Ein Kopf voller Ideen

KORLINGEN. Wenn am Wochenende zum zweiten Mal das Trierer Märchenfest gefeiert wird, ist das zu einem großen Teil Michael Tenschert, Oberstudienrat für Kunst und Musik am Trierer Max-Planck-Gymnasium, zu verdanken. Einem Menschen, für dessen Aktivitäten ein Tag eigentlich 48 Stunden haben müsste, der gerne ungewöhnliche Wege geht und dessen Lebenselixier das Lachen und die Gemeinschaft mit anderen ist.

 Lachen und Musik verbinden sich in seinen Aktivitäten: Michael Tenschert, Gründer des Orgelbauvereins am MPG und Initiator des Trierer Märchenfestes, vor seiner "Wohnzimmerorgel".Foto: Anke Emmerling

Lachen und Musik verbinden sich in seinen Aktivitäten: Michael Tenschert, Gründer des Orgelbauvereins am MPG und Initiator des Trierer Märchenfestes, vor seiner "Wohnzimmerorgel".Foto: Anke Emmerling

Bei Michael Tenschert fühlt man sich warmherzig empfangen. Fröhlich winkt er vom Balkon, um anschließend über das ganze Gesicht strahlend in sein idyllisches Reich einzulassen: Ein altes, liebevoll umgebautes Haus, ausgestattet mit Gegenständen voller besonderer Geschichten. Doch bevor die aus dem Mund ihres Besitzers sprudeln, sprudelt erst einmal Teewasser in der Küche. Denn der in Leer Geborene will seinen Gast mit ostfriesischen Spezialitäten verwöhnen. "Lieber Kaffee? Auch kein Problem!" Spricht's, und schon läuft der Kaffeeautomat. Da ist sie, die Offenheit und Spontaneität, die in Tenscherts Leben roter Faden und Grundlage vieler Ereignisse ist. Auch der Entstehungsgeschichte des Trierer Märchenfestes. Die begann, als er vor fünf Jahren aus Biesdorf ans Trierer Max-Planck-Gymnasium wechselte und dort die renovierungsbedürftige Klais-Orgel in der Schulaula und den historischen Gewölbekeller sah. Augenblicklich inspiriert gründete er einen Orgelbauverein: "Dieses tolle, einmalige Instrument für Trier muss der Kulturlandschaft zurückgegeben werden", fand Tenschert und stieß die Öffnung des Kellers am Tag des offenen Denkmals an."Ich weiß immer schon, was ich als Nächstes mache"

Und just an einem solchen Denkmalstag begegnete Tenschert der Kaseler Märchenerzählerin Gitta Pelzer, ihrer Begeisterung für das Gewölbe und ihrem Wunsch, einmal dort erzählen zu können. Gesagt, getan, das erste Märchenfest zugunsten der Orgel war geboren. "Ich kann gut organisieren", sagt der 45-jährige Tausendsassa über sich selbst. Für das Fest mobilisierte er unzählige Helfer, darunter ehemalige Schüler; noch heute zehrt er vom Erfolg im vergangenen Jahr: "Da war eine ganz tolle Gemeinschaft und unglaublich fröhliche Stimmung", schwärmt Tenschert. Klar, dass eine Fortsetzung folgen sollte. Seit zwei Monaten laufen die Vorbereitungen für das kommende Fest auf Hochtouren. Doch damit nicht genug. Tenschert, der gerade die Präsidentschaft des Musikvereins Korlingen übernommen hat, sagt: "Ich weiß immer schon, was ich als Nächstes mache", und erzählt von der Einspielung einer Benefiz-CD, der Idee zu einem Trierer Drehorgelfest und dem baldigen Konzert des Freiburger Jazzmusikers, -professors und ehemaligen MPG-Schülers Lörscher. Wenn er Veranstaltungen organisiere, gehe es ihm auch um Erziehungsziele. Etwa das, Schüler für das Engagement zugunsten einer gemeinsamen Sache zu begeistern, sagt der Pädagoge. Im Vordergrund stehe jedoch immer der Spaß, fügt er hinzu. Das ist bezeichnend für diesen lebensfrohen Menschen, der die Dolce Vita in Rom - "meiner zweiten Heimat" - schätzt und dessen Liebe der Musik gilt. Orgel, Flügel, Geige und Laute sind nur einige der Instrumente in seinem Haus. Will er mal nicht selbst spielen und stattdessen lieber mit Gästen ein Tänzchen wagen, bieten Regalwände mit Lochkartenrollen fürs automatische Piano Melodien in Hülle und Fülle, teils in seltenen Einspielungen, zum Beispiel von Edvard Grieg. "An Musik-Mechaniken tüftele ich auch gerne herum", sagt Tenschert und gerät ein wenig ins Schwärmen. "Doch leider ist ja oft die Zeit zu knapp."Zum Ausgleich auf den Traktor

Wenn alles zu viel wird und als Ausgleich noch nicht einmal mehr Traktor fahren und Holz spalten hilft, sucht Michael Tenschert Besinnung auf ungewöhnlichen Reisewegen. Vor zwei Jahren war es eine einsame Pilgertour vom Süden Spaniens nach Santiago. In knapp fünf Wochen legte er 1000 Kilometer zu Fuß zurück, entdeckte die Langsamkeit, die Freude über Wasser oder Brot und eine Kraftquelle für sein ausgefülltes Leben: "Wenn ich einmal resigniere, denke ich an die vielen Hindernisse und Hürden, die ich genommen habe", sagt Tenschert.

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