Ein Leben für den Chorgesang
WINCHERINGEN. (hpü) Lässt Erich Scherer aus voller Kehle seinen Bass erklingen, klirren zwar keine Gläser. Dennoch freuen sich seine Zuhörer und die des Männergesangvereins "Mosella". Seit beinahe sechs Jahrzehnten betätigt sich der 79-Jährige im virtuosen Umgang mit den Stimmbändern.
Ein Tag des Jahres 1948 sollte das Leben Erich Scherers verändern: Der heute 79-Jährige trat dem Männergesangverein "Mosella" bei. Glaubt man dem Mann aus der Trierer Straße, war das durchaus abzusehen: "Das Gesangstalent scheint sich unserer Familie zu vererben", erklärt der rüstige Ruheständler schmunzelnd. Bereits der Vater und auch seine drei Geschwister - zwei Brüder und eine Schwester - sangen in Chören. Seither steht zumindest in der Freizeit des ehemaligen Bahnbeamten, der selbst Vater von zwei Töchtern und inzwischen fünffacher Opa ist, eines an erster Stelle: der Gesang. Einmal pro Woche ist Proben angesagt. "Da kann kommen, was will", sagt Scherer. Schließlich sei auch beim Chorgesang regelmäßiges Training - in diesem Fall das der Stimmbänder - alles. Zudem spiele für ihn der gesellschaftliche Aspekt eine erhebliche Rolle. Während der vergangenen fast sechs Jahrzehnte hat Scherer viele Höhen und Tiefen seines Vereins erlebt. Mit Skepsis beobachtet er deshalb eine Entwicklung, deren Ende derzeit noch nicht abzusehen ist: Seit einiger Zeit bleibt der Nachwuchs weitgehend aus. Aus diesem Grund singen die Wincheringer bereits seit Anfang der 70er-Jahre mit dem Männergesangverein Nittel in einer Chorgemeinschaft, die derzeit rund 30 Sänger zählt."Ich mache so lange weiter, wie ich kann"
Scherer sieht mehrere Gründe für diese Entwicklung: "Was das Freizeitangebot betrifft, wird heutzutage wesentlich mehr geboten als noch vor Jahren." Außerdem seien viele Leute nicht bereit, sich langfristig an einen Verein zu binden. "Grundvoraussetzung ist zudem Gesangstalent, und das hat auch nicht jeder." Deshalb sei zu befürchten, dass der vereinsmäßige Gesang auch in Wincheringen früher oder später zum Erliegen komme. Erich Scherer jedenfalls ist sich sicher: "Ich mache so lange weiter, wie ich kann - vorausgesetzt die Gesundheit spielt mit." Zu seinem 50-jährigen Jubiläum im Jahr 1998 bekam der 79-Jährige eine Urkunde des Deutschen Sängerbunds, die einen Ehrenplatz im Wohnzimmer Scherers hat. Auch seine Sangesbrüder vom MGV "Mosella" ließen sich nicht lumpen: Anlässlich des 100. Geburtstags des Vereins im vergangenen Jahr ernannten sie ihren Kollegen zum Ehrenmitglied.
