Ein Mensch, nicht nur Kirchenmann

"Rummel" um seine Person ist Markus Mertes gar nicht recht. Am morgigen Sonntag allerdings wird sich der kaum vermeiden lassen, und der 88-Jährige muss da einmal "durch": Um 14.30 Uhr gibt es in der Kirche St. Bartholomäus in Ayl einen Festgottesdienst zum 60. Priesterjubiläum von Markus Mertes. Im Anschluss daran ist ein Empfang im Jugendheim geplant.

 Fühlt sich wohl in seinem Zuhause in Biebelhausen: Priester Markus Mertes. TV-Foto: Susanne Rendenbach

Fühlt sich wohl in seinem Zuhause in Biebelhausen: Priester Markus Mertes. TV-Foto: Susanne Rendenbach

Ayl-Biebelhausen. Auf die Frage des TV, was er sich für den Tag seines Diamantenen Priesterjubiläums am 31. August wünscht, antwortet Markus Mertes spontan und mit verschmitztem Lächeln: "Ich wünsche mir starke Nerven. Denn im Grunde ist das Jubiläum für mich eine Plage. Ich mag keine Reden über mich."

Glücklicherweise habe er bereits im Juni alle Geistlichen im Dekanat angeschrieben und für den Tag eingeladen. Ein dreiwöchiger Krankenhausaufenthalt im Juli habe seinen Zeitplan kräftig durcheinander gewirbelt - und gesundheitliche Spuren hinterlassen. "Ich bin ein bisschen wackelig geworden und muss langsamer machen", sagt der 88-jährige gebürtige Biebelhausener.

Ein paar Mal Feuerwehr gespielt



Dennoch: Sein Priesterjubiläum am Sonntag, das sich auf den Tag zum 60. Mal jährt, hat der pensionierte Kirchenmann fleißig mitorganisiert.

So werden 14 Geistliche aus dem Dekanat die Messe um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche in Ayl begleiten. Anschließend ist ein Empfang im Jugendheim geplant, und am Abend wird es sich Markus Mertes gemeinsam mit rund 40 Gästen in einem Restaurant in Ayl gut gehen lassen.

"Die 60 Jahre sind voll gepackt - nicht nur mit schönen Dingen", resümiert Mertes im Gespräch mit dem TV. Stationen in einigen Gemeinden machen das berufliche Leben Mertes' aus.

"Ich habe ein paar Mal Feuerwehr spielen müssen, bin in Gemeinden geschickt worden, die gespalten waren und wo ich die Menschen wieder zusammenführen musste", sagt Mertes.

So verschlug es ihn nach der Priesterweihe am 31. August 1948 in Münster und der Primiz in Ayl als Kaplan zunächst nach Bebra, bevor er als Pfarrer in der norddeutschen Diaspora, in Rheren und Springe - hier war er 25 Jahre aktiv - Dienst tat.

Nach seinem Vorruhestand beorderte man Markus Mertes nach Lauenstein, wo er mit 68 Jahren als Subsidiar zehn Jahre lang die Pfarrei als Aushilfspfarrer leitete.

1998 ist er mit seiner langjährigen Haushälterin Maria Hein zurück an den Ort seiner Kindheit gezogen. "Biebelhausen, das ist ein ruhiger Platz. Zudem gibt es eine Kapelle gleich um die Ecke, und das Wetter ist erheblich besser als in Springe." Bis vor kurzem hat er noch regelmäßig aushilfsweise Messen im Dekanat gehalten - unter anderem in Saarburg, Beurig und Palzem.

Bis zuletzt sei er nie vor den Altar getreten, ohne gründlich vorbereitet gewesen zu sein. Sein Anliegen beim Predigen beschreibt er so: "Ich hoffe, dass alle Leute andächtig mit dem Herrgott zu Rande kommen und wissen, worum es geht." Dabei ist ihm die Unterscheidung in weltlich und kirchlich fremd: "Die Kirche ist eine Institution, die in die Welt gehört. Die Kirche sind die Leute. Ich fühle mich auch nicht als Kirchenmann, sondern bin ein ganz normaler Mensch."

Einer, der für sich bilanziert: "Ich glaube, dass ich mit den meisten Leuten einen echten, menschlichen Kontakt hatte."

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