Ein Freund der Kinder

AACH. Seit einem Vierteljahrhundert geht Klaus Schanen in Aach auf Tour. Auch dieses Jahr hat er als Nikolaus wieder Freude und Spannung in die Häuser getragen.

Die Spannung steigt, voller Erwartung sitzen die Kinder im Wohnzimmer. Stimmungsvoll flackern einige Kerzen. Dann klopft es an der Tür. Draußen stehen zwei Engel, der Nikolaus mit dem Schwarzen Mann und begehren Einlass. Jedes Jahr spielt es sich in Aach in vielen Häusern so ab. Das hat Tradition. "Das war schon immer so", erinnert sich Klaus Schanen. 1960, Schanen war gerade 25 Jahre alt, sprach der damalige Bürgermeister ihn an, ob er nicht künftig die Rolle des Nikolaus spielen wolle. Schanen, im Karneval sehr aktiv, fackelte nicht lange und sagte zu. So kam der Aacher zu der Rolle, die er nun im 25. Jahr spielt.Unterstützung bekommt Schanen von Heiko Kierspel, ebenfalls ein altgedienter Nikolaus, seit zwölf Jahren als zweiter Nikolaus mit dem Bischofsstab in Aach unterwegs. "Alleine ist das gar nicht zu schaffen", sagt Schanen, auf dessen Liste für den Abend 16 Adressen stehen. 20 bis 25 Minuten stehen für einen Besuch zur Verfügung. Gerne hätte der Nikolaus mehr Zeit für die Kinder. Besonders wenn die Kleinen ein Lied singen oder die Eltern den Besuch liebevoll vorbereitet haben. "Aber das wäre ungerecht den vielen noch wartenden Kindern gegenüber", meint Schanen. Mit seinen zwei Engelchen und dem Schwarzen Mann im Schlepptau besucht Schanen viele Kinder, deren Eltern schon Jahre zuvor gespannt vor ihm gesessen haben. Aacher "Ureinwohner", die fortzogen, kommen zum Nikolaustag sogar aus Hamburg in den Kreis der Familie zurück, um dort dem heiligen Mann aus Myra zu begegnen.

Jedes Jahr kommt der Nikolaus in jedes Aacher Haus, in dem Kinder wohnen. Bis zur Kommunion, dann verabschiedet sich der Bischof von den Kleinen. Ganz ohne den Nikolaus müssen die dann aber auch nicht auskommen. Wenn sie gut Flöte spielen können, dürfen sie den Nikolaus im nächsten Jahr begleiten. Dieses Jahr waren es Leonie Kierspel, Sina Metzen, Vanessa Weißhaar und Selina Longuich. Ein anstrengender Job für die vier. Und auch für Klaus Schanen. Unter der Bischofsmütze, der dichten Perücke, dem wallenden Bart und dem schweren Umhang kommt der heilige Mann mächtig ins Schwitzen: "Und dann immer der Wechsel von der Kälte in die Wärme der Stuben. Das geht auf die Kondition."

Der Schwarze Mann kommt nur sporadisch zum Einsatz. Mit seinem furchterregenden Äußeren setzt ihn der Nikolaus höchstens mal gegen vorwitzige Eltern ein. Ansonsten ist er nur für das Heranschaffen der Gaben zuständig. "Der Nikolaus ist schließlich der Freund der Kinder", betont Schanen. Der Nikolaustag, sagt Schanen weiter, sei das einzige Fest nur für Kinder. Er versuche immer, sich in die Kinder hinein zu versetzen. Wer sieht, mit welcher Wärme Schanen auf die Kleinen zugeht, hat daran keinen Zweifel mehr. Aus seinem großen goldenen Buch liest Schanen die eine oder andere "Untat" vor, aber viel lieber und länger berichtet er über die guten Taten der Kinder und lobt großzügig. Oft macht er den Kindern auch klar, dass es auf der Welt gar nicht so selbstverständlich ist, wenn es ihnen immer gut gehe und sie immer ausreichend zu essen haben. Nach vier bis fünf Stunden sind die beiden Nikoläuse, die Schwarzen Männer und die Engelchen völlig geschafft. Während die Engel dann bald ins Bett fallen, erholen sich die Männer in gemeinsamer Runde. Dann wird es auch schon mal spät, sehr spät. Doch auch nicht zu spät, denn die "Nikolaus-Saison" ist für Klaus Schanen noch nicht zu Ende. Betriebsfeiern, Seniorenheime, private Auftritte - der Aacher Nikolaus ist ein viel gefragter Mann.

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