Ein Mann, 18 Frauen...

WELLEN. Vor 15 Jahren betraten mehrere Damen aus Wellen erstmals den Rasen, der für Fußballer die Welt bedeutet. Aus reinem Spaß ist inzwischen eine ernste Angelegenheit geworden – vor allem für jene, die dem 1. FC "Hüpfer" während 90 Minuten die Stirn bieten müssen.

An einem Sommerabend auf dem Sportplatz in Wellen: Ein Gewirr von weiblichen Stimmen schallt über das Feld. Nur schemenhaft sind mehrere Gestalten in einer Staubwolke zu erkennen. Ab und zu durchbricht ein Zwischenruf mit deutlich tieferer Stimmlage das akustische Durcheinander.Knüppelhartes Training

Wenn Matthias Ewald "seine" Mädels übers Spielfeld scheucht, dann nicht nur bloß aus Spaß. Auch beim Fußball ist knüppelhartes Training alles. Seit rund einem Jahr ist Ewald Teamchef des 1. FC "Hüpfer". Als solcher fühle er sich pudelwohl, sagt er. Kein Wunder, ist doch der Wellener nicht nur Hahn im Korb, sondern hat auch - zumindest aus sportlicher Sicht - das Sagen über 18 Frauen zwischen 18 und 36 Jahren. "Meine Leute liefern eine super Arbeit ab", erklärt Ewald lächelnd, während ihn seine Schützlinge mit strengem Blick beobachten. Die Arbeit der 18 Kickerinnen aus Wellen und dem Umland ist nicht nur "super", sondern auch einigermaßen erfolgreich. Derzeit spielen die "Hüpfer" in der Bezirksliga B des Fußballverbands Rheinland.Auf dem siebten Platz gelandet

Am Ende der abgelaufenen Saison konnten sie immerhin den siebten Platz im Feld von insgesamt elf Mannschaften für sich verbuchen. "Damit liegen wir noch gut im Rennen, schließlich sind wir punktgleich mit den Viert-, Fünft- und Sechstplatzierten", erklärt Heike Fantes augenzwinkernd. Seit 15 Jahren gibt es die Mannschaft. Was einst als reiner Spaß angefangen hat, ist im Lauf der Jahre zu einer durchaus ernst zu nehmenden Angelegenheit geworden - vor allem für jene, die dem Team während 90 Minuten die Stirn bieten müssen. Dabei sei die Idee, Damenfußball zu spielen, bei den Wellenern zunächst auf reichlich Skepsis gestoßen, berichtet Fantes. "Was wollt ihr denn in der Liga?" - von solchen oder ähnlichen Fragen habe man sich allerdings nur wenig beeindrucken lassen. "Trotzdem mussten wir kämpfen, um die Leute von der Sache zu überzeugen."Auch Versuche mit Beachsoccer

Neben den 20 Saisonspielen absolviert die Truppe jährlich mehrere Freundschaftsspiele und Turniere. Selbst am Beachsoccer, der Strandvariante des Fußballs, haben sich die Damen mit den Stollenschuhen schon versucht. Mindestens ein- bis zweimal pro Woche ist hartes Training, und nach dem Duschen geht's meist ab ins Vereinslokal Weber, wo beispielsweise die beste Überrumpelungstaktik für das nächste Match erörtert wird. "Auch das gehört zum Fußball", sagen die "Hüpfer", schließlich fördere nicht zuletzt der obligatorische Umtrunk nach getaner Arbeit den Gemeinschaftsgeist - und offenkundig die Zuneigung des Gastwirts, denn der hat den Kickerinnen unter anderem die Trikots gesponsert.Heute Fest mit buntem Programm

15 Jahre Damenfußball in Wellen ist für die "Hüpfer" ein Grund zum Feiern. Auch für den heutigen Samstag, 23. Juli, sind deshalb Freunde des runden Leders und jene, die es werden wollen, auf den Sportplatz der Obermoselgemeinde eingeladen. Neben dem Auftaktspiel mit Gründungsmitgliedern soll ein buntes Unterhaltungsprogramm für jede Menge Spaß sorgen. Ein wenig getrübt dürfte die Freude über das Jubiläum dennoch sein. Der Grund: Derzeit herrscht im "Kasten" der "Hüpfer" gähnende Leere. Vielleicht findet sich spätestens beim heutigen Fest eine versierte Torfrau - schließlich steht die neue Saison bevor.

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