Ein Kurfürst schaut immer auf den Teller

FÖHREN. Welche Gemeinde würde sich nicht glücklich schätzen, ein richtiges Schloss auf ihrer Gemarkung zu haben. Manchem Ortsbürgermeister würden möglicherweise schon ein paar historische Steine genügen. Reich gesegnet ist die Gemeinde Föhren mit dem Schloss derer von Kesselstatt.

Geschichte pur gibt es im Föhrener Schloss zu bestaunen, schließlich geht das mächtige Bauwerk, wenn auch nicht in seinem heutigen Zuschnitt, auf das Jahr 763 zurück. Damals gehörte das Schloss zur Abtei Prüm, laut einer Schenkungsurkunde Pippins an das Kloster. Man nimmt an, dass zu dieser Zeit ein Verwalter Prüms in Föhren ansässig war und in einem der Gebäude wohnte. 1340 bildet eine weitere markante Jahreszahl in der Geschichte. Überliefert ist der Umbau zu einer befestigten Burg: Kuno von Kuntzich erhielt Burg und Ländereien zu Lehen. Bei seinen Nachforschungen stieß Schloss-Besitzer Rudolf Reichsgraf von Kesselstatt vor einigen Jahren darauf, dass 1406 Friedrich von Schleiden, Abt von Prüm, den Alf von Bassenheim mit der Hälfte von Burg und Dorf Föhren belehnte. Katharina von Kuntzich brachte ihrem Gatten Arnold von Bassenheim die andere Hälfte mit in die Ehe. Das wichtigste Jahr für die heutigen Schlossbesitzer ist 1445: Friedrich von Kesselstatt und dessen gleichnamiger Sohn tauchen erstmals auf. Die Brüder Alf und Vone von Bassenheim verkauften ihr Haus "Furne" (der Name Föhren stammt wahrscheinlich aus der Römerzeit und bedeutet "Furnus", zu deutsch "Brennofen") an die Kesselstatts, die das barocke Anwesen seitdem ununterbrochen in ihrem Besitz haben. Vor dem Umbau im Jahr 1663, mit dem die Burg in den schlossartigen Zustand gebracht wurde, bestand das Baudenkmal aus einem Südflügel und einem Nordflügel. Überliefert ist, dass sich in jedem Trakt angefeindete Brüder sich mit Pfeil und Bogen von Fenster zu Fenster bekriegt haben sollen. Von den geplanten zwei Türmen wurde nur einer errichtet. Von Kesselstatt: "Ob das Geld ausging oder ob es andere Gründe gab, lässt sich nicht mehr herausfinden." Angelegt wurde ein Wassergraben, der 1949 aber wieder trocken gelegt wurde. Nicht zu retten waren, wegen erheblicher Schäden durch den Krieg, die drei Mühlen des Schlosses. Reichsgraf Rudolf von Kesselstatt wurde im Schloss geboren (24. Generation des Geschlechts) und wuchs, abgesehen von seiner Internatzeit, auch hier auf. "Als Kind hat man nicht gemerkt, dass man in einem Schloss wohnt, außer vielleicht, dass es viel Platz gab." Lebten seine Eltern eher zurückgezogen, halten Rudolf Reichsgraf von Kesselstatt und seine Ehefrau, Alexandra Reichsgräfin von Kesselstatt, weniger von einem abgeschotteten Leben hinter dicken Schlossmauern. Vor drei Jahren wurde die um 1820 erbaute Zehntscheune restauriert und umgebaut. Dadurch entstand ein Veranstaltungsraum in reizvollem Ambiente, in dem Festlichkeiten unterschiedlicher Art, Seminare, Kongresse oder Konzerte mit bis zu 100 Gästen stattfinden können. Hinter den Schlossmauern gibt es auch einen Hofladen, der unter anderem für seine Wildspezialitäten bekannt ist. Feld und Wald gehören ebenso zum Schloss, wie ein weitläufiger Park. Allerdings: Sieben Hektar wollen auch gemäht werden, nicht nur einmal im Jahr. Ein großer Erfolg war der im vorigen Jahr erstmals veranstaltete Weihnachtsmarkt im Innenhof. "Uns blieb überhaupt keine andere Wahl, als den Weihnachtsmarkt erneut zu veranstalten", so Reichsgräfin Alexandra von Kesselstatt. Er findet am 13. und 14. Dezember jeweils ab 11 Uhr statt. Alle Räume des Schlosses zu bewohnen (700 Quadratmeter), wäre für die Familie nicht möglich. Also beschränken sich die Kesselstatts auf eine Etage. Nur zu besonderen Anlässen genutzt wird das geräumige Kurfürstenzimmer mit acht lebensgroßen Gemälden mit Kesselstattschen Vorfahren. "Sie können sitzen, wo sie wollen, ein Kurfürst schaut ihnen immer auf den Teller", scherzt Hausherr Rudolf von Kesselstatt. Mehrere Räume wurden zu fünf Wohnungen umfunktioniert und vermietet. Besonders Amerikaner bevorzugten das Wohnen in Räumen, die älter sind als ihr Staat. Neuerdings finden im Schloss standesamtliche Trauungen statt - mit steigender Tendenz. Auch dabei schaut irgendein Adeliger zu.Morgen in der Serie Kreis ganz nah: In Leiwen werden jährlich rund 250 000 Übernachtungen gezählt. Da muss die Infrastruktur stimmen. Im nächsten Jahr soll der Spatenstich für die Freizeitanlage Moselvorland erfolgen.

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