Ein Treffen vor dem Bürgerhaus
OLLMUTH. Der TV hatte alle Ollmuther zum gemeinsamen Fototermin vor das Bürgerhaus geladen, und rund 40 von insgesamt 170 Einwohnern kamen. Bevor TV-Fotograf Friedemann Vetter auf den Auslöser für ein Gruppenfoto drückte, berichteten Ortsbürgermeister Gerd Dietzen und die Ollmuther so einiges aus ihrem Dorf.
Der Ort auf der Höhe über der Ruwer liegt nur etwa 15 Kilometer von Trier entfernt - doch scheint es, als sei der geschäftige Trubel der Römerstadt hier in weite Ferne gerückt. Vielleicht liegt dies auch an der versteckten Lage: Nur ein Wegweiser an der Hauptstraße bei Pluwigerhammer zeigt die Richtung nach Ollmuth an. Rund zwei Kilometer weit schlängelt sich die Straße den Berg hinauf. Oben im Ort angekommen, erwartet den Besucher eine bunt gemischte Bebauung: historische Bauernhäuser, viele hervorragend renoviert, Neubauten und viele Häuser im Stil der 50er- und 60er-Jahre. Hinzu kommt das Neubaugebiet, das Dank Zuzug einiger junger Familien zu einer Verjüngung des örtlichen Durchschnittsalters geführt hat, das der Ollmuther Ortsbürgermeister Gerd Tietze als "ohnehin gut gemischt" bezeichnet. Vor dem 1980 errichteten und kürzlich renovierten Bürgerhaus haben sich schon zahlreiche Dorfbewohnerinnen und Bewohner eingefunden. Die TV-Aktion am Samstagnachmittag scheint ein willkommener Anlass für ein geselliges Schwätzchen zu sein. Das Foto ist schnell arrangiert. Ältester Dorfbewohner auf dem Bild ist Bernhard Bachen (84), der jüngste auf Muttis Arm ist Luca mit 20 Monaten. Und damit die Luft nicht "zu trocken" wird, hat Ortsbürgermeister Gerd Tietze auch einige Kisten mit Getränken heranschaffen lassen. Tietze hätte gerne noch mehr Ollmuther am "Drehort" gesehen, aber "an so einem Samstag haben auch viele private Dinge zu erledigen oder sind zum Einkaufen weggefahren." Das Stichwort "Einkauf" ist gefallen: Wie fast alle kleinen Dörfer leidet auch Ollmuth an einer Unterversorgung bei allen Dingen des täglichen Bedarfs. Schon lange gibt es keinen Dorfladen mehr, geschweige denn Bäcker, Metzger, Post oder Gaststätte. Der Ollmuther muss - wenn es um die Versorgung geht - erst einmal fahren. Das gilt auch für die Kinder und Jugendlichen im Ort. Sie werden - etwa auf dem Weg zur Schule - mit Zubringerbussen nach Pluwigerhammer gebracht, um von dort mit der Linie 30 weiterzufahren. "Ein Auto ist hier ein Muss", sind sich die Mitwirkenden vor dem Bürgerhaus einig. Doch dafür entschädige das Leben in einer intakten Dorfgemeinschaft. Durch Zusammenarbeit und Eigenleistung sei in Ollmuth schon viel verwirklicht worden, sagt Hans Jakobs. Er hatte 1948 die erste Nachkriegsausgabe des TV im Ort ausgetragen. Jahrzehntelang hielt er an der Aufgabe fest, bis er vor rund 22 Jahren von Marianne Dietzen abgelöst wurde. Heute kümmert er sich mit seiner Frau Alice um das Bürgerhaus. Das 1980 weitgehend in Eigenleistung errichtete Gebäude wurde 2003 durch die Ratsmitglieder unter der Leitung von Benedikt Bettendorf frisch gestrichen und um Räume für den Gemeindearbeiter erweitert. Außerdem prangt nun das Dorfwappen an der Giebelwand, das Ortsbürgermeister Dietzen skizziert hatte. Auch der neue Jugendraum im Haus wird von den jungen Leuten im Ort gerne als Treff angenommen. "Dann sollte man aber noch erwähnen, dass wir eine in Eigenleistung gebaute Grillhütte mit Strom- und Wasseranschluss haben", fügt Jakobs hinzu. Stolz ist die Dorfgemeinschaft auch auf die Kapelle aus dem 18. Jahrhundert. Ihr kunstvoller Altar wurde nun erst durch eine saarländische Fachfirma restauriert. Eine tragende Rolle im dörflichen Zusammenleben besitzen einige Gruppen und Vereine. Etwa der Billardclub, die Frauengruppe, der Skatclub "Böse Buben" oder die Freiwillige Feuerwehr, deren Gebäude ans Bürgerhaus grenzt. Die Feuerwehrleute sind nicht nur Garanten für die Brandbekämpfung. Sie richten auch jährlich am ersten Juliwochenende die St.-Thomas-Kirmes aus. Dann sind alle Ollmuther und ihre Gäste auf den Beinen. Im Dorf haben sie sich schon die Kirmes 2006 fest im Terminplan notiert. Doch am Tag der TV-Aktion freuen sich zunächst alle Anwesenden auf den am gleichen Tag bevorstehenden Polterabend beim Brautpaar Fränz und Susanne. In Ollmuth ist immer etwas los.