veranstaltungs-Besucher die neue Adresse bereits im Spätsommer 2005 regelmäßig aufsuchen können.

Die Umwandlung des Winzerkellers in ein Bürgerhaus hat Irschs neuer Ortsbürgermeister Jürgen Haag im Gespräch mit dem TV (Ausgabe vom 4. November) als ehrgeizigstes Projekt der Gemeinde bezeichnet. Dabei beschreibt er den Erwerb des seit langem ungenutzten Gebäudes als "Glücksfall". Im vergangenen Jahr, vor "Haags Zeit", hat die Gemeinde einen Komplex des Winzervereins gekauft. Das zweite Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht noch zum Verkauf. "Nachdem in den vergangenen Jahren immer mehr Weinbergsflächen stillgelegt worden sind, kam zu wenig Ertrag zusammen, als dass sich die Produktion für den Verein noch gelohnt hätte", erläutert Jürgen Haag. "Der Winzerverein Irsch befindet sich derzeit in Auflösung." 480 000 Euro seien für den Ausbau angesetzt, mit 200 000 Euro beteilige sich das Land. Eine gewaltige Summe, nämlich 156 000 Euro, sind als Eigenleistung in der Rechnung eingeplant. Ortsürgermeister Jürgen Haag und der planende Architekt Gerd Kintzinger halten für die Irscher höchstes Lob bereit: "Wir haben für die unterschiedlichen Arbeiten gut besetzte Helfer-Trupps", sagt Haag. Vereinsmitglieder, aber auch Rentner und andere Freiwillige hätten sich zusammengesetzt und überlegt, wer in welchem Bereich wie viele Stunden leisten kann. Gerd Kintzinger betont die Praxiserfahrung der Ehrenamtlichen und spricht von der günstigen Konstellation, dass der Ortsbürgermeister Elektro-Ingenieur ist. Kintzinger: "Das ist für die Koordination und Überwachung sehr hilfreich." Im Frühjahr haben die Winzer die Gerätschaften demontiert, seit September laufen die Innen- und Außenarbeiten. Das undichte Dach ist in den zurückliegenden Tagen saniert worden. Rund 800 Quadratmeter groß ist die Erdgeschoss-Fläche, die im ersten Bauabschnitt ausgebaut wird. Im zweiten Abschnitt soll das Keller-Geschoss saniert werden, das zurzeit noch voll mit Tanks ist. "Unser Jugend-Club und die Pfadfinder würden gerne da rein", sagt Haag. "Aber noch steht die Finanzierung nicht." Im Erdgeschoss sind fünf mit festen Türen voneinander getrennte Räume vorgesehen. Darüber hinaus wird es mobile Trennwände geben, die eine flexible Nutzung des Raumes ermöglichen. Musik- und Gesangverein werden nicht nur im Bürgerhaus proben, sondern können dort auch ihre Instrumente deponieren. Ein großer Raum soll mehr als 200 Besuchern Platz bieten, eine Küche und ein Ausschank sind vorgesehen. Auf den Plänen des Architekturbüros ist auch ein Büro für den Ortsbürgermeister eingezeichnet. Der glaubt jedoch nicht, ins Bürgerhaus umzuziehen: "Ich habe mir mein Büro zu Hause eingerichtet und bin dort für die Irscher erreichbar." Neue Möbel wird die Gemeinde nicht für den künftigen Treffpunkt anschaffen. Haag: "Wir haben ausreichend Stühle und Tische in der Turnhalle, die wir aufteilen werden. Auch das Bühnensystem von dort werden wir im Bürgerhaus nutzen." Was das Gebäude betrifft, sind sich Ortsbürgermeister und Architekt einig. "Architektonisch reizvoller ist das zweite, noch ungenutzte Haus des Winzervereins. Aber das ist für unsere Bedürfnisse, vor allem für Konzerte, nicht passend", meint Haag. "Die Her-ausforderung bei diesem Ausbau besteht darin, dem reinen Zweckbau mit den begrenzten finanziellen Mitteln einigermaßen Atmosphäre zu verleihen", meint Gerd Kintzinger.Ziel: Kulturzentrum, wo immer was los ist

Von "einer Art Kulturzentrum, wo immer etwas los ist", träumt Jürgen Haag in Bezug auf das Bürgerhaus. Nicht allein die Irscher Vereine und Institutionen sollen dort Platz zur Entfaltung finden. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir auch mal kleinere Chöre einladen, ein Kammerkonzert veranstalten oder Ausstellungen anbieten." Die Organisation der Veranstaltungen solle entweder über ihn oder die Vereine laufen. In diesem Zusammenhang denkt Jürgen Haag darüber nach, einen Heimatverein zu gründen. "Gemeinsam könnten wir Ideen sammeln, wie sich ein möglichst attraktives Angebot erstellen lässt", glaubt der 41-Jährige. Ein Termin steht schon jetzt fest: Am zweiten Wochenende im Dezember wird in dem Rohbau der zweite Irscher Weihnachtsmarkt sein.

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