Ein Haus, das Heimat schaffen soll

Psychisch kranke Menschen haben in Saarburg eine Anlaufstelle mit täglich geöffneten Türen. Seit zehn Jahren kümmern sich Fachleute im Betreuungszentrum "Robert-Walser-Haus" in Beurig um diese Hilfesuchenden. Statt einer Feier zum runden Geburtstag in diesem Jahr planen die Verantwortlichen ein Fest, wenn der lang ersehnte Anbau realisiert ist.

Saarburg-Beurig. Andernach ist vielen Menschen aus früheren Tagen noch ein Begriff im Zusammenhang mit psychisch kranken Personen. Lange Zeit war die dortige Fachklinik zentrale Anlaufstelle für betroffene Personen aus der gesamten Region. Das hat sich inzwischen geändert: Im Zuge der Psychiatrie-Reform ist in den vergangenen Jahren ein Teil der Landeskliniken aufgelöst und kontinuierlich das Ziel verfolgt worden, heimatnahe Angebote für die Patienten zu schaffen.

"Ambulant vor stationär" lautet ein zentrales Prinzip in diesem Zusammenhang.

"Durch unterschiedliche Angebote sollen die Patienten in ihren Gemeinden in der Nähe ihrer Familien bleiben und so weit wie möglich ihren normalen Alltags-Rhythmus leben können", erläutert Doris Eck, Leiterin des Gemeindepsychiatrischen Betreuungszentrums "Robert-Walser-Haus" in Beurig.

Das harmonisch ins Gesamt-Erscheinungsbild der Wohngegend eingepasste Haus mit Garten an der Bahnhofstraße beherbergt seit 1. September 1998 ein solch ambulantes Angebot für psychisch Kranke. Träger der Einrichtung ist der Caritasverband für die Region Trier, angeschlossen ist es an das Trierer Rafaelshaus in der Peter-Friedhofen-Straße.

Für den Zweck liege das zweigeschossige Haus, in dem früher die "Weißen Schwestern" lebten und das vor dem Verkauf an den Caritasverband in Privathand war, ideal. Eine Außenwohngruppe mit derzeit drei Personen, eine Tagesstätte, die Kontakt- und Beratungsstelle sowie die offenen Angebote wie beispielsweise eine Angehörigengruppe "verbergen" sich hinter den Türen des "Robert-Walser-Hauses".

Zwölf Erwachsene zwischen Anfang 30 und Mitte 80 nutzen die Einrichtung während der Woche täglich als Anlaufstelle. Vom Fahrdienst werden sie auf Wunsch morgens abgeholt und um 15 Uhr wieder nach Hause gebracht. Die Krankheitsbilder reichen von Psychosen über Schizophrenie bis hin zu Depressionen. "Jeder bekommt von uns einen individuellen Hilfeplan erstellt", berichtet Doris Eck. Mittelfristiges Ziel sei, den Menschen wieder feste Strukturen in ihrem Alltag zu verschaffen und sie zu stabilisieren. Langfristig gehe es darum, sie - wenn möglich - wieder einzugliedern - auch beruflich gesehen. "Das Fernziel ist, ihnen Chancen zu eröffnen für den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt, etwa in einer Werkstatt für Behinderte oder beim Bürgerservice", erläutert Sozialarbeiterin Ursula Maximini.

Zum Hirn-Leistungs-Training, Singen, Lesen, aber auch zu Spaziergängen, Ausflügen Gesprächsgruppen und natürlich den gemeinsamen Mahlzeiten kommen sie in der Einrichtung zusammen. Eck: "Wir möchten ihnen Heimat und Geborgenheit geben, ohne dass sie hier in einer Parallel-Welt leben. Sie sollen vor allem in ihrem Umfeld zurecht kommen."

Auf eine Feier zum Zehnjährigen verzichten Eck und ihr Team. "Gerade haben wir erfahren, dass ein dringend benötigter kleiner Anbau hinter dem Haus bewilligt ist. Wenn der steht, dann gibt es eine Einweihung." ExtraDer deutschsprachige Schriftsteller Robert Walser wurde am 15. April 1878 im schweizerischen Biel, im Kanton Bern, als zweitletztes von acht Kindern geboren. Er litt unter Angstzuständen und Halluzinationen und begab sich auf Drängen seiner Schwester Lisa Walser 1929 in die Heilanstalt Waldau bei Bern. Von 1933 bis zu seinem Tod 1956 lebte er in der Heilanstalt Herisau in seinem Heimatkanton bei Bern. (sw)

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